FEUCHT – Um Abbiegeunfälle mit Lkw zu minimieren, möchten die Freien Wähler im Markt Feucht Trixi-Spiegel anbringen. Bürgermeister Jörg Kotzur lehnt den Antrag jedoch ab und verweist dabei auf Erfahrungswerte des staatlichen Bauamtes.
Das Jahr 1994 wird Familie Willburger für immer schmerzhaft in Erinnerung bleiben. Die damals 13-jährige Tochter Beatrix wurde auf ihrem Fahrrad von einem abbiegenden Betonmischer übersehen und überrollt. Zwar überlebte das Mädchen den Unfall schwer verletzt, seitdem ist sie jedoch halbseitig gelähmt. Dieses Schreckensereignis war für Vater Ulrich Willburger der Grund, den sogenannten Trixi-Spiegel, benannt nach seiner Tochter Beatrix, zu entwerfen. In einem Interview mit dem BR sagte Willburger einst: „Sowohl Gutachter als auch Polizei haben uns erklärt: Das wiederholt sich stereotyp, da kann man nichts machen. Das wollte ich so nicht stehen lassen.“ Um Unfälle mit Lkw und Bussen aufgrund des toten Winkels künftig zu vermeiden, entschloss er sich, einen gewölbten Spiegel zu entwerfen, der an Kreuzungen aufgehängt wird und der es dem Fahrer ermöglicht, sich selbst sowie sein Umfeld zu überblicken.
Antrag der Freien Wähler in Feucht
Bereits im Mai haben die Freien Wähler Feucht in Person von Gemeinderat Frank Flachenecker beantragt, an allen Feuchter Ampelkreuzungen, an denen relevanter Lkw- und Busverkehr herrscht, solche Trixi-Spiegel anzubringen. Nach Ansicht der Partei ist eine Anbringung eine notwendige und sinnvolle Investition für den Schutz von Radfahrern und Fußgängern. Die Kosten von rund 250 Euro je Spiegel seien finanziell überschaubar. FW-Marktgemeinderätin Birgit Ruder hat sich hierfür beim zuständigen Fachdienstleiter der Stadt Göttingen erkundigt, in der Trixi-Spiegel bereits installiert wurden. Er bestätigte, dass die Anbringung der Spiegel sowohl von der Bevölkerung, als auch von Logistikunternehmen positiv aufgenommen wurden und bei unbeheizten Spiegeln keine laufenden Kosten nach der Anschaffung bestehen. Unfälle an Kreuzungen mit Trixi-Spiegeln gab es nach Auskunft der Stadt Göttingen keine mehr.

Um einen Probeversuch im Markt Feucht durchzuführen, möchten die Freien Wähler drei Spiegel an der Ampelkreuzung Hauptstraße/Altdorfer Straße anbringen. Kostenpunkt: Rund 750 Euro. Bürgermeister Jörg Kotzur hat sich jedoch dazu entschlossen, diese Maßnahme nicht zu verfolgen und den Antrag der Freien Wähler abgelehnt. In einem Schreiben an die Gemeinderäte Birgit Ruder und Frank Flachenecker begründet Feuchts Bürgermeister seinen Entschluss wie folgt:
„Ich habe den Antrag erhalten und zur inhaltlichen Prüfung direkt an die für Lichtsignalanlagen zuständigen Stellen weitergeleitet. Wir erhielten nun eine ablehnende Antwort seitens des Staatlichen Bauamtes Nürnberg, der Verkehrsbehörde des Landratsamtes sowie der Verkehrspolizeiinspektion Lauf. Zur Ablehnung werden die Erfahrungswerte der seit den 90er Jahren laufenden Untersuchungen seitens des Staatlichen Bauamtes ausgeführt.“
Gründe zur Ablehnung des Antrags
Ein hoher Anteil an Lkw- und Busfahrern würde die Spiegel aufgrund der geringen Größe nicht wahrnehmen und sich stattdessen auf die im Fahrzeug verbauten Assistenzsysteme (unter anderem Abbiegeassistent, im Fahrzeug verbaute Spiegel) verlassen. Die verkleinerte Darstellung des Verkehrsgeschehens im Spiegel könne zu Fehleinschätzungen im Abbiegevorgang führen und den Verkehrsteilnehmern ein trügerisches Sicherheitsgefühl vermitteln. Auch wurden verschmutzte, teils auch vereiste sowie verstellte und beschädigte Spiegel registriert.
Ein weiteres Problem stellen für Jörg Kotzur die zu erwartenden Kosten dar: „Überschlägig ist nach vorsichtiger Schätzung der Verwaltung mit einem Kostenvolumen von 5000 bis 10 000 Euro plus jährlichen Unterhaltskosten zu rechnen. Damit habe ich mich im Rahmen der laufenden Verwaltung entschieden, diese Maßnahme derzeit aufgrund der fehlenden Unterstützung der Fachbehörden nicht weiter zu verfolgen.“ Anstatt auf Trixi-Spiegel zu setzen, präferiert Feuchts Bürgermeister Abbiegeassistenten in Lkw und Bussen. Nach Meinung der Freien Wähler würden allerdings noch mindestens zehn Jahre vergehen, bis alle schweren Nutzfahrzeuge mit Abbiegeassistenten ausgestattet sind.
Bei Neufahrzeugen besteht eine Pflicht zum verbauten Assistenten erst ab dem Jahr 2022. Aus diesem Grund haben sie ihren Antrag erweitert und beantragt, alle gemeindlichen Fahrzeuge sowie die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren mit Abbiegeassistenten auszustatten.
Seit 2010 setzt das Bundesverkehrsministerium mit der „Aktion Abbiegeassistent“ Anreize für eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Verwendung von Abbiegeassistenten, um den Einbau zu beschleunigen.