Ein Garten, in dem die Kirschbäume blühen, der Salbei wächst und die Schmetterlinge auf den Brennnesseln sitzen. Das ist das Paradies für Bienen und andere Insekten. Die aktuellen Debatten um Klimaschutz und Artenerhaltung sorgen dafür, dass sich die Bewohner des Nürnberger Lands zunehmend Gedanken darüber machen, wie sie selbst ihren Balkon und Garten insektenfreundlich gestalten können. In der Pegnitz–Zeitung geben drei Experten Tipps.
„Wichtig für Bienen sind Blumen, die offen blühen, deren Nektar also gut zu erreichen ist“, sagt Erich Bräunlein, Inhaber der Rü-
ckersdorfer Baumschule Bräunlein. Gute Beispiele dafür seien Rosen und Obstbäume. Bäume und Sträucher, die „versetzt blühen“, also weniger dicht bewachsen sind, locken laut Bräunlein nicht nur Zuchtbienen, sondern auch Wildbienen und andere Insekten an. Seine Tochter, Kathrin Schück ist Geschäftsführerin der Baumschule und davon überzeugt, dass sich jeder am Artenschutz beteiligen sollte. Bereits ein bepflanzter Balkon könne zur beliebten Anlaufstelle für Bienen und Schmetterlinge werden.
„Sonnenblumen und Staudenpflanzen, wie die schöne Sonnenbraut, eignen sich besonders gut für den Balkon. Genau wie der Salbei. Er blüht den ganzen Sommer und ist bei Bienen sehr beliebt“, so Schück. Außerdem empfehlenswert seien Thymian und Sommerflieder, der vor allem die Schmetterlinge anlockt.
Insektenhotel statt Kiesgarten
Um nützliche Insekten wie Florfliegen, Schlupfwespen und Marienkäfer zu unterstützen, rät Schück dazu, ein Insektenhotel im eigenen Garten aufzustellen. Außerdem sollten Gartenbesitzer Stellen unbenutzt lassen, statt alles durchzuplanen. „Aber auch ein gepflegter Garten kann mit den richtigen Blumen zur Bienenweide werden, zum Beispiel mit Rosen. Ich selbst bin allergisch gegen Bienen, aber ich habe Erdbienen im Garten, denen ich ihren Platz lasse. Mein Garten ist nicht gradlinig, sondern einladend für Vögel und Insekten. Im Frühling und Sommer brummt und surrt es in jeder Ecke“, erzählt Schück.
Die aktuelle Debatte um Klimawandel und Artensterben und das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ haben, laut Schück, mehr Menschen für das Thema Artenschutz sensibilisiert. „Wir haben letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt nicht ein Zehntel der Menge an bienenfreundlichen Pflanzen verkauft wie dieses Jahr. Das Interesse ist enorm“, erzählt Schück. Ihr mache das Hoffnung, dass der Artenschutz im eigenen Garten zukünftig von mehr Menschen umgesetzt wird.
Christian Werner leitet seit zehn Jahren die Gärtnerei Werner in Röthenbach, er tut das bereits in dritter Generation. Seiner Meinung nach kann jeder etwas zur Unterstützung der Umwelt beitragen. „Artenschutz findet überall statt, wo ich handle. Blumen wie der Goldlack sind bienenfreundlich, ein Insektenhotel schützt Arten, genau wie ein Kompost. Auch seinen Müll nicht in der Natur zu entsorgen, ist Artenschutz“, so Werner.
Eine Gefahr für die Insekten seien vor allem die chemischen Pflanzenschutzmittel. „Als letztes Jahr die Buchsbaumzünsler in den Gärten unterwegs waren, kamen die Leute zu uns und haben gefragt, was sie da spritzen können. Wir haben ihnen empfohlen, den Buchs abzureißen und stattdessen Eiben zu pflanzen. Diese sind winterfest und insektenfreundlich.
Fliegen als natürlicher Pflanzenschutz
Man kann sich auch anders behelfen, als gleich zu spritzen“, sagt Werner. Mit seiner Gärtnerei unterstützt der 38–Jährige ein Projekt des Bayerischen Gärtnerei–Verbands, indem Betriebe die Pflanzenschädlinge nicht durch Chemie, sondern durch Nützlinge loswerden. Insekten wie Florfliegen und Blattlauslöwen seien ein natürlicher Pflanzenschutz. „Auch privat kann man sich die Nützlinge holen. Das macht aber vor allem in geschlossenen Räumen, wie einem Wintergarten, Sinn“, so Werner.
Als Grund für das Artensterben sieht Werner neben der industriellen Landwirtschaft auch die aktuell modernen Gärten. „Es gibt ja keine blühenden Vorgärten mehr. Die Gärten im Bauhausstil bestehen aus Pflaster, Kies und drei Buchsbäumen. Außerdem wird sehr viel gemäht und ein Rasen ohne Blüten lockt keine Bienen an“, sagt Werner. Dabei sei die Biene als wichtigster Bestäuber essenziell für Umwelt und Landwirtschaft.
Um den eigenen Garten bienenfreundlich zu gestalten, rät Werner zum Anpflanzen von Salbei, Goldlack und Vergissmeinnicht. Die Salbeiart „Frecher Michel“ ist unter anderem wegen ihrer Beliebtheit bei Bienen vom Gärtnerei–Verband zur „Bayerischen Pflanze des Jahres 2019“ gewählt worden.
Insekten brauchen wilde Ecken
Als Obstbäume seien Felsenbirne, Kirsche und Blut–Pflaume bei Insekten besonders geschätzt. „Die Felsenbirne wächst überall, blüht im Frühjahr und trägt im Herbst gutes Wildobst. Von den Früchten der Blut–Pflaume können sich Vögel noch im späten Herbst ernähren“, erzählt Werner.
Ein Renner für Schmetterlinge ist, laut Werner, die Brennnessel. „Sie stand früher in jedem Garten. Heute gilt sie als Unkraut, dabei sind ihre Blüten bei Insekten sehr beliebt.“ Werner empfiehlt außerdem, den Garten im Herbst nicht komplett aufzuräumen, sondern Totholz liegen zu lassen. Man könne auch einen Stapel Holz aufschichten und im Winter verrotten lassen. In diesem Stapel überwintern Insekten, die sich von den Pilzen des toten Holzes ernähren.
„Gestrüpp sieht zwar nicht so schön aus, aber es ist wichtig für Insekten. Man kann auch eine wilde Ecke in seinem Garten unberührt lassen und zum Beispiel zwei Drittel des Gartens ordentlich und ein Drittel wild halten. Das muss kein Widerspruch sein und kann trotzdem schön aussehen“, so Werner.