Pläne der BMI

Es geht beides: Neubau und Eichen

Direkt hinter dieser Eiche wird der Neubau von BMI entstehen. Fünf von sechs der alten Riesen sollen erhalten bleiben. | Foto: J. Ruppert2021/10/Eiche-und-BMI-scaled.jpg

HERSBRUCK – „Die sechs Eichen komplett zu fällen, das war nie ein Thema zwischen der Stadt und uns“, betont Florian Keller. Der Geschäftsführer der BMI und die Stadtverwaltung haben nun ein Vorgehen gefunden, wie zumindest fünf der alten Riesen erhalten werden können.

Denn das Ziel sei von Anfang beides gewesen – Eichen und BMI-Neubau, erklärt Bürgermeister Robert Ilg. Er macht daher nochmals klar, dass der positive Beschluss im Bauausschuss zur Bauvoranfrage der geplanten neuen Produktionshalle kein „Ja“ zum Fällen gewesen sei: „Für einen solchen Schritt würde es der Zustimmung des Bodengutachters bedürfen.“ Sondern es ging und gehe darum, einen Kompromiss zu erarbeiten.

Und der scheint nun gefunden: Keller, Ilg, Stadtverwaltung sowie Boden- und Baumgutachter trafen sich dieser Tage zum Austausch. „Dabei stellte sich heraus, dass sich detaillierte Untersuchungen lohnen würden, um Erhalt und Neubau realisieren zu können“, erzählt Ilg. Daher wird der Baumgutachter die sechs Eichen in ihrem Bestand genau dokumentieren. „So sehen wir, in welchen Zustand sie sind, ob sie krank sind oder gefährdet“, erläutert Ilg.

Vorgehen wie im Tiefbau

Außerdem könne man so nachvollziehen, ob und welche Schäden die Bäume im Zuge der Baumaßnahmen erleiden. „Nicht dass eine Eiche aufgrund anderer Ursachen abstirbt und es dann pauschal heißt, die BMI ist schuld“, sagt Ilg. Im Tiefbau sei ein solches Vorgehen bei Gebäuden üblich, nennt er einen Vergleich.

Dieser Bestandsaufnahme werden sich Baumpflegemaßnahmen, die der Gutachter begleitet, anschließen, führt Ilg weiter aus. Da die Eichen auf städtischem Grund stehen, trägt die Stadt dafür die Kosten. „Den Bodengutachter bezahlen wir“, wirft Keller ein, „ist ja unser Grundstück und unser Bauvorhaben“.

Ein Baum muss weichen

Neben diesem Herrn wird auch der Baumgutachter Empfehlungen für die Eichen-schonende Gründung des Neubaus geben. „Er kann messen, wo welche Wurzeln in welcher Stärke verlaufen und wo diese mit dem Unterbau kollidieren würden“, versucht Ilg das Verfahren grob in Worte zu fassen. In diesem Fall gibt der Gutachter dann Tipps, wie die Wurzeln geschützt werden können. „Das hat natürlich Auswirkungen auf die Kosten“, gibt Keller zu.

Welche Vorschläge das sind und wie die Ergebnisse des Gutachters aussehen, das werde dann im Bauausschuss öffentlich gemacht, blickt Ilg voraus. Ein Baum wird aber sicher weichen müssen. „Die südlichste Eiche steht genau in der geplanten Zufahrt.“

Frühere Dispo

Wenn alles optimal läuft, könnte diese das erste Mal Ende 2023 im Betrieb befahren werden, hofft Keller. Dazu müsste der Spatenstich Ende 2022 sein. „Aber dazu müssen wir auch die Preisentwicklungen und Materialverfügbarkeiten bei den Handwerkern abwarten.“ Längere Lieferzeiten und Teuerung aufgrund der Corona-Krise sind auch dem Hersteller von hochwertigen Messwerkzeuge nicht fremd. „Wir müssen alles viel früher disponieren.“

Um einen reibungslosen Produktionsablauf geht es der BMI auch mit dem Neubau. „Wir brauchen zum einen mehr Platz, zum anderen sind die Wege in einem gewachsenen Unternehmen nicht so geradlinig und im Fluss wie sie sein sollten“, berichtet Keller.

Öl im Heizungstank

Daher suche man bereits seit rund eineinhalb Jahren nach Lösungen. Schnell wurde dabei klar, dass ein Neubau nachhaltiger und ökologischer ist als eine Sanierung. „Einige Gebäude sind 100 Jahre alt.“ Geheizt werde noch mit Erdöl, verrät Keller.

Die neue Produktionshalle soll nach kfw-40 plus-Standards errichtet werden und Solarzellen am Dach haben. „So können wir fast 90 Prozent an fossilen Brennstoffen einsparen.“ Ein flacher Bau wäre an sich das Beste für einen perfekten Produktionsfluss gewesen, so Keller, doch das Gebäude wird zweistöckig. Ein Zeichen der Bemühungen der BMI, vor Ort bleiben zu können, findet Ilg.

Arbeit hat Einfluss

Und auch das stuft der Bürgermeister als ökologisch ein. „So müssen die Mitarbeiter nicht woanders hin pendeln.“ Ilg ist bewusst, dass Fälle die der BMI keine Eintagsfliege bleiben werden. „Wir haben eine expandierende Wirtschaft, verfügen als Stadt aber nicht über Alternativflächen.“ Wenn dann einem Unternehmer schon über ein Grundstück gehöre, müsse man Kompromisse finden, um die Arbeitsplätze in der Stadt zu halten: „Denn die haben auch Einfluss auf das Leben hier, auf Angebote in Kunst, Kultur, Sport oder Schulen.“

Wer jetzt befürchtet, mit dem Neubau geht eine Automatisierung der Produktion einher, den beruhigt Keller: „Auch wir kommen nicht ohne neue Fertigungstechniken aus, um unsere Qualität zu bewahren.“ Aber die Vielzahl der individualisierten Produkte erfordere nach wie vor viel Handarbeit. So findet eine Wasserwaage speziell für Installateure weltweit Absatz.

Wie die Halle aussehen wird, in der diese Produkte in Zukunft von den rund 120 Mitarbeitern gefertigt werden, ist bislang laut Keller nur grob klar. Nun müssen erst einmal die Empfehlungen der Gutachter abgewartet und eingearbeitet werden. Erst dann folgt der Bauantrag bei der Stadt.

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