ALTDORF – Der pensionierte Gymnasiallehrer Albrecht Graul lässt sich täglich in der
Alten Nagelschmiede bekochen. Wie er mit Familie Recknagel einst den Mittagstisch eingeführt hat.
Mittags ist Tisch 7 immer reserviert. Der Platz in der Alten Nagelschmiede gleich neben der Küche mit Blick auf den Kachelofen ist einem besonderen Gast vorbehalten: Albrecht Graul, Gymnasiallehrer im Ruhestand, kommt seit 55 Jahren Montag bis Freitag zur Familie Recknagel zum Essen. Zunächst in den Schwarzen Adler und seit 1981 in die Alte Nagelschmiede.
Graul, 1940 geboren in Breslau und aufgewachsen in München, kam im Juli 1967 als junger Lehrer nach Altdorf. Während seines Referendariats in Donauwörth lernte er die Vorzüge eines Mittagstisches kennen: eine Vorspeise und ein einfaches Hauptgericht zum Festpreis. Täglich gutes Essen, ohne selbst kochen zu müssen. Auf der Suche nach solch einem gastronomischen Angebot in Altdorf, erhielt er erst einmal nur Absagen der Altdorfer Wirte. Bis ihm jemand den Tipp gab: „Gehen Sie zum Schwarzer Adler in der Kiliansgasse und fragen Sie da doch nach.“ Die Wirte des Schwarzen Adlers, Gerda und Hermann Recknagel, zögerten keine Sekunde und starteten mit einem knappen „Ah ja, des mach mer“ das wohl längste Mittagstisch-Abo der Stadt Altdorf.
„Des mach mer“
Was 1967 mit „Des mach mer“ begann, ist nun im 56. Abojahr. Als die Wirte Anfang der 80er an den Marktplatz umzogen, zog das Mittagstisch-Angebot selbstverständlich auch mit. Oder wie Albrecht Graul diesen Umzug in die Alte Nagelschmiede kommentiert: „Seitdem bin ich da und da geht’s mir gut.“ Und dass es Graul weiterhin gut geht, dafür sorgen Claudia und Hans-Werner Recknagel mit ihrem Service- und Küchenteam.
Sobald die Küche um die Mittagszeit vom Service ein „Herr Graul ist da“ oder ein noch kürzeres „Abo kann“ hört, wissen alle Bescheid. Wenig später bekommt Graul seine Vorspeise serviert. Wie jeden Werktag.
Und so begleitet Graul über die Jahre auch die Familie Recknagel. War es 1967 noch Hans-Werner Recknagel, der mittags von der Schule kam, sind es jetzt die Enkel Anton und Xaver, die von der Schule kommend Graul an Tisch 7 einen guten Appetit wünschen. Lena Krist, Junior-Chefin der Alten Nagelschmiede: „Herr Grauls langjährige Treue ist auch für mich was ganz Besonderes. Seitdem ich denken kann, ist Herr Graul da. Wir sind sehr dankbar, ihn seit 55 Jahren bewirten zu dürfen und selbstverständlich auch ein klein wenig stolz, dass sich Herr Graul seit 1967 bei uns wohlfühlt.“