RAITENBERG/VELDEN – „Wenn der Regen weiter ausbleibt, wird es eine schwierige Situation“, bringt es Mittelfrankens Bauernpräsident und BBV-Kreisobmann Günther Felßner bei der traditionellen Pressekonferenz zu Beginn der Ernte auf den Punkt. Er erinnert an den Sommer 2018 „mit extremster Trockenheit, wie wir sie noch nie erlebt haben“.
Eigentlich habe sich das Jahr gut angelassen, erinnert Felßner. „Bis Anfang Juni hatten wir vernünftige Niederschläge, und die Bestände auf den Feldern haben sich gut entwickelt.“ Als es dann heiß und wieder trocken wurde, habe man zuschauen können, wie die guten Bestände litten, regional zwar unterschiedlich, aber auf den leichten Böden katastrophal.
Auch der Handel leidet
Dass 2018 auch für den Landhandel ein sehr schwieriges Jahr war, verdeutlichte Günther Zäh, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH Nürnberger Land. „Wir haben in der Kampagne 40 Prozent weniger Getreide erfasst, wohl auch deswegen, weil viele aus Angst vor Futternot weniger vermarktet haben.“ Bei Raps waren es sogar minus 70 Prozent, was auch dazu geführt habe, dass der Anbau noch weiter zurückgehe. Aktuell seien es nur noch 400 Hektar im Nürnberger Land. Wer keine Zeit habe, sich intensiv darum zu kümmern, der sollte die Finger davonlassen, rät der Fachmann.
Angesichts der geschädigten Grasnarbe war entsprechendes Saatgut stark nachgefragt. Voll eingeschlagen hätten Blühmischungen, sowohl in der Landwirtschaft als auch im privaten Bereich: „Wir waren ausverkauft.“
Gute Ergebnisse verspricht für dieses Jahr lediglich die Wintergerste, die als Futter- und Braugerste vermarktet wird. Zäh über die Futtergerste: „Superqualität, der Ertrag schwankt je nach Lage zwischen 4,5 und acht Tonnen pro Hektar.“ Für Braugerste würde der Eiweißgehalt passen, der Vollgerstenanteil aber zu wünschen übrig lassen. Ob man im Herbst erneut Verträge anbieten werde, ließ er offen.
Triticale und Hafer wurde in vielen Bereichen als Futtervorrat siliert, der Roggen stehe relativ gut, während über dem Weizen ein großes Fragezeichen stehe. Die Ertragsprognosen gehen von minus 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu einer durchschnittlichen Ernte aus. „Jeder Tropfen Wasser zählt deshalb“, sagte Zäh. Als eine kleine Alternative („Weil er auch auf schwächeren Weizenstandorten gut wächst“) empfahl er Dinkel, der gute Preise bringe. Was die allgemein betrifft, hielt er sich bedeckt, weil vieles vom Weltmarkt und den Ernteergebnissen in den anderen Ländern abhängig sei.
Erinnerungen an 2018
Jürgen Scharrer, Mastschweinehalter und Milchbauer aus Henfenfeld, befürchtet vor allem beim Mais wieder große Probleme. Der Bestand auf den leichten Sandböden („das Wasser fehlt“) erinnere ihn an das vergangene Jahr. Lediglich in den Pegnitzauen stehe er gut. Was das Grünland anbelange, sei der erste Schnitt gut gewesen, „der zweite war hundsmiserabel, und jetzt ist die Weide schon wieder total verbrannt.“ Bis auf den zweiten Schnitt („der war bei uns in Ordnung“) bestätigt dies auch stellvertretender Kreisobmann Siegfried Schmidt, der in Reuth einen Milchviehbetrieb bewirtschaftet. Um Leinburg stehe der Mais auf den festen Böden normal, „und wenn es regnet, dann bekommt er noch die Kurve.“
Als nach wie vor prekär wird von allen Seiten die Futtersituation geschildert. Die wenigsten sind ohne Zukauf ausgekommen. Siegfried Schmidt hat seinen Maisvorrat aufgebraucht und greift seit zwei Wochen bereits den silierten ersten Schnitt an. Und wenn der dritte Schnitt ausfalle, dann müsse er wieder zukaufen. Das verkrafte kein Betrieb auf Dauer. Eine Erleichterung sei zumindest, dass Landwirte Brachen und Greeningflächen für Futtergewinnung nutzen dürfen. Hier dürfe man greening-fähiges Gemenge aussäen, „in der Hoffnung, dass es wächst und ich im zeitigen Frühjahr einen Schnitt habe.“
Was die Dürrehilfe 2018 angeht, kamen aus dem Nürnberger Raum 99 Anträge, fast so viele wie aus dem größeren Ansbacher Raum. Das habe, so Kreisobmann Felßner, in der extremen Situation enorm geholfen. „Schwierig wird es, wenn wir heuer wieder in die gleiche Situation kommen.“