Sondersitzung wegen Kostensteigerung

Schwarzenbruck spart nur beim Waldspielplatz

Sparen bei Zäunen und Pflaster? Das bringt nichts, waren sich die Schwarzenbrucker Gemeinderäte mit Ausnahme der beiden Vertreter der Freien Wähler in der Diskussion über den Gsteinacher Kindergarten einig. Einsparen lässt sich ihrer Überzeugung nach eine erhebliche Summe allein dadurch, dass die Kommune den Waldspielplatz hinter dem Gebäude in Eigenregie plant und baut. | Foto: Blinten2018/11/Schwarzenbruck-Kiga-Bauschild.jpg

SCHWARZENBRUCK – War da was? Der Schwarzenbrucker Gemeinderat hatte doch im September eine Kostenbremse für den neuen Kindergarten in Gsteinach beschlossen, weil die Einrichtung deutlich teurer wird, als zunächst vom Architekturbüro veranschlagt. Um fast 600.000 Euro liegen die Kosten über der ersten Annahme der Planer.

Das sorgte in der Septembersitzung im Rathaus noch für Unmut und Mutmaßungen, dass aus dem Vier-Millionen-Projekt möglicherweise eine Sechs-Millionen-Investition werden könnte. Gerhard Humplmair (Grüne) befürchtete gar einen BER-Schwarzenbruck. Deshalb schlug die Verwaltung seinerzeit vor, mit einer Deckelung der Kosten für die Außenanlagen und der Herausnahme des Waldspielplatzes aus den Planungen die Reißleine zu ziehen.

Mit 17:1 Stimmen haben die Gemeinderäte im September diesen beiden Vorschlägen zugestimmt. Für Parkplätze, Wege, Spielgeräte, Stellplätze für Mülltonnen und Unterstellhäuschen für Kinderwagen sowie Zäune sollten nicht mehr als 300.000 Euro ausgegeben werden. Den Waldspielplatz hinter der Kindertagesstätte sollte die Gemeinde in Eigenregie planen und mit dem Bauhof realisieren.

Irritierte Gemeinderäte

Landschaftsarchitekt Norman Riede hat den Waldspielplatz inzwischen aber in seine Pläne aufgenommen und präsentierte ihn in der Sondersitzung des Gemeinderats als 92.000 Euro teures Projekt. Kein Wunder, dass er damit bei den Bürgervertretern für Irritationen sorgte. Erwin Haubner (Freie Wähler) wollte deshalb Klartext sprechen. Man habe doch eine Kostendeckelung in Höhe von 300.000 Euro für die Außenanlagen beschlossen, erinnerte Haubner seine Kollegen. „Und jetzt sind wir bei rund 500.000 Euro, da fühle ich mich auf den Arm genommen.“

Den Waldspielplatz, das machte dann der leitende Beamte Sebastian Legat deutlich, hätte gar nicht mehr geplant werden sollen. Deshalb sei man bei rund 400.000 Euro Kosten für die Außenanlagen, ergänzte Bürgermeister Bernd Ernstberger.

„Nicht verhunzen“

Weil der Deckel von 300.000 Euro auch damit nicht erreicht ist, ging es in der Folge zunächst einmal ans Eingemachte: Riede erläuterte Vorschläge für Einsparmöglichkeiten. Ein paar tausend Euro bei Zäunen, wenn billiger Maschendrahtzaun verwendet wird, ein paar tausend Euro für billigeres Pflaster und so weiter. Bis die Gemeinderäte feststellten, dass der Kleinkram, wie sich einige audrückten, das Kraut auch nicht fett macht.

„Wir bauen in einer Zeit hoher Baukosten, da sollten wir den Kindergarten nicht als Sparobjekt verhunzen“, stellte Humplmair fest und war sich am Ende mit seinen Kollegen aus den anderen Fraktionen einig. „Das ganze Ding kostet vier Millionen Euro und wir reden jetzt über 60.000 Euro“, gab Gerhard Weber (CSU) zu bedenken. Das gehe doch am Thema vorbei. „Und ist eigentlich ein Witz“. Das fügte Thomas Kellermann (SPD) hinzu. Einen Luxusbau jedenfalls stelle man mit dem neuen Kindergarten in Gsteinach nicht hin, fasste SPD-Fraktionschef Manfred Neugebauer zusammen. Auf Einsparungen bei den Parkplätzen vor dem Gebäude wollte sich der Gemeinderat ebenfalls nicht einlassen. Zehn sind hier geplant.

Norman Riede wird nun seine Pläne für den Waldspielplatz in den Schreibtisch legen können. Hier spart die Gemeinde, indem sie das ganze selbst macht. Dass sie das kann, hat sie mit dem Spielplatz an der Meraner Straße bewiesen, betont Sebastian Legat im Gespräch mit dem Boten. „Und ich bin mir sicher, dass wir einen tollen Waldspielplatz hinbekommen.“ Gebaut werden soll der parallel zu den Arbeiten an der Kindertagesstätte.

Für die Außenanlagen einigte man sich auf dann verbleibende Kosten (ohne Waldspielplatz) in Höhe von 454.000 Euro, gegen die beiden Stimmen der Freien Wähler (Erwin Haubner und Alfred Merten).


„Keine Kostensteigerung“

Architekt Reinhard Graf wies schließlich darauf hin, dass er bereits Ende August genau diesen Betrag für die Erstellung der Außenanlagen genannt hat: „Von einer Kostensteigerung kann hier also keine Rede sein.“

In zwei Wochen soll die Bodenplatte des neuen Bauwerks fertig sein, erläuterte der Architekt. Bis Weihnachten will man das Gebäude überdachen. Bislang sind die Planer perfekt im Zeitplan, der vorsieht, die Kindertagesstätte im September kommenden Jahres zu eröffnen.

Die Mehrkosten von fast 600.000 Euro gegenüber der ersten Kostenschätzung, die im September noch für Unmut sorgten, gingen jedenfalls nicht allein auf Ausgaben für die Außenanlagen zurück. Hier schlug unter anderem zu Buche, dass der Energieplaner zunächst einen Entwässerungskanal schlichtweg vergessen hatte. Außerdem hatte er das Volumen des Regenwassers falsch kalkuliert. Mit dem Ergebnis, dass er im Rathaus zwischenzeitlich als angezählt gilt. Auswechseln wollten die Schwarzenbrucker ihn bislang aber nicht, um den Baufortschritt nicht zu verzögern, weil Eltern darauf setzen, ihre Kinder im kommenden Jahr in die Einrichtung bringen zu können. Der Arbeiter-Samariter-Bund als Träger hat bereits 50 Anmeldungen.

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