Auf dem Jakobsweg

Zu Fuß bis ans „Ende der Welt“

Ein erhabener Anblick - Santiago de Compostela, das Ziel vieler Pilger. | Foto: privat2023/05/Rueckblick-auf-Santiago-scaled.jpeg

KIRCHENSITTENBACHHorst Wieland aus Kirchensittenbach, 2. Vorsitzender des Fränkischen Albvereins Hersbruck (FAV), hat nun sein Jahre andauerndes Fernwander-Projekt zum Abschluss gebracht. Im Apri beziehungsweise Mai folgten die letzten 400 Kilometer des „Jakobswegs“ nach Santiago de Compostela. Von dort ging es weiter zum „Ende der Welt“. So heißt das Kap „finis terrae“ in Galicien, wo Europa steil in die Fluten des Atlantiks sinkt. Insgesamt legte Wieland von Nürnberg aus mehr als 2800 Kilometer auf dem weltbekannten Pilgerweg zurück.

Begonnen hatte alles im Jahr 2011 mit einer bescheidenen Wanderung auf dem „Fränkischen Jakobsweg“ von Nürnberg nach Rothenburg. Im Jahr darauf ging‘s weiter bis nach Speyer, dann durchs Elsass und nach Burgund.

Als Wieland in den Ruhestand trat, wuchsen die jährlichen Abschnitte auf rund 400 Kilometer an. Mit Wanderfreund Hans Treuheit, ebenfalls vom FAV Hersbruck, fand sich ein „Kernteam“ für die restlichen 2000 Kilometer.

Ab Nürnberg verläuft der größte Teil des Pilgerwegs durch Frankreich, dort „Chemin de St. Jacques“ genannt. Hier durchquerten die beiden die blumenübersäten Hochflächen des Aubrac und erlebten kulturelle und spirituelle Höhepunkte in romanischen und frühgotischen Kirchen und Klöstern, vor allem in Le Puys, Conques und Moissac.

Manche Wanderer sehen allerdings im Jakobsweg einfach den längsten aller gut markierten Wanderwege quer durch Europa. Tagesetappen mit über 30 Kilometern sind nicht selten, Regentage oder längeres Gehen an der Straße fordern Durchhaltevermögen. Und der Rucksack mit allem Notwendigen muss schließlich auch immer mit.

Über die Pyrenäen

Auf einem langen Stück bis über die Pyrenäen war im Jahr 2019 auch Karl Westphal dabei, ein weiterer Wanderfreund aus dem FAV. Drei Jahre später, nach der Corona-Zwangspause, begleitete ein früherer Arbeitskollege Wieland und Treuheit von Pamplona bis León. Spanien bietet ebenfalls sehenswerte Städte und Dörfer sowie uralte Kirchen und prunkende Kathedralen. Das Landschaftsbild erreicht aber nicht ganz die französische Vielfalt und Pracht.

Angekommen am „Ende der Welt“. / Foto: privat2023/05/Ende-der-Welt-scaled.jpeg

In diesem Jahr kamen Wieland und Treuheit nach 320 Kilometern und zwölf Tagesetappen bei der berühmten Kathedrale von Santiago an. Dazu wurde noch der höchste Punkt des ganzen Jakobswegs mit 1500 Höhenmetern überschritten. Auf den letzten hundert Kilometern des „camino francés“, wie der Pilgerweg in Spanien heißt, tummelten sich dann schon Ende April Gruppen aus aller Welt. Viele sind mit Gepäcktransport oder gar mit Begleitfahrzeug unterwegs, um das Minimum zum Erhalt der begehrten „Pilgerurkunde“ zu erledigen. Zum Glück waren die folgenden drei Tage bis zur Atlantikküste wieder deutlich ruhiger.

Weit über hundert Wandertage, viele Jahre hindurch trieb Horst Wieland der Wunsch an, jeden Meter des Wegs von Nürnberg bis zum Meer kennenzulernen. Nun zeigt sich im zufriedenen Rückblick eine altbekannte Weisheit. So begehrt der krönende Abschluss war – den gleichen Stellenwert habe das alljährliche Vorankommen, die Aktivität vom Anfang bis zum Schluss des Unternehmens. Genau betrachtet gelte eben, und das nicht nur beim Wandern: Der (ganze) Weg ist das Ziel.

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