LINDELBURG – Wer hätte das gedacht? Von den ursprünglich einmal 20 geplanten Bauplätzen auf einem Gebiet an der Brunnenstraße in Lindelburg bleibt nur noch ein einziger übrig. Wie es zu der unglaublichen Schrumpfung kam, erläuterte nun Bürgermeister Bernd Ernstberger.
Vor fünf Jahren war er noch mit sämtlichen Gemeinderäten einer Meinung , dass das Gebiet am Lindelburger Ortsrand perfekt geeignet sei für die Schaffung von Wohnraum. Dumm nur, dass Gemeinderat und Rathauschef damals übersehen haben, dass ein Großteil des vermeintlichen Baugebiets als Biotop kartiert war.
Diesen Fehler räumt Ernstberger heute unumwunden ein. Als der Gemeinderat 2014 einstimmig beschloss, das Gebiet an der Brunnenstraße zu kaufen, hat der Schwarzenbrucker Bürgermeister nach eigener Aussage nichts von einem Biotop gewusst, dessen Kartierung im Jahr 2002 von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts vorgenommen worden war. Auch die Lindelburger Gemeinderäte Hans Peter Walter und Markus Holzammer hatten damals keine Ahnung von einem Biotop.
Vorhaben eingedampft
So nahmen dann die Dinge ihren Lauf. 2016 beschloss der Gemeinderat wiederum einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplans. Und als dann Gutachten in Auftrag gegeben wurden, stellte sich heraus, dass das Baugebiet inmitten eines Biotops entstehen sollte, was aus naturschutzfachlicher Sicht nicht möglich war.
Deshalb dampfte die Gemeinde das anfängliche Vorhaben auf zwei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus ein. Dafür gab es dann auch vom Naturschutz grünes Licht. Die Schwarzenbrucker SPD verkleinerte das ganze nun noch einmal auf nur noch ein Baugrundstück für ein Doppelhaus.
Per Mail signalisierten Lindelburger Bürger Zustimmung, die sich in der Vergangenheit massiv gegen die Bauvorhaben an der Brunnenstraße gewehrt hatten. In einem Schreiben an den Bürgermeister sprachen sie von einem guten Kompromiss.
Den toppte schließlich die Schwarzenbrucker CSU mit der Forderung, nun ganz auf eine Bebauung zu verzichten und stellte einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat.
„Wir haben uns außerordentlich gefreut“, kommentierte Helga Schiel (Grüne) die CSU-Forderung. Den Kompromiss der SPD für nur noch einen Bauplatz freilich wollten die Grünen nicht mitgehen. Was deren Vorsitzenden Martin Glienke massiv ärgert: „Ihr fallt da auf einen Schaufensterantrag der CSU herein“, schimpfte er im Gemeinderat und zeigte keinerlei Verständnis für die CSU-Forderung, weil das bestehende Biotop an der Brunnenstraße mit dem SPD-Konpromiss vollständig erhalten bleibe.
Glienke erinnerte auch daran, dass der Ankauf des Gebiets die Gemeinde viel Geld gekostet hat. Mit dem SPD-Vorschlag käme dieses Geld wieder herein. Außerdem: „Derzeit suchen 70 Interessenten Baugrundstücke in der Gemeinde.“
„Wollen ein Zeichen setzen“
Jürgen Hopf machte für die CSU deutlich, dass es an der Brunennstraße um ein schützenswertes Gebiet geht. „Da wollen wir ein Zeichen setzen.“ Natürlich seien 100.000 Euro, die die Gemeinde für den Grundstücksankauf ausgegeben habe, viel Geld. „Aber verzichten wir doch einfach auf eine Planstelle, dann holen wir das in zwei Jahren wieder herein.“
Alfred Merten erinnerte für die Freien Wähler daran, dass die Gemeinde den Grund ursprünglich für ortsansässige Bauwillige gekauft hat. Wenn nun sogar die Untere Naturschutzbehörde einer geringeren Bebauung als ursprünglich geplant zustimmt, dann „können wir als Freie Wähler den Vorschlag der SPD unterstützen.“
Ursula Beck (Grüne) kritisierte dagegen, dass die Gemeinde das Grundstück seinerzeit kaufte, ohne sich zu informieren, dass darauf ein Biotop kartiert ist.
Den Antrag der CSU, auf eine Bebauung an der Brunnenstraße ganz zu verzichten, lehnte der Gemeinderat gegen acht Stimmen ab, angenommen wurde dagegen der Kompromissvorschlag der SPD für ein Doppelhaus.