Handel, Gastro und 3G

HERSBRUCKER SCHWEIZ – 3 G ist seit etwas über einer Woche das neue Zauberwort – vor allem für die Gastronomie. Dem Einzelhandel hat es die bayerische Landesregierung sogar mit den neuen Corona-Regeln noch leichter gemacht.

„Das ist für uns ein Schritt Richtung Normalität“, bestätigt Klaus Wiedemann. Denn es gelten weder 3 G noch Beschränkungen der Kundenzahl im Hinblick auf die Ladenfläche. „Man hat wohl endlich erkannt, dass die Ansteckungsgefahr im normalen Handel nicht gegeben war“, sagt der Ortsvorsitzende des Handelsverbands Bayern für Hersbruck.

Gerade bei den kleinen Läden habe im Gegensatz zu den Supermärkten eine deutlich geringere Frequenz geherrscht. „Die Vorgaben vorher hat daher keiner wirklich verstanden.“

Lieber verzichtet

Mit den neuen Regeln hatten einige scheinbar auch zunächst Probleme, ist die Erfahrung von Hans Heberlein vom „Alten Schloss“ in Kleedorf: „Als Markus Söder das bekannt gegeben hat, hagelte es bei uns Absagen für die abendlichen Reservierungen.“ Man habe Zurückhaltung und vor allem die Verunsicherung gemerkt, ob alle in der Tischgesellschaft geimpft sind oder einen Test haben.

Dabei hätte die neue Maßgabe von 3 G in Innenräumen bei einer Inzidenz über 35 erst zwei Tage später gegolten. „Im Biergartengeschäft braucht man das ja eh nicht.“ Inzwischen seien die Leute vorbereitet, so Heberlein. Sie würden selbst nachfragen, wenn sie reservieren, oder bekämen die entsprechenden Hinweise von Heberleins Personal. Er sieht in den neuen Maßnahmen wenig Probleme: „Die, die damit nicht leben können, die reservieren schon gleich gar nicht.“

Kontrolle contra Datenschutz

Dass einige Menschen wegen der Impfung ein „Kasperltheater“ machen, wo man sich früher aber gegen alles mögliche hat impfen lassen, versteht Peter Bauer vom gleichnamigen Restaurant in Hersbruck nicht. „Die Allgemeinheit ist bereit dazu und daher ist es in Ordnung, wenn die dann einen Vorteil davon hat.“

Auch wenn 3 G für Hotel und Gastro mehr Planungssicherheit verspreche – bei einem erneuten Zusperren „wäre der Ofen aus“ –, stellt Bauer dennoch Schwächen fest: „Wir müssen den Nachweis kontrollieren, aber einen Personalausweis dürfen wir wegen Datenschutz nicht verlangen.“ Immerhin habe die Registrierung der Gäste über die diversen Apps funktioniert, das habe er auch von Kollegen so gehört.

Kein Schnuppern für Azubis

Ein viel größeres Problem liegt seiner Meinung nach im Bereich Personal: „Wenn zu ist, dann kann man kein Schnuppern anbieten. Es fallen daher 30 Prozent an Lehrlingen weg.“ Dabei biete ein Ausbildungsberuf in der Gastronomie viele Aufstiegschancen und man könne weltweit unterwegs sein. Um doch noch Azubis zu finden, wollen die Betriebe im Landkreis auf die Schulen zugehen: „Wir würden gerne Schnuppertage für diejenigen anbieten, die noch keine Lehrstelle gefunden haben.“

Ähnlich wie Bauer sieht es auch Jürgen Haas. „Wenn wir bei 120 Gästen den Nachweis kontrollieren müssen, ist das ein riesiger Aufwand.“ Sein Landhotel „Sternwirt“ liegt im Landkreis Amberg-Sulzbach, der aktuell noch unter der Inzidenz 35 liegt – „wir haben da noch zwei Wochen Bonus“ –, der Biergarten ist voll, bei den Hochzeiten brummt es. Aber: „Ich habe kaum Personal.“

Viele Geringverdiener hatten sich in der Pandemie während der geschlossenen Restaurants andere Jobs gesucht – dauerhaft. Die Mitarbeiter, die Haas jetzt noch hat, müssten die fehlenden Kräfte auffangen – eine teuflische Spirale. Denn dann werde es auch den Verbliebenen irgendwann zu viel. „Dabei ist Bedienen so schön.“

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