Lärmbelastung in Oberwellitzleithen

Wall oder Wand? Hauptsache Schutz!

Die Satellitenaufnahme zeigt, wie nah die Wohnbebauung im nördlichen Bereich von Oberwellitzleithen an die Fahrbahnen der A 6 heran reicht. Ob, wann und in welcher Form Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden, ist derzeit offen. | Foto: Google Maps2021/02/Oberwellitzleithen-scaled.jpg

OBERWELLITZLEITHEN – Der Autobahnlärm von der A6 macht den Oberwellitzleithenern zu schaffen. Tobias Bäumler von der Autobahndirektion wird in Altdorf über neue Grenzwerte
und die daraus resultierenden Konsequenzen für den Ortsteil informieren. Eine Bürgerversammlung zum Thema kündigt Bürgermeister Martin Tabor an.

Im Autobahn-Dorf Oberwellitzleithen können die Menschen der Corona-Pandemie auch etwas gutes abgewinnen. Seit Monaten ist nämlich die Lärmbelastung durch die A6 deutlich geringer als in normalen Zeiten. Über die Autobahn von und nach Tschechien läuft nun weniger Verkehr als vor dem Corona-Ausbruch. Aber die Dauerbelastung bleibt – am schlimmsten betroffen sind die unmittelbar an der Autobahn wohnenden Oberwellitzleithener.

Seit Jahren ist der Verkehrslärm regelmäßig Thema auf den Bürgerversammlungen – und seit Jahren wird den Leuten Abhilfe versprochen. Als die Autobahndirektion vor einiger Zeit ankündigte, eine Lärmschutzwand zu bauen, gab es eitel Freude im Dorf. Die bremste sich dann aber schnell ein, weil sich die angekündigte Lärmschutzwand als Betonleitplanke entpuppte. Die neuen Leitplanken mussten ohnehin gebaut werden, weil die alten Metallplanken nicht mehr den Sicherheitsanforderungen entsprachen. Betonplanken geben zwar mehr Sicherheit vor Lkw, die von der Fahrbahn abkommen und in die Bebauung zu stürzen drohen, ihr Lärmschutzeffekt allerdings ist denkbar gering.

Zu wenig betroffene Anwesen

Die Familie Herchenbach hat 1998 in Oberwellitzleithen gebaut. Nachdem der Verkehr nach 2010 von Jahr zu Jahr zunahm, hat sie sich wiederholt an die Autobahndirektion und die Regierung von Mittelfranken gewandt mit der Bitte, alle Möglichkeiten für den Bau einer Lärmschutzwand oder eines Lärmschutzwalls auszuloten. Deprimierend für die Herchenbachs dabei: Weil die Anzahl der betroffenen Anwesen in Oberwellitzleithen zu gering ist, könnten keine Baumaßnahmen durchgeführt werden, teilte ihnen das Bayerische Verkehrsministerium mit.

Dabei stellt die Regierung von Mittelfranken freilich fest, dass die Lärmgrenzwerte in Oberwellitzleithen überschritten werden. „Der gesamte Ortsteil ist erhöhten Pegeln ausgesetzt“, heißt es im Lärmaktionsplan der Regierung für das Gebiet der Stadt Altdorf. Für die Familie Herchenbach und viele Oberwellitzleithener ist es bitter, dass „durchreisende Lkw-Fahrer besser behandelt werden, als die eigenen Bürger“. An Lkw-Parkplätzen werden bekanntlich Gabionenwände als Lärmschutz aufgestellt. Anfragen bei der Autobahndirektion, ob eine solche Lösung auch für Oberwellitzleithen denkbar wäre, wurden dagegen abschlägig beschieden. Gabionen sind für den Lärmschutz am Altdorfer Ortsteil zu teuer.

Kommt noch eine Lärmschutzwand?

Thomas Bäumler ist Dienststellenleiter bei der Autobahndirektion und kennt die Oberwellitzleithener Problematik seit Jahren. Vor Beginn der Bauarbeiten an der Riedener Talbrücke hat er im Gespräch mit Oberwellitzleithener Bürgern die Möglichkeit in Betracht gezogen, eine „kleine Lösung“ zu realisieren: einen Erdwall, möglicherweise vom Aushubmaterial, das beim Brückenbau bei Rieden anfiel.  Dass diese kleine Lösung nicht realisiert wurde, hängt mit der Änderung der Lärm-Grenzwerte an Autobahnen zusammen. Für Oberwellitzleithen bedeutet die Änderung, dass es wohl doch noch eine Lärmschutzwand geben könnte.

Der Haken dabei: Dem Bau der Wand geht ein aufwändiges Genehmigungsverfahren voraus, so umfangreich, dass die Oberwellitzleithener befürchten, noch über Jahre weiter ohne wirksamen Lärmschutz leben zu müssen. Wie es nun weitergeht, will Bäumler am 23. Februar im Altdorfer Rathaus mit Bürgermeister Martin Tabor besprechen. Dabei soll auch zur Sprache kommen, ob die Fahrbahn der A6 im Bereich Oberwellitzleithen bei einer Sanierung mit einem lärmmindernden Asphalt versehen wird.

Bürgerversammlung geplant

Rathauschef Tabor will in der Angelegenheit auf jeden Fall eine Bürgerversammlung einberufen und dann über den Stand der Dinge informieren. Er gibt auch zu bedenken, dass die Autobahndirektion seinerzeit die Aufschüttung eines Walls zwar angeboten habe, dass dafür aber der bestehende Grüngürtel aus Bäumen und Büschen gerodet werden müsste. „Da müssen wir zunächst klären, ob hierbei alle mitgehen.

Die Herchenbachs wären jedenfalls dabei. Man könnte den Lärmschutzwall ja bepflanzen, sagen sie. Altdorf ist von Autobahnen umgeben. Deshalb gibt es laut Tabor neuralgische Punkte in der Kernstadt, etwa im Oberpfalzviertel, in Oberrieden, Eismannsberg und Rasch. Nirgends allerdings liegt die Wohnbebauung näher an der Autobahn-Fahrbahn wie in Oberwellitzleithen.

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