Weg in die Selbständigkeit

Cabrio-Feeling für Nicolas: Autist aus Lauf freut sich über erstes eigenes Auto

Selbst lenken darf Nicolas Wolf sein Auto zwar nicht, aber Alicia Piske und die Mitarbeiter*innen des Teams Nicolas Wolf fahren ihn gerne zu seinen Terminen und unternehmen zusammen Ausflüge. | Foto: Paavo Blåfield2022/12/23ee51692cf382e5a1eba8069be975b499831880_max1024x.jpeg

NÜRNBERGER LAND/LAUF – Nicolas Wolf ist Autist, liebt Autos und lebt mit Unterstützung seiner Eltern und der ambulanten 24-Stunden-Betreuung der Rummelsberger Diakonie ein selbstständiges Leben.

„Mein Sohn Nico ist ein richtiger Autonarr. Er hat schon als kleines Kind Automarken an den Rücklichtern erkannt“, erzählt Jürgen Wolf. Heute ist Nicolas, kurz Nico Wolf 34 Jahre alt und besitzt seinen ersten eigenen Wagen.

Selbst fahren kann er ihn nicht, Nicolas Wolf hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Sein Team vom Ambulant unterstützen Wohnen (AuW) der Rummelsberger Diakonie chauffiert ihn zu seinen Terminen und manchmal auch zur Arbeit in der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Hersbruck.

Fassungslos vor Freude: Nicolas Wolf ist Autist und hat nicht damit gerechnet, dass er ein eigenes Auto bekommt. An seinem 33. Geburtstag ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. / Foto: Jürgen Wolf2022/12/pm_auwmitdienstwagen_geschenk-foto-jurgen-wolf.jpeg

Begleitung Tag und Nacht

Seit zwei Jahren wohnt Nicolas Wolf nun in seiner ersten eigenen Wohnung mit Dachterrasse und Blick über die Innenstadt von Lauf an der Pegnitz. Allein zu leben ist sein großer Traum. Vier Mitarbeiter des Ambulant unterstützten Wohnens begleiten den jungen Mann Tag und Nacht. Zu den grundlegenden Aufgaben gehören Unterstützung bei der täglichen Körperpflege und Hilfe beim An- und Ausziehen. Die Assistenten begleiten beim Einkaufen, Kochen und auch bei verschiedenen Tätigkeiten im Haushalt.

Zuvor lebte er zehn Jahre lang im Wohnbereich des Fachbereichs Autismus auf dem Gelände des Hauses Weiher der Rummelsberger Diakonie in Hersbruck. Für Nicolas Wolf war der Umzug in die eigene Wohnung genau richtig: „Unser Sohn ist in den vergangenen zwei Jahren der ambulanten Begleitung selbstbewusster geworden, er sagt häufiger, was er will oder nicht will und setzt es dann auch durch“, freuen sich die Eltern.

Kommunikation per Bildkarte

Das sei eine gute Entwicklung, die sie mit dem Kauf des Autos weiter fördern wollen. Denn wie viele Autisten, die in den speziellen Angeboten der Rummelsberger Diakonie betreut werden, versteht Nicolas Wolf sehr viel, äußert seine Bedürfnisse aber nur eingeschränkt lautsprachlich. „Viele nutzen Unterstützte Kommunikation (UK) und kommunizieren mit Hilfsmitteln wie Bildkarten oder Piktogrammen. Bei einigen Autisten können auch Tablets mit Sprachausgabe zum Einsatz kommen“, erklärt Mitarbeiterin Alicia Piske.

Das Auto erleichtert dem Team die Arbeit sehr. Denn nun müssen sie keinen Dienstwagen mehr organisieren oder die privaten Autos nutzen: „Montags hat Nico therapeutisches Reiten auf einem Hof in der Nähe von Pyrbaum“, erzählt die 33-jährige Pädagogin. Das sei ohne Auto nur schwer zu machen. Am Wochenende besuchen sie die Eltern, fahren zum Wandern in die fränkische Schweiz oder zum Essen ins Restaurant.

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