HERSBRUCK – Homeoffice, mobiles Arbeiten – die Arbeitswelt ist nicht erst seit Corona im Wandel. Co-Working ist ebenfalls eine neue Form, wissen Bertram Sturm und Experte Hans-Peter Sander.
Was bedeutet Co-Working?
Hans-Peter Sander: Es bedeutet im eigentlichen Sinne des Wortes „zusammen arbeiten“; an einem gemeinsamen Ort geht jeder selbstbestimmt seiner Tätigkeit nach und kann dabei die vielfältigen Vorteile, die dieser Ort bietet, nutzen. Diese reichen vom kostengünstigen und zeitlich flexiblen Teilen der Räume und Einrichtung über den Anschluss an eine Gemeinschaft – das überwindet zum Beispiel die soziale Isolation des Homeoffice – bis hin zur gemeinschaftlichen Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten. Weitere Coworking-Grundwerte sind Zugänglichkeit, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft vor Eigennutz.
Für wen ist dieses Arbeitsmodell interessant?
Zunächst einmal für jeden, der „im Büro“ arbeitet: das sind Selbstständige, Freiberufler, aber auch Angestellte, Kleinunternehmer und natürlich Berufspendler, die mit der Pandemie in ungeahnter Zahl ins Homeoffice geschickt wurden. Dort machen sie nun positive wie negative Erfahrungen. Gerade für diese Gruppe werden Co-Working-Spaces als „dritte Orte“ – neben der Firma und neben dem Homeoffice – ernst zu nehmende Angebote sein.
In Hersbruck hat es an einem Beispiel bereits funktioniert: Wie kam es zur Idee, Co-Working in Hersbruck zu starten?
Bertram Sturm: Eine originäre Idee gab es nicht, es war eher eine Entwicklung. Als freiberuflicher Grafiker habe ich gemerkt, dass ich zu Hause nicht ansatzweise so produktiv sein kann wie in einem Büro. Da Co-Working in den Großstädten mittlerweile ziemlich weit verbreitet ist, war die Lösung nicht nur ideal – auch aus Kostengründen bezüglich Miete oder Gerätschaften–, sondern leicht zu finden. Bei meinen Umzügen habe ich mir dann Bürogemeinschaften gesucht. Auch, als wir wieder in unsere Heimat Hersbruck zogen.
Wie kann Co-Working zum Strukturwandel beitragen?
Wenn wir Coworking erklären, verwenden wir gerne die Metapher vom Korallenriff: Dort, wo interessante, offene, kreative Menschen gemeinsam arbeiten und andere die Chance bekommen, dabei sein zu können, werden weitere hinzukommen. Und wo eine wachsende Gemeinschaft stetig arbeitet, wächst weitere Nachfrage – nach der Butterbreze, nach Dienstleistungen und so weiter.
Co-Working passt zu Hersbruck weil, …?
Die Antwort ist im Grunde ganz einfach: Co-Working passt zu Hersbruck, weil hier Menschen im arbeitsfähigen Alter leben. Ich denke, es gibt viele Leute, die zum einen am Schreibtisch arbeiten und zum anderen vielleicht sogar außerhalb von Coronazeiten im Homeoffice. Ich würde so weit gehen, dass Hersbruck auch ein ganz gutes Einzugsgebiet hat. Aus Henfenfeld, Pommelsbrunn oder Hohenstadt ist man schneller in Hersbruck als in Nürnberg. Die Menschen, die hier leben, sind der kaufkräftigste Anteil – und den sollte man in die Innenstadt ziehen, warum nicht über die Arbeit.
Das KuBa Libre-Gespräch mit den beiden Experten findet am Mittwoch, 5. Mai, um 19.30 Uhr online per Zoom statt. Die Anmeldung erfolgt über [email protected]. Nach der Anmeldung wird den Teilnehmenden der Zugangslink mitgeteilt.