FISCHBACH – In den südöstlichen Nürnberger Stadtteilen Fischbach, Altenfurt und Moorenbrunn ärgern sich die Menschen über den Autobahnausbau, die Pläne des Netzbetreibers Tennet für die Juraleitung und über das Vorhaben der Bahn, ein ICE-Werk zu bauen.
„Wir werden hier im Südosten regelrecht in die Zange genommen“, sagt Reinhard Miegl, Vorsitzender des Bürgervereins Südost. Nicht nur der seit 2019 laufende Umbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost direkt am Ortsrand von Fischbach belaste die Bewohner enorm, auch geplante Großprojekte treiben den Menschen in den Stadtteilen Fischbach, Altenfurt, Moorenbrunn, Brunn, Netzstall und Birnthon die Sorgenfalten auf die Stirn.
Wer wissen will, wie laut und staubig es tatsächlich ist, muss nur einige Meter vom Fischbacher Ortsrand auf eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke über die Autobahn 9 gehen. Ein Straßenbau-Projekt von gewaltigem Ausmaß breitet sich rund um das Bauwerk aus. Wo bis vor einigen Jahren noch gut 16 Hektar Wald standen, sind riesige Regenrückhaltebecken aus Beton entstanden, Straßen und Brücken werden gebaut.
Ausbau des Kreuzes bis 2024
Der Ausbau des Ostkreuzes sei dringend notwendig, sagt die Autobahn GmbH: Hier treffen die vielbefahrenen Autobahnen A 9 und A 6 zusammen, der Verkehrsknotenpunkt gilt als eines der stau- und unfallträchtigsten Nadelöhre in Bayern. 118 Millionen Euro werden verbuddelt, bis 2024 soll das neue Kreuz samt „Overfly“ fertig sein. Reibungslos fließender Verkehr ist derzeit selten: Ein endloser, immer wieder stockender Lindwurm an Lkw und Pkw schiebt sich unter der Brücke hindurch. Dazu kommt das Rattern und Dröhnen der Baumaschinen. Eine Unterhaltung ist auf der Brücke nicht möglich.
Aber auch im Ort selbst kommen die Menschen nicht zur Ruhe: Der Autobahnlärm sei selbst bei geschlossenen Fenstern zu hören, sagt Miegl, der selbst in Fischbach wohnt. Immerhin baut die Autobahn GmbH nun einen sechs Meter hohen, provisorischen Lärmschutz. Dieser soll später durch einen höheren Wall ersetzt werden. Zuvor will man die A 9 an dieser Stelle aber noch um jeweils einen Fahrstreifen verbreitern.
ICE-Werk und Juraleitung
Während am südöstlichen Ende von Fischbach gebaut wird, versuchen viele Bürger auf der anderen Seite des Ortes ein anderes, vermutlich ebenfalls mit Lärm verbundenes Projekt zu verhindern: Zwischen Fischbach und Altenfurt, entlang der Regensburger Straße, könnte ein ICE-Werk entstehen. Die Bahn hatte das Gelände ursprünglich favorisiert. Nach massiven Bürgerprotesten sprechen sich Politiker verschiedenster Parteien gegen den Standort aus. Die Bahn prüft ihn – neben mehreren anderen Örtlichkeiten – aber weiterhin.
Nicht mal zwei Kilometer weiter droht dem Südosten ein weiteres Großprojekt: Direkt am Ortsgebiet von Moorenbrunn soll eine Hochspannungsleitung der Firma Tennet (Juraleitung P53) vorbeiführen. Auch dagegen wehren sich die Anwohner, deren Interessen der Bürgerverein Südost vertritt. In Altenfurt, so berichtet Werner Miegl, befürchten einige Bürger außerdem, dass ihre Wohngebiete bei Großveranstaltungen zugeparkt werden, sollte ein derzeit auf Eis liegendes Velodrom irgendwann doch gebaut werden. „Wir haben nichts gegen eine Radrennbahn. Aber die Organisation der Zu- und Abfahrten und die Parkplatzsituation müssen im Vorfeld geklärt werden“, fordert der Bürgervereinsvorsitzende.
Fehlende Radwege
Mit dem Fahrrad würden die Besucher wohl nur über Umwege zu der Radsporthalle kommen: Bislang gibt es entlang der vielbefahrenen Oelser Straße keinen Radweg. Ein Teilabschnitt zwischen Bregenzer und Liegnitzer Straße wird derzeit geplant. Das weiterführende Stück Richtung Breslauer Straße und Südklinikum, das der Bürgerverein für noch notwendiger hält, ist aber ebenso wenig in Planung, wie ein kurzer Lückenschluss von der Sportanlage Fischbach zum Wald-radweg nach Brunn.
Eine weitere Klage hört Miegl von den Menschen im Südosten immer wieder: Einige Straßen, darunter die Tolstoistraße in Fischbach, seien in einem erbärmlichen Zustand: Gehwege seien viel zu schmal, an manchen Stellen eingesunken, Platten wären Stolperfallen und der Straßenbelag sei häufig nur notdürftig geflickt.