LAUF – Auf dem Laufer Marktplatz steht eine Geisterstadt aus Holz. Die Buden sind verrammelt und das bleiben sie auch. Hier wird heuer kein Glühwein ausgeschenkt werden. Eine Woche, bevor der Weihnachtsmarkt in der Kreisstadt hätte beginnen sollen, wurde er abgesagt.
Von den Budenbetreibern ist am Donnerstagvormittag nur einer vor Ort. Armin Grauberger und seine Mitarbeiter bauen das Kinderkarussell vor der Metzgerei Pristownik wieder ab. Seit rund zehn Jahren ist der 37-Jährige mit dem Fahrgeschäft in Lauf vertreten, 2018 kam ein Langos-Stand dazu. Vom Vorsitzenden des Vereins Laufer Weihnachtsmarkt, Horst Fischer, erfuhr er am Mittwochabend von der Absage.
Vorbereitung war umsonst
„Katastrophe“, sagt Grauberger. Seit einem Monat läuft die Vorbereitung. Einkauf, Fahrgeschäft auf Vordermann bringen, Aufbau. Dabei helfen ihm drei Festangestellte aus Rumänien, die er nun bezahlen muss, auch ohne einen Cent Umsatz gemacht zu haben. Käse, Mehl, Sauerrahm, die Zutaten für Langos, eine Art ungarisches Fladenbrot, hat er schon gekauft. Der 37-Jährige überlegt jetzt, ob er die verderblichen Lebensmittel wegwirft oder spendet.
Von der Politik ist Grauberger enttäuscht. „Alle haben gesagt, Weihnachtsmärkte können stattfinden. Jetzt wurde kurz vor knapp doch abgesagt. Ich habe nur Geld verbrannt.“ Eine Absage im Oktober wäre ihm lieber gewesen, sagt der 37-Jährige. Dann hätte er wenigstens nichts vorbereiten müssen.
Im Sommer hätte sich Grauberger nicht vorstellen können, dass die Weihnachtsmärkte erneut abgesagt werden. „Wir waren der Hoffnung, dass wir etwas Geld machen können.“ Rund 20 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet Grauberger auf dem Laufer Weihnachtsmarkt, den Rest mit Kirchweihen – wenn sie denn stattfinden.
Vom Staat hat er für das erste Halbjahr eine Corona-Hilfe bekommen, das Geld kam vor zwei Wochen. „Zu spät“, sagt Grauberger, seine Kosten laufen weiter, die Versicherungen muss er bezahlen, der TÜV für das Karussell ist neu.
Er hofft jetzt, dass der Fürther Weihnachtsmarkt nicht auch noch abgesagt wird. Dort hat seine Mutter einen Süßwarenstand, für den die Ware schon bestellt ist.
Schwierige finanzielle Situation
Rund 15 Budenbetreiber gibt es am Laufer Weihnachtsmarkt, am Mittwochabend hat Horst Fischer allen von ihnen telefonisch die Absage mitgeteilt. „Da habe ich mir etliches anhören müssen“, sagt Fischer. „Die Budenbetreiber sind natürlich sehr traurig. Sie haben alles schon eingekauft.“ Die finanzielle Situation der Händler sei schwierig, eine Frau klagte, sie sei „am Ende“.
Bürgermeister Thomas Lang verteidigte am Donnerstag die späte Entscheidung eine Woche vor dem geplanten Beginn. „Es war richtig, alles in die Waagschale zu werfen.“ Fischer stärkt ihm den Rücken. Das Stadtoberhaupt habe bis zuletzt alles versucht, um die Veranstaltung durchführen zu können. Fischer steht hinter der Absage, auch wenn sie schmerzt. „Die Gesundheit steht an erster Stelle.“
Die Stadt überlegt jetzt, wie sie die Budenbetreiber finanziell entschädigen kann. Die Verwaltung soll klären, was möglich ist, sagt Lang. „Wir wissen, was wir an den Schaustellern haben.“
Verkaufsoffener Sonntag soll stattfinden
Der verkaufsoffene Sonntag am 28. November soll stattfinden, betont Lang. „Wir wollen schon was bieten.“ Die Stadt muss sich dafür nun etwas einfallen lassen, denn verkaufsoffene Sonntage sind in Bayern nur gebunden an einen Anlass – wie einen Markt – erlaubt.
Die Budenstadt auf dem Marktplatz bleibt zunächst stehen. Sie wird abgebaut, sobald der Bauhof Zeit dazu findet, sagt Lang.