FEUCHT – Wegen gravierender Baumängel öffnet das Seniorenzentrum Gottfried Seiler weitere zwei Monate später. Ein Blick in die Chronik zeigt: Es ist längst nicht die einzige Verzögerung, die Eröffnung war für Januar 2020 geplant.
„Gottfried zieht“, hieß es vor wenigen Tagen in dieser Zeitung. In der Dienstagsausgabe des Boten haben wir über den Fortschritt des Seniorenzentrums berichtet und über die bisherige Vermietung von 20 der insgesamt 30 zur Verfügung stehenden Wohnungen für Betreutes Wohnen informiert. Beim Termin vor Ort hatten sich die Leitungsverantwortlichen Kathrin Eibisch und Werner Schmidt noch zuversichtlich gezeigt, dass das Seniorenzentrum im Januar 2021 bezogen werden kann. Optimistisch stimmte vor vier Tagen, dass die Türen – wenn auch verspätet – eingetroffen sind und der ohnehin schon vorschobene Einzugstermin somit gehalten werden kann.
Einen Tag später folgte die Ernüchterung: „Bei der Abnahme eines Gewerkes wurden gravierende Mängel festgestellt, verursacht durch eine andere am Bau beteiligte Firma“, heißt es in einer Pressemitteilung der Rummelsberger Diakonie. In insgesamt 50 Räumen wurden besagte Mängel registriert, umfangreiche Nacharbeiten seien daher unumgänglich. „Auf hoher See und vor Gericht ist man allein in Gottes Hand“, sagt Diakon und Verbundleiter Werner Schmidt zur jüngsten Verzögerung und ergänzt: „Beim Bauen kann es einem ähnlich gehen.“
Verzögerung von zwei Monaten erwartet
Wie lange genau sich die Fertigstellung verzögern wird, ist noch unklar, die Verantwortlichen gehen nach aktuellem Stand von rund zwei Monaten aus. „Sobald wir etwas Sicheres wissen, werden wir alle Betroffenen umgehend informieren“, betont Schmidt. Der für Sonntag, 13. Dezember, vorgesehene Tag der offenen Tür muss ebenfalls verschoben werden.
Momentan ist die Rummelsberger Bauleitung damit beschäftigt, den Schaden aufzunehmen und mit den Versicherungen und Sachverständigen das weitere Vorgehen zu klären. „Das ist zwar mehr als ärgerlich, aber besser, es ist jetzt aufgefallen, als später, wenn das Haus schon bezogen ist“, sagt Werner Schmidt.
Deutlich frustrierter äußert sich hingegen Kathrin Eibisch: „So viele Feuchter warten sehnsüchtig auf Gottfried. Es tut schon weh, unsere zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner weiter vertrösten zu müssen.“ Doch was passiert, wenn künftige, bereits feststehende Mieter wegen des neuen Zeitplans in Schwierigkeiten geraten, weil sie Mietverträge bereits gekündigt haben? „Dann wird selbstverständlich geholfen“, verspricht die Einrichtungsleiterin des Seniorenzentrums. Man sei in gutem und regem Kontakt und informiere die zukünftigen Hausbewohner über jede neue Entwicklung.
Bereits über ein Jahr in Verzug
Fakt ist: Die jüngste Verschiebung reiht sich ein in eine Vielzahl von Eröffnungsverschiebungen, die Chronik der Verspätungen ist lang. Am 23. Oktober 2017 verkündete Joachim Lächele, Leiter der Immobilienabteilung der Rummelsberger Diakonie, auf einer Informationsveranstaltung in der Reichswaldhalle, dass das Zentrum zum 1. Januar 2020 seinen Regelbetrieb aufnehmen werde. Neun Monate später, am 24. Juli 2018, äußerte sich Feuchts damaliger Erster Bürgermeister Konrad Rupprecht beim Kirchweihfrühschoppen und rechnete zu diesem Zeitpunkt noch immer mit einer Eröffnung „Anfang 2020“.
Drei Monate später, am 25. Oktober 2018, räumte Achim Lächele ein, dass „die Genehmigungspläne drei Monate länger gedauert haben als geplant“ und die Eröffnung deshalb für März 2020 geplant sei. Wiederum nur vier Monate später, am 15. Februar 2019, war bei einem Pressetermin auf der Baustelle bereits von Juli 2020 die Rede – sechs Monate später als ursprünglich geplant. Fünf Monate später, am 19. Juli 2019, griffen Feuchts damaliger Bürgermeister Konrad Rupprecht, Landrat Armin Kroder, stellvertretender Dekan Matthias Halbig und Karl Schulz vom Vorstand der Rummelsberger Diakonie demonstrativ zum Hammer und feierten vor Ort eine Mischung aus Grundsteinlegung und Richtfest. Werner Schmidt, Leiter des Rummelsberger Altenhilfeverbunds, teilte damals mit, die Eröffnung solle im September 2020 stattfinden.
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Doch auch dieser geplante Termin konnte nicht gehalten werden: Erst warf ein Wasserschaden im zweiten Obergeschoss die Arbeiten im Sommer diesen Jahres um mehrere Wochen zurück, dann kam es zu besagten Lieferschwierigkeiten bei den Türen – als neuer Termin der Einweihung wurde vergangenen Dienstag der 22. Februar 2021 genannt. Die jüngst entdeckten Baumängel werfen die Planungen der Rummelsberger Diakonie erneut über den Haufen, mit den kalkulierten rund zwei Monaten, die die Nacharbeiten in Anspruch nehmen werden, ist mit einer Eröffnung des Seniorenzentrums Gottfried Seiler wohl nicht vor Mai 2021 zu rechnen – und damit rund eineinhalb Jahre später als geplant.
„Kein positiver Effekt für Feucht“
„Es ist natürlich schon enttäuschend, die ständigen Verzögerungen haben ganz bestimmt keinen positiven Effekt für Feucht“, kommentiert Erster Bürgermeister Jörg Kotzur auf Nachfrage und weist gleichzeitig darauf hin, dass „der Markt Feucht beim Seniorenzentrum Gottfried Seiler kein Eisen im Feuer hat.“ Er hofft, dass die Verzögerungen und Baupannen keinen Imageschaden für Feucht nach sich ziehen und stellt klar: „Es ist kein gemeindeeigenes Projekt.“