Trotz Trockenheit ist genug Trinkwasser vorhanden

Gießen bleibt erlaubt

Manfred Kalb-Rieß von den Stadtwerken zeigt eine Tafel von 1946 oder 1947, als in Lauf Wassernotstand herrschte. Sie sollte die Bürger zu höchster Sparsamkeit auffordern, nachdem der Verbrauch sich verfünfacht hatte und zwei Brunnen um die Hälfte weniger Wasser gaben. Davon kann aktuell keine Rede sein, die Vorräte sind groß genug. Foto: Scholz2015/08/105469_WassernotaltesSchildStadtwerkeKalbRies_New_1439372464.jpg

NÜRNBERGER LAND — Tagelang kurze Hosen tragen, im Wasser plantschen, Stracciatella schlecken – ans Mittelmeer brauchen Wärme- und Sonnenhungrige in diesem Jahr wirklich nicht zu verreisen. Doch zugleich welkt der Garten trotz Gießens und Leitungswasser schmeckt so gut wie lange nicht mehr. Die heimischen Wasserversorger pumpen etwa doppelt so viel wie sonst in die Haushalte. Aber obwohl aktuell Quellen an der Oberfläche versiegen, ist der starke Verbrauch kein Problem. Den Tiefbrunnen sei Dank, wie eine Umfrage der PZ zeigte.

Die Statistik ist eindeutig. So trocken wie der Juni, Juli und der bisherige August war es lange nicht mehr in Lauf. Etwas über 100 Millimeter Regen pro Quadratmeter sind wenig, sogar noch weniger als im Rekordsommer 2003 (155 mm/qm). An 46 von 71 Tagen seit 1. Juni fiel im Stadtgebiet kein Tropfen Wasser.

Während draußen bei wieder über 30 Grad in den Gärten der Rasen weiter verdorrt und es auf den Äckern staubt, sitzt der für das Leitungsnetz der Städtischen Werke Lauf verantwortliche Meister ganz entspannt in seiner vollklimatisierten Netzleitwarte. Auf sechs Monitoren hat Manfred Kalb-Rieß die gesamte Wasserversorgung mit aktuell acht aktiven Tiefbrunnen und zwei Reserve-Reservoirs im Blick.

Die Forchheimer dürfen aktuell wegen Wassermangels nicht mehr gießen und Auto waschen, müssen nun auch die Laufer damit rechnen? „Aktuell überhaupt nicht“, sagt er und deutet auf grüne Kurven, die den Pegelstand in den Hochbehältern anzeigen und sich in mehr oder weniger starken Ausschlägen stets um einen Mittelbereich bewegen.

Wie bei allen heimischen Wasserversorgern ist auch an der Sichartstraße Voraussicht das Wichtigste. „Die Speicherkapazität in Lauf ist auch für diese Wetterverhältnisse konzipiert“, sagt Kalb-Rieß. Aber nicht nur die Planung der Stadtväter war vorausschauend, auch das tägliche Geschäft muss es sein. „Wir pumpen die Hochbehälter nie ganz leer“, erklärt er. Dazu muss er wissen, wann er auffüllen muss. In Lauf ist das wie überall zum Beispiel die Zeit am Morgen, bevor die Menschen in ihr Bad gehen, Kaffee kochen und die Betriebe zu arbeiten beginnen. Während Hitzeperioden muss er vor dem Gartengießen und dem Duschen zwischen 19 und 21 Uhr die Reservoirs gut auffüllen. So macht es sich auch nicht bemerkbar, dass die Laufer am vergangenen Samstag insgesamt 7000 Kubikmeter aus ihren Wasserleitungen rinnen ließen. Das war der Spitzenwert des Jahres, der aber den Rekord von 2003 (9000 m3) nicht erreichte. Zum Vergleich: Der normale Durchschnitt in der Kreisstadt liegt bei 4000 m3.

Ähnlich sieht es anderswo aus. Wasserwart Alwin Fürst von der Moritzberggruppe, die unter anderem Haimendorf und Leinburg versorgt, berichtet, von einem Spitzenwert von 2800 m3, während der normale Schnitt bei 1500 liegt. Auch Rückersdorf (Spitze: 1700 m3/Schnitt: 700) hat hohe Werte, wie auch die für Schnaittach und das Simmelsdorfer Oberland zuständige Riegelsteingruppe, die 3700 Kubikmeter erreichte und damit den Schnitt von 1500 ebenfalls mehr als verdoppelte. Weniger Blumen haben offenbar die Gartenbesitzer in Neunkirchen (Spitze: 1233 m3/Schnitt: 700) und Röthenbach (Spitze: 2300 m3/Schnitt: 1600).

Aber müssten bei diesen Verbrauchszahlen nicht ständig alle Pumpen auf Hochtouren laufen? Wie Lauf haben auch alle anderen „gut vorgebaut“. Thomas Pöllet von den Rückersdorfer Wasserwerken berichtet von Investitionen in stärkere Pumpen und großzügige Wasserspeicher. Beides ist das A und O. Kalb-Rieß kann für Lauf sagen, dass die Stadtwerke bisher nur mit 50 Prozent Leistung fahren, aber immerhin die Pumpzeiten von neun auf etwa 16 Stunden verlängert haben. Bei der Riegelsteingruppe sind die Pumpen laut Geschäftsführer Günther Ziegler fast rund um die Uhr in Betrieb.

Warum dabei der unterirdische Wasserspiegel während des Saugens lediglich um 20,30 Zentimeter sinkt und sich dann sofort wieder ausgleicht, kann keiner wirklich fachmännisch erklären. Klar ist aber, dass dieses Jahrhunderte alte Grundwasser in 100 bis 250 Meter Tiefe offenbar aus einem riesigen Reservoir zwischen zwei Lehmschichten besteht. Wegen eines Gefälles aus dem südlichen Landkreis in Richtung Lauf, Rückersdorf und Neunkirchen strömt genügend Wasser nach. So sind die Hochbehälter stets gut gefüllt.

Zum Wassersparen gibt es also – abgesehen von Kosten – keinen Grund. Im Gegenteil. Ziegler rät sogar davon ab. Denn: „Das Wasser muss laufen, damit keine Keime aufkommen können.“ Aber auch der Abfluss muss gut durchspült werden, damit sich keine Verkrustungen bilden können.

Lauf hat auch dieses Problem nicht. Im Stadtgebiet sind fast alle alten Gussrohre, in denen sich Material anhaften kann durch eine Zementauskleidung geschützt. Und gegen Keime in länger unbenutzten Leitungen hilft tatsächlich am besten, das Wasser laufen zu lassen.

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