Festakt nach Erweiterung in Münzinghof

Großartiger Rahmen für einen „guten Geist“

Ehrung der scheidenden Geschäftsführerin Theresa Schöberl durch Geschäftsführer Michael Taubmann (links) und Hausvater Wolfgang Seel. Foto: S. Fuchs2015/05/5_2_1_2_20150530_FEST.jpg

MÜNZINGHOF – „Heute feiern wir das rundum gelungene Ergebnis unserer vor gut sechs Jahren in Klausur angedachten und gesammelten visionären Projekte“, sagte Geschäftsführer Michael Taubmann beim offiziellen Abschluss der Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Werkstätten der Lebensgemeinschaft e. V. Münzinghof.

Nach einem einleitenden Musikstück der hauseigenen Instrumentalgruppe (Leitung Wolfgang Seel) mit selbst hergestellten musikalischen Geräten und einer sehr persönlich geprägten Begrüßung gab Taubmann einen kurzen Rückblick über den Ablauf der nun abgeschlossenen Maßnahmen. Bei einer ersten Klausurtagung der Werkstattkonferenz im Herbst 2008 sei es um klar zu definierende Bedürfnisse und Missstände wie Raumnot und Gefahrenstellen gegangen, die dringend beseitigt oder geändert werden mussten, aber auch um neue, größere Visionen. Kaum einer habe sich damals vorstellen können, dass diese Vorstellungen und Wünsche überhaupt realisiert werden könnten.

Bereits 2009 wurde die Erweiterung um 20 auf heute 80 Betreuungsplätze genehmigt. Nach Gesprächen unter anderem mit dem Integrationsamt, der Baudirektion und der Agentur für Arbeit wurden weitere Vorhaben bewilligt und gefördert. Ende 2010 wurde mit dem Bau des Gewächshauses und eines Erdkellers begonnen, 2012 folgten die Metallwerkstatt und der Umbau des bestehenden Werkstattgebäudes. Im August 2014 war die neue Holzwerkstatt fast fertig, doch am Donnerstag, 31. Juli 2014, zerstörte ein Brand die Räume (wir berichteten).

Trotz dieser zeitlichen Verzögerung könne nunmehr die Lebensgemeinschaft den Abschluss aller „visionären“ Projekte feiern, wie Geschäftsführer Taubmann abschließend betonte. Mit insgesamt 2,1 Millionen Euro Baukosten liege man trotz erhöhter Auflagen beim Brandschutz noch unter der ursprünglichen Kostenkalkulation. Sein aufrichtiger Dank ging an alle, die zum Gelingen der Projekte beigetragen hatten, an die Zuschussgeber (Bayerisches Sozialministerium, BA, Bezirk Mittelfranken), an die Planer, Architekten, Baufirmen und Handwerker. Einen Extra-Dank richtete er an alle Einwohner von Münzinghof, die über Jahre Dreck, Lärm und Unruhe aushalten mussten.

Und ein ganz besonderes Dankeschön galt Theresa Schöberl, die nach achtjähriger Tätigkeit für die Einrichtung in den Ruhestand geht. „Ohne sie hätten wir diese Projekte auf alle Fälle nicht so zügig und reibungslos durchführen können“, lautete das Lob ihres Nachfolgers Taubmann und des ehemaligen Werkstattleiters Wolfgang Seel.

In den zahlreichen Grußworten der Ehrengäste gab es viel Lob und Beifall für das Erreichte. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch („Hauptgeschäftspartner und Freund“) würdigte die Verdienste der Lebensgemeinschaft, wobei ihr auch zukünftig die (finanzielle) Unterstützung des Bezirks sicher sei. Regierungsvizepräsident Dr. Eugen Ehmann anerkannte ebenfalls die erbrachten Leistungen: „Was die Stillen im Land tun, ist oft besonders wichtig.“

Die neuen Gebäude und Einrichtungen seien ein großartiger Rahmen für den „guten Geist“ des Münzinghof, so Landrat Armin Kroder. Und Karl-Heinz Aschenbrenner, 2. Bürgermeister der Stadt Velden, zeigte kurz auf, dass sich der „bevölkerungsreichste und schönste Ortsteil“ der Stadt durch die neuen Wohnstätten und Arbeitsplätze total verändert, seinen Dorfcharakter jedoch beibehalten habe.

Weitere Grußworte kamen von Christiane Paulus vom paritätischen Wohlfahrtsverband („Mit der Entwicklung am Puls der Zeit“), von Carsten Schmitz, GLS Bank München („25 Jahre fruchtbare Zusammenarbeit“), vom Verbundpartner Dorfgemeinschaft Hausenhof, von Dr. Matthias Doll, Vorstand des Fördervereins, von der Goldbach-Werkstatt, vom Architekten Werner Haase sowie – in Gedichtform – von der Klasse 6 a der Rudolf-Steiner-Schule Nürnberg mit ihrer Lehrerin Annika Hoffmann.

Im anschließenden Festvortrag „Der gesellschaftliche Mehrwert sozialer Dienstleistungen – dargestellt anhand einer Studie für Werkstätten für behinderte Menschen“ ging Dr. Martin Kaufmann, Referent Wirtschaft und Leiter des Hauptstadtbüros der BAG-WfbM, der Frage nach, ob Werkstätten wie in Münzinghof, mittlerweile mit 100 Arbeitsplätzen größter Arbeitgeber der Stadt, nur Kostenfaktoren seien. Sein Fazit: Sozialausgaben seien keine „versenkten“ Mittel, sondern Investitionen; Werkstätten für behinderte Menschen seien wertschöpfend und ein Wirtschaftsfaktor für die Region.

Für einen anschließenden gemeinsamen Imbiss hatten die Hauswirtschaften und Lebensmittelwerkstätten – Bäckerei, Metzgerei, Käserei, Landwirtschaft und Gärtnerei – gesorgt. Alle Getränke für die Veranstaltung hatte die Neumarkter Lammsbräu gestiftet.

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