NEUHAUS / AUERBACH – Am Ende war ihm die Enttäuschung doch anzumerken, auch wenn Trainer Achim Schauer zufrieden mit dem „sehr guten Wettkampftag“ war. Und das war für die Judo-Damen des SV Neuhaus nicht irgendeiner: Die überlegenen Meisterinnen der Bayernliga traten im Kampf um den Aufstieg in die zweite Bundesliga an – verloren aber mit 5:8 gegen den VfL Sindelfingen.
Mit den Judo-Damen aus Sindelfingen stand dem SV Neuhaus eine langjährige Bundesligamannschaft gegenüber. Das schien die Gastgeberinnen aber nicht zu schrecken, sie wirkten entspannt und dennoch konzentriert, lachten viel und genossen die lockere Atmosphäre in der Auerbacher Halle. Leichte Aufregung dagegen war bei Trainer Achim Schauer spürbar, der wie ein nervöses Rennpferd hin- und herlief und viele der Zuschauer persönlich begrüßte.
Zwei Mal sieben Kämpfe in der Gewichtsreihenfolge -63 kg, -78 kg, -48 kg, +78 kg, -70 kg, -57 kg und -52 kg standen für die größtenteils unter 20-jährigen Damen an. Jede bereitete sich anders auf ihren maximal vierminütigen Einsatz vor: trinken, Füße tapen, dehnen, lockern oder sich Aufmunterungen von der Familie holen.
Als erste musste Verena Pfeffer auf die Matte – es wurde kurz still in der Halle, bevor lautstarkes Anfeuern auf beiden Seiten losbrach. Sie versuchte Cornelia Gaal per Fußtechnik auszuhebeln, fiel dabei aber selbst zwei Mal auf den Rücken, was nach weniger als zwei Minuten das Kampfende mit einer Ippon-Wertung für Sindelfingen bedeutete. Kaum hatte Alexandra Brand den Boden des Geschehens betreten, lag sie auch schon auf selbigem (0:2).
Wesentlich offener gestaltete sich die Begegnung von Annaliese Trappe gegen Mihrisha Tetik. Beide Trainer sowie Teamkollegen coachten die Sportlerinnen intensiv, gaben Anweisungen, wie Arme und Beine zu setzen sind. Davon setzten Trappe und Tetik aber wenig um, sie verbrachten die Zeit am Boden mit viel gegenseitigem Klammern – zu viel bei Trappe, die aufgrund von mehr Verwarnungen für Inaktivität den Punkt an Sindelfingen abgeben musste.
Die Fans in der gut gefüllten Halle erwiesen sich als echte Experten, analysierten, warum es nach 15 Minuten schon 0:3 gegen Neuhaus stand. Vielleicht weil die Gastgeberinnen zu schlecht am Boden waren? Die negativen Gedanken fegten Ina Bauernfeind und Tatjana Schauer weg: Die Taktik von Aylia Mill, sich schnell auf die Matte fallen zu lassen und so eine Verwarnung für Bauernfeind zu provozieren, ging nicht auf. Bauernfeind besiegte sie per Ippon.
In letzter Sekunde
Lauter Jubel brandete auch für Schauer auf, die in einem spannenden Duell viel Kraft fürs Halten von Meike Wegener aufwenden musste. Nach regulärer Kampfzeit hatte die stark schnaufende Schauer den Punkt zum 2:3 für Neuhaus gesichert. Leocardia Zheng ging Julia Starke mit flinken Bewegungen rasch an. Dennoch lag der Vorteil lange bei Starke. Mit der Schlusströte gelang Zheng ein Punkt für Neuhaus.
Die Freude über den Ausgleich währte nur kurz: Nach einem langen Bodenkampf mit beständigem Halten triumphierte Roxana Conradus per Ippon über Sonja Bauer (3:4). Während die Fans in der Pause schon über den Ausgang spekulierten („Die Neuhauser schaffen es nicht“), zeigten sich die SVN-Damen gelöst und plauderten mit Zuschauern. Ruhiger und fokussierter ging es da bei den Sindelfingern zu – vielleicht am Ende der Schlüssel zum Erfolg.
Doch zunächst drängte die aktivere Zheng Daniela Brenna in die Defensive und glich zum 4:4 aus, als sie Brenna schwungvoll auf die Matte legte. Kaum zu halten waren die Fans, als Schauer nach einem Waza-ari Lisa Leonhardt 15 Sekunden festhalten konnte und so ein Ippon in die Wertung einfloss (5:4). Trappe musste sich dagegen einer Kampfrichterentscheidung zu Gunsten von Larissa Meier beugen.
Eng war es zwischen Bauernfeind und Regina Schneider, deren Duell keinen Sieger fand. Noch einmal wurde es gespenstisch still in der Halle, als Janina Böhmer von Meike Wegener so im Würgegriff gehalten wurde, dass sie kurz weggetreten war. Sindelfingen lag nun 6:5 vorne.
Oben halten und unten treten, das war die Devise von Samara Haselberger. Ihr halfen die Tipps von Schauer vom Mattenrand – „eng dran bleiben und Fuß rein“ – gegen Julia Starke aber nicht. Der Sieg für Sindelfingen war nicht mehr zu verhindern und mit einem Ippon nach 12 Sekunden an Maren Heimstädt besiegelt (5:8).
„Ich bin stolz auf meine Mädels und die super Saison.“: Das hat ihnen Trainer Schauer gesagt, als er sie in einem großen Kreis um sich scharte. Ruhig sprach er mit seinen Sportlerinnen, bevor er das Gespräch mit den Zuschauern suchte. Schlechter am Boden als im Stand, das sei Neuhaus nicht gewesen, erklärte Schauer.
Es lag eher an der Erfahrung: „Wir waren das deutlich jüngere Team.“ Dieses soll so bleiben, vielleicht noch ein oder zwei Judokas integrieren. „Unser Ziel ist es, die Bayernliga wieder zu gewinnen und erneut um den Aufstieg zu kämpfen“, sagte Schauer. Seine Damen sind „jung und hungrig“.