Im Fokus: Platzwart Rocco Adimari des 1. SC Feucht

„Binne immer sehr korrekt“

Leidenschaftlich heizt Rocco Adimari mit seinem neuen Mähtraktor über das Gelände des SC Feucht und kümmert sich um die Plätze. | Foto: Daniel Frasch2020/05/Feucht-SC-Platzwart-Rocco-scaled.jpg

FEUCHT – Nach monatelanger Zwangspause soll beim 1. SC Feucht nach den Pfingstferien wieder der Trainingsbetrieb anlaufen. Dass die Bedingungen kaum besser sein könnten, liegt vor allem an der Arbeit des italienischen Platzwartes Rocco Adimari.

Seit vielen Wochen herrscht gähnende Leere auf den Fußballplätzen im Nürnberger Land so wie im gesamten Freistaat. Strikte Betretungsverbote der Anlagen untersagten ein Training, selbt eine Individualeinheit war im gewohnten Umfeld der Amateurkicker nicht möglich. Seit vergangenen Montag hat das lange Warten ein Ende: Die Vereine dürfen – wenn auch unter strengen, hygienischen Auflagen – wieder Mannschaftstraining abhalten. Wenn es überhaupt einen Gewinner der monatelangen Corona-Beschränkungen gibt, dann nur ihn: Den Rasen. Seit die bayerische Staatsregierung vor rund zwei Monaten den Katastrophenfall ausgerufen hat, ruhte jegliches sportliche Geschehen auf den Sportplätzen der Region.

Ein Fluch für die Sportler auf der einen, ein Segen jedoch für das oft überstrapazierte Geläuf auf der anderen Seite. Denn nicht selten werden die Grünflächen bereits mit dem Beginn der Rückrunde ab Mitte März von zig Mannschaften beackert. Zumindest dort, wo es auf Rasenplätzen Flutlichtanlagen gibt, der Platzwart gnädig gestimmt ist und die Spieler auf den Rasen lässt. Sofern es überhaupt einen Platzwart gibt.
Über einen Vorzeige-Greenkeeper kann sich der 1. SC Feucht freuen. Nicht nur der Allgemeinzustand des Vereinsgeländes an der Waldstraße liegt in den Händen des italienischen Mannes Rocco Adimari, auch der Rasen, das Heiligtum eines jeden Fußballvereins, befindet sich in dessen Aufgabengebiet. Vor 25 Jahren kam Adimari aus Italien ins Nürnberger Land. Heute sitzt Rocco auf seinem neuen Mähtraktor. Ein „Wahnsinnsteil“ sei das Gerät, ein Ferrari unter den Mähtraktoren. „Ein guter Mähtraktor halt“, relativiert Teammanager Manfred Kreuzer und ergänzt: „Circa 45 PS, so gut wie neu, er hatte vielleicht 40, 50 Kilometer drauf.“

Lange Verbundenheit zu Kreuzer

Kreuzer war es auch, der Adimari einst in Lohn und Brot brachte. Erst als Monteur der Firma Nürmont, später dann als Lagerist beim Unternehmen montagen plus GmbH. Seit rund 15 Jahren übt Rocco nun schon den Job des Platzwartes der Zeidler aus. Akkurat, penibel – aber stets zur vollen Zufriedenheit des SC-Managers. „Der Rocco ist immer da, wenn man ihn braucht. Wenn ich ihn nachts um 3 Uhr anrufe und sage, er soll doch bitte die Linien streuen, weil wir um 6 Uhr morgens trainieren wollen, dann macht er das“, beschreibt Kreuzer die ständige Erreichbarkeit und Abrufbereitschaft seines langjährigen italienischen Freundes.
Freundes? „Ja, der Rocco ist mitlerweile schon mehr als ein normaler Angestellter“, bestätigt er. Über die Jahre ist eine Freundschaft entstanden, die auf gegenseitigem Respekt und entgegengebrachtem Vertrauen basiert.

