Neunkirchen erleben

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Gruco-Möbelwerke Neunkirchen
Ein Rückblick …

Vor 20 Jahren haben die Gruco-Möbelwerke in Neunkirchen am Sand, deren Ursprung bis ins Jahr 1880 zurückreicht, die Produktion eingestellt. Im Jahr 2004 nahm die Firma „Speck-Pumpen“ auf dem Gelände die Tätigkeit auf.
Der Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen hat Wissenswertes aus der Geschichte der Küchenmöbelfabrik zusammengetragen. Das Ergebnis ist im neuen, mittlerweile 35. Neunkirchener Geschichtsheft nachzulesen, auf dem Titelbild eine alte Reklame mit dem Werbeslogan „Gruco-Küchen mit der beliebten Doppeltür“. Parallel dazu zeigt die Gemeinde eine Ausstellung im Foyer des Rathauses. Dort gibt es zahlreiche Kataloge, Bilder und Gegenstände zu sehen.
Die Bedeutung der Gruco-Möbelwerke für die Entwicklung des Ortes ist nicht zu unterschätzen, Neben den Firmen „Faun-Fahrzeuge“ und „RKL-Möbelwerke“ sorgten sie für ein rasches Wachstum des Orts in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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Bevor der Lauf des Röttenbachs verändert wurde, stand auf dem Gelände eine Mühle, erstmals genannt im Jahr 1629. Im 19. Jahrhundert wurde am selben Ort Spiegelglas gefertigt, bevor 1880 dort eine Drechslerei stand. 1913 erwarb die Firma Grießman & Co die Produktionsstätte und firmierte unter „Bayerische Holzwarenfabrik Neunkirchen am Sand bei Nürnberg“. Diese begann nach dem Ersten Weltkrieg mit der Fertigung von Schlafzimmern und Küchen. Hergestellt wurden in den 20er Jahren Spültischunterbauten und die patentierten Doppeltüren des Küchenbuffets. In den 30er Jahren kamen die „Reformküchen“, dann die Schwedenküchen dazu. Arbeiter kamen von weit her, so besonders aus Schleswig-Holstein Ende der 20er Jahre und zu Beginn der 30er Jahre. Andere kamen aber auch aus dem Bayerischen Wald und der Oberpfalz. Sie wohnten als sogenannte „Logisherren“ bei Neunkirchener Familien.

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Im Jahr 1933 wurde die jüdische Firma Grießmann Opfer der sogenannten „Arisierung“. Ein Nürnberger namens Scherer führte den Betrieb unter demselben Namen weiter, erfand allerdings die griffige Abkürzung „Gruco“ für die mittlerweile in ganz Deutschland verkauften Küchenmöbel.
Im Jahr 1939 erwarb Hermann Ilse die Firma Gruco. Während des Zweiten Weltkriegs profitierte dieser von der Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen. So wurden etwa 80 russische Arbeiter täglich vom Lager (heute Tankholzplatz) zur Gruco geführt.

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Nach Kriegsende übernahm ein Treuhänder des Staates die Verwaltung, bis im Jahr 1951 die vermögensrechtliche Entschädigung des jüdischen Besitzers erfüllt worden war. Anschließend ging die Fabrik wieder in die Hände von Hermann Ilse über.
1953 entwickelte Gruco die erste Einbauküche. Später wurden auch Wohnmöbel ins Programm aufgenommen. Wechselnde Eigentümer in den Jahren nach 1978 führten die Produktion mit unterschiedlichem Erfolg. Am Ende stand 2003 die Insolvenz mit der Einstellung der Produktion.
Das 80-seitige Geschichtsheft ist erhältlich in der Post/Kleiner Laden in der Bahnhofstraße in Neunkirchen.

Semlinger/Stegmeier

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