SCHNAITTACH — 13 Jahre nach seiner Schließung ist das ehemalige Kreiskrankenhaus in Schnaittach bald endgültig Geschichte. Im Herbst wird der Bau am Kalvarienberg abgerissen. An seiner Stelle entsteht Wohnraum für junge Familien.
Schnaittachs erster Bürgermeister Frank Pitterlein ist froh, dass eine der scheinbar unendlichen Geschichten in seiner Marktgemeinde nun doch zu einem guten Ende zu kommen scheint. „Wir haben lange und gut verhandelt und am Ende eine Lösung für das Areal gefunden, die zu unserer Kommune passt“, freut sich der Rathauschef. Über ein Jahrzehnt lang hatte das rund 5500 Quadratmeter große Grundstück im Dornröschenschlaf geschlummert – und das in einer absoluten Premiumlage: direkt am Kalvarienberg, mit viel Sonne, guter Infrastruktur und einem einmaligen Blick auf den Rothenberg.
Dort sollen nun schon bald Familien einziehen und das Viertel im Leben füllen, wünscht sich der Bürgermeister – die Nachfrage nach solchem Wohnraum in der 8200-Seelen-Gemeinde jedenfalls sei groß. Mit dem Bauträger, der Firma SIG Planen und Bauen aus Hersbruck, habe man den richtigen Partner gefunden, ist er sicher. Das 2012 gegründete Unternehmen konzentriert sich ausschließlich auf Vorhaben im Großraum Nürnberg.
In Schnaittach investiert die Firma 7,5 bis 7,8 Millionen Euro in ein Doppel- und ein Einfamilienhaus sowie drei Riegel mit jeweils acht Eigentumswohnungen. Dabei handelt es sich um Drei- und Zweizimmerwohnungen mit 100 beziehungsweise 76 Quadratmetern im Erd- und Obergeschoss sowie im Dachgeschoss Vierzimmerwohnungen mit Terrasse auf 113 bis 119 Quadratmetern. Dazu kommen eine Tiefgarage, Carports und Stellplätze. Die Kaufpreise werden zwischen 2600 und 2800 Euro pro Quadratmeter liegen, die Vermarktung übernimmt der Bauträger, so Geschäftsführer Jürgen Scheider.
Eine übersichtliche, luftige Bebauung habe bei der Planung Priorität gehabt, erklärt Prokurist Stefan Zimmermann. Dabei galt es die Hanglage mit einzubeziehen, was durch eine terrassenartige Anordnung gelöst wird. Die Zufahrt zum Gelände soll über eine Stichstraße vom Krankenhausweg aus beziehungsweise über den Oberen Krankenhausweg erfolgen. Der Wanderweg zur Erlanger Straße wird erhalten.
Der Markt Schnaittach war von Anfang an in die Planungen eingebunden, erklärt Michael Hitzschke, der Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH, der das Gebäude und das Gelände seit 2006 gehörten. „Es war uns wichtig, eine verantwortungsbewusste und gute Lösung im Sinne aller Beteiligten zu finden“. Das sei mit dem Projekt, das den Titel „Wohnen am Kalvarienberg“ trägt, gelungen.
Das Klinikum Nürnberg hatte 2006 alle Krankenhäuser im Nürnberger Land vom Landkreis übernommen. Dieser hatte 2003 nach langem Ringen beschlossen, dass traditionsreiche aber defizitäre Krankenhaus Schnaittach zu schließen. Eine bittere Pille für die Kommune, die seit 1892 ein eigenes Spital im Ort hatte. Das Gebäude im Krankenhausweg 16 wurde 1907 eröffnet und über die Jahre immer wieder erweitert und umgebaut, zuletzt 1968.
45 Interessenten
Umso schlimmer für die Marktgemeinde, dass das Gebäude so lange leer stand und vor sich hin rottete. Interessenten gab es dabei genug: Insgesamt 45 meldeten sich auf die diversen Ausschreibungen im Lauf der Jahre. Weil für die Spezialimmobilie zunächst eine sogenannte „qualifizierte Folgenutzung“ ausschließlich im sozialen Bereich vorgeschrieben war, beschränkten sie sich allerdings auf Investoren für Alten- und Pflegeheime oder Reha-Einrichtungen. Später wurde kurz über einen Umbau zur Asylunterkunft nachgedacht. Doch am Ende war die Substanz des Gebäudes zu schlecht, die Kosten zu hoch, als dass sich eine Sanierung gelohnt hätte. „Viele Vorhaben scheiterten an Anforderungen des Brandschutzes oder der Energieverordnung, erklärt Hitzschke, auch das Klinikum selbst konnte das Gebäude deshalb nicht nutzen.
Und so sprangen potentielle Investoren ab oder wurden abgelehnt. „Bei einigen hatten wir Bedenken, dass sie das Gebäude als reines Investionsprojekt sehen könnten und dann – wie beim Bahnhof – gar nichts gemacht wird“, sagt Pitterlein. Erst 2013, zehn Jahre nach der Schließung, hob der Bezirk Mittelfranken die Nutzungsbindung auf und öffnete damit auch die Tür für eine Wohnbebauung.

Abstimmung im Bauausschuss
Das letzte Wort hat aber der Schnaittacher Marktgemeinderat, der zunächst den Bebauungsplan ändern muss. Die entscheidende Sitzung des Bauausschusses ist für 9. Juni angesetzt. Pitterlein ist aber sehr zuversichtlich, dass alles reibungslos läuft, habe es nach der Präsentation des Konzepts am Donnerstagabend in nichtöffentlicher Sitzung doch ausschließlich positives Feedback gegeben. „Nun wollten wir möglichst schnell an die Öffentlichkeit gehen und den Bürgern zeigen, dass etwas voran geht“, sagt Pitterlein.
Sollte das Vorhaben genehmigt werden, könnten die Wohnungen bereits im September in den Verkauf gehen. Der Baubeginn ist für März kommenden Jahres angesetzt, die Fertigstellung für Herbst 2018. Ein Bild davon, wie die Gebäude einmal aussehen könnten, können sich Interessierte in der Hersbrucker Sandgasse machen, wo die SIG zurzeit 16 ähnliche Eigentumswohnungen errichtet.