Nicht weniger zufrieden zeigt sich Kreuzer mit dem Ertrag von Adimaris langjähriger Arbeit. Das Vereinsgelände des SC Feucht, der A-Platz im Waldstadion – alles ist derzeit in einwandfreiem Zustand. „Unsere Plätze, allen voran der A-Platz, sind jetzt richtig stabil. Die Plätze waren wohl die einzigen, die von der Corona-Krise profitiert haben“, räumt Kreuzer ein und bestätigt, die Dichte des Rasens, die der Platz jetzt erreicht hat, sei eine Folge der Generalüberholung im vergangenen Jahr in Kombination mit der Nachsaat und Düngung vor wenigen Wochen. „Aber er braucht jetzt auch viel Wasser“, wirft Platzwart Adimari süffisant ein.
Er muss es wissen, schließlich ist er es, der täglich für mehrere Stunden über das Gelände schleicht, Ausbesserungsarbeiten durchführt und sich in stoischer Ruhe um die Grünflächen sorgt. „Ich binne immer sehr korrekt“, sagt Adimari mit italienischem Charme und Akzent. Ein genauer Blick über die Grasnarben, ein Rundgang über das Gelände bestätigt die Worte des 58-Jährigen in eindrucksvoller Art und Weise.

Der A-Platz des SC Feucht gleicht derzeit einem Golfplatz. Foto: Daniel Frasch2020/05/Feucht-SC-A-Platz-Rasen-scaled.jpg

Der Haken: Am satten, dichten Grün wird sich beim SC Feucht auch in den kommenden Wochen wohl nur der Platzwart selbst erfreuen können.
Denn an einen geordneten, normalen Trainingsbetrieb ist trotz der seit Montag bestehenden Lockerungen nicht zu denken. „Diese Hygienemaßnahmen sind ja eher Trainingsverhinderungsmaßnahmen“, schimpft Manfred Kreuzer und verweist auf die diversen Auflagen, mit denen ein Mannschaftstraining verknüpft ist: Nicht nur Kopfbälle sind derzeit noch untersagt, auch das Einwerfen oder Berühren des Balles mit der Hand ist verboten. Die Spieler sind angehalten, den Ball ausschließlich mit dem Fuß zu bewegen. Wird das Spielgerät versehentlich doch mit der Hand berührt, müsse es umgehend desinfiziert werden.
Rahmenbedingungen, die mit einer Landesligaspitzenmannschaft, die kurz vor dem Sprung in die Bayernliga steht, kaum umzusetzen beziehungsweise wenig zielführend sind. „Natürlich wollen wir auch unseren Jugendmannschaften so früh wie möglich wieder Trainingseinheiten ermöglichen. Auch als eine Art Beschäftigungstherapie wäre das wichtig. Aber der Aufwand muss schon auch in Relation mit dem Ertrag stehen“, führt er aus.

Kein Trainingsbetrieb vor Pfingsten

Als frühesten Termin, Kinder wieder auf den Rasen schicken zu können, nennt Kreuzer die Woche nach den Pfingstferien. Noch länger pausieren wird hingegen die Feuchter Landesligamannschaft. Sollte die Saison, wie vom bayerischen Fußball-Verband beabsichtigt, wirklich ab September diesen Jahres wieder aufgenommen werden können, bekämen die Verantwortlichen vier Wochen zuvor Bescheid. Erst dann planen die Zeidler, wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen und sich auf die restlichen zwölf Spieltage geschlossen vorzubereiten. Um den körperlichen Zustand seiner Spitzenreiter sorgt sich der SC-Manager nicht, im Gegenteil: „Die Jungs waren und sind noch immer topfit. Sie haben in den vergangenen Wochen ein Laufpensum vom Trainer absolviert und halten sich ohnehin individuell.“
So bleibt Rocco Adimari, der nebenbei die Pizzeria Osteria da Rocco im Markt Feucht betreibt, weiterhin ausreichend Zeit, sich um das Gelände an der Waldstraße zu kümmern. Auch wenn es derzeit nicht viel zu tun gibt: Der Italiener und Onkel des Schwergewichtsboxers Francesco Pianeta findet mit Sicherheit noch ein Fleckchen Rasenfläche mit Verbesserungspotenzial. Schließlich ist er äußerst penibel – und wie immer sehr korrekt.

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