Inklusion in Grundschule Schwarzenbruck

Lesen, Rechnen, Inklusion

„Was hast du da raus?“ Emmi und ihre Klassenkameradin im Rechenunterricht. | Foto: Magdalena Gray2019/12/Schwarzenbruck-Inklusionskind-2-scaled.jpg

SCHWARZENBRUCK – Schullandheim, Ausflüge, Sportunterricht: Es gibt nichts, bei dem Emmi aussetzt. Trotz ihrer Behinderung ist die Siebenjährige in der Grundschule Schwarzenbruck immer mit am Start.

Emmi sitzt im Rollstuhl und nickt mit dem Kopf im Takt. Um sie herum wirbeln ihre Klassenkameraden um die Tische des kleinen Zimmers im Erdgeschoss der Grundschule. Nach einer konzentrierten Sprach- und Recheneinheit dürfen sie zum Bewegungslied „Waldlauf“ kurz Dampf ablassen. Sie ducken sich unter Ästen weg, springen über Pfützen, spähen nach Wildvögeln.

Eine Schülerin bleibt bei Emmi stehen, nimmt sie bei der Hand und hüpft neben ihr auf und ab. Auch wenn die kleine Rollstuhlfahrerin nicht buchstäblich mit den anderen Kindern um die Tischgruppen fetzen kann, erleben die Erstklässler das Lied doch gemeinsam. Mit ihren 21 Klassenkameraden ist Emmi schon in den Kindergarten gegangen.

Entsprechend groß war die Freude ihrer Eltern zu erfahren, dass ihre Tochter auch in der Schule mit ihren Freunden zusammenbleiben kann. Für Direktorin Sabine Dannich ist sofort klar, dass sie dem Mädchen den Besuch auf ihrer Schule ermöglichen will. Bereits lange im Voraus spricht sie mit seinen Eltern und der ehemaligen Kindergartenleitung. „Emmis Mutter ist auch vorbei gekommen und hat sich alles angeschaut. Gemeinsam haben wir festgestellt, das wird funktionieren. Und jetzt klappt es auch wirklich ganz hervorragend“, sagt Dannich stolz.

Nötige Kompromisse

Natürlich mussten einige Kompromisse her: Die Klassengröße ist mit 22 Schülern bewusst klein gehalten. Obwohl die Schule über einen Aufzug verfügt, ist das Unterrichtszimmer von Emmis Klasse ebenerdig. „Das ist für den Brandfall unerlässlich“, erklärt die Schulleiterin. Auch das Mobiliar unterscheidet sich von dem eines herkömmlichen Klassenzimmers. Lehrerin Sabine Faber setzt auf ein modernes Raumkonzept mit für alle Kinder höhenverstellbaren Stühlen und Tischen mit dreieckiger Arbeitsplatte, die es den Schülern erlaubt, in Lern-Grüppchen zusammen zu sitzen.

„So können wir außerdem schnell umdisponieren und Platz für den Rollstuhl machen, sollte es nötig sein“, sagt Faber. Emmi selbst hat einen speziellen Tisch, der mit ihr mitwachsen kann und genau an ihre Bedürfnisse angepasst ist. 17000 Euro haben die Möbel insgesamt gekostet. „Wo immer man den Alltag für behinderte Kinder wie Emmi leichter machen kann, sollte nicht gespart werden. Es lohnt sich“, findet Schulleiterin Dannich und hat dabei die volle Unterstützung der Gemeinde Schwarzenbruck, die sich bei der Finanzierung maßgeblich mit beteiligt hat.

Teil der Klassengemeinschaft

Vom ersten Schultag mit dabei ist Schulbegleitung Anja Rosenthal. Sie hilft Emmi bei Dingen, die die Siebenjährige körperlich anstrengen, wie zum Beispiel Bücher aus der Tasche holen, aus dem Rollstuhl aufstehen und zur Toilette zu gehen. Während des Unterrichts sitzt sie neben ihr inmitten der anderen Kinder. Die stören sich nicht daran, im Gegenteil. Gern fragen sie neben ihrer Lehrerin auch Rosenthal um Rat, sollten sie etwas nicht verstanden haben. Ebenso wie Emmi ist sie ein ganz alltäglicher Teil ihrer Klassengemeinschaft.

Emmi und ihre Freundin ziehen noch einmal den Kopf ein, um beim „Waldlauf“ einem Ast auszuweichen, beschirmen ihre Augen auf der Suche nach erdachten Mäusebussarden und finden schließlich wieder zurück zu ihrem Platz, als das Lied langsam im Fade out verklingt und die nächste Unterrichtseinheit beginnt.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren