Noch keine Lösung für die „Neue Mitte“

Ungewohnter Ort, ungewohnt viele Zuschauer: Im Haus der evangelischen Gemeinde im Eichenring hat sich der Röthenbacher Stadtrat über die Zukunft der „Neuen Mitte“ unterhalten. Foto: Sichelstiel2011/05/22259_New_1305816663.jpg

RÖTHENBACH — Was aus dem Röthenbacher Marktplatz wird, ist auch nach einer Sondersitzung des Stadtrats offen. Einen Investor für die schon seit 2006 geplante „Neue Mitte“ hat die Verwaltung bisher nicht finden können, weshalb sie sich jetzt auf Antrag der Opposition vor gut 30 Zuschauern rechtfertigen musste. Konkrete Antworten gab es allerdings nicht. Im Juni wollen die Räte weiterdiskutieren.

Nach knapp zwei Stunden im evangelischen Gemeindehaus im Eichenring – der Sitzungssaal stand wegen der Vorbereitungen für den heutigen Stadtempfang nicht zur Verfügung – schien alles in bester Ordnung. Man sei froh, dass eine Sondersitzung des Stadtrates stattgefunden habe, hieß es aus den Reihen von CSU und Freien Wählern. Und man sei sich einig, dass man jetzt gemeinsam daran arbeiten müsse, das Beste aus dem Marktplatz zu machen, der einmal zwischen Rückersdorfer Straße und Luitpoldplatz entstehen soll.

Nur: Die Fragen, die sechs Stadträte an die Verwaltung gestellt und damit die Sitzung beantragt hatten, waren nicht einmal zur Hälfte beantwortet. „Welche Unternehmen hat die Verwaltung aktiv bezüglich des Themas ,Marktplatz-Bebauung‘ kontaktiert?“, wollten Wolfgang Gottschalk, Wolfgang Hellmann, Peter Güntert, Heiko Scholl, Hans-Carl Rathjen und Thiemo Graf zum Beispiel wissen. Antwort von Günther Steinbauer, dem Röthenbacher Bürgermeister: „Zahlreiche.“ Nachfragen kamen – zumindest in diesem Punkt – nicht. Ebenfalls unklar blieb: „Welche Unternehmen haben wann die Verwaltung von sich aus kontaktiert?“Auch die von den Antragstellern gewünschte Aussprache über den Besuch einiger Stadträte im schwäbischen Asperg fiel knapp aus. Die Kommune vor den Toren Stuttgarts hat ein ähnliches Projekt wie die „Neue Mitte“ im Alleingang verwirklicht. Damit könnte sie ein Vorbild für Röthenbach sein, das nun mit dem Gedanken spielt, selbst als Bauherr aufzutreten. Statt konkret über mögliche Kosten und Risiken zu reden, vertagte sich der Stadtrat auf Donnerstag, 9. Juni. Jetzt soll ein „Brainstorming“ stattfinden.

Dass – O-Ton Steinbauer – „noch viel Wasser die Pegnitz hinabfließen wird, ehe der Marktplatz gebaut ist“, bestätigte ein Antrag der SPD-Fraktion: „Bis spätestens zum Jahresende“, heißt es darin, soll unter Bürgerbeteiligung ein Konzept für die 2400 Quadratmeter große Fläche erarbeitet werden. Die Freien Wähler hatten zuvor noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Pläne für die „Neue Mitte“ bereits seit 2006 vorliegen.

Die Verteidigung der Verwaltung übernahm Ullrike Knoch, SPD-Fraktionsssprecherin: In der Zwischenzeit seien viele wichtige Projekte in Röthenbach verwirklicht worden, das Arbeitermuseum etwa oder die Sanierung der Häuser in der Grünthalstraße. Ergo: „Wir brauchen uns da nicht zu verstecken.“

Lag es an den Befürchtungen der Stadtspitze, zu viel von den laufenden Verhandlungen preiszugeben, dass sie keine Details über mögliche Investoren nannte? Man habe mit zwei Unternehmen intensiv gesprochen, so Steinbauer, aber nur ein Interessent sei übrig. Was konkret plant jener Interessent? „Das ist nicht spruchreif, der Besagte wird den Stadtrat informieren.“ Schon aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ könne er in der öffentlichen Sitzung nicht mehr sagen.

Bis zuletzt noch im Rennen war nach Informationen der Redaktion die Röthenbacher Entwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft (EBR) von Armin Meindl. Gestern allerdings hat Meindl im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung erklärt, dass er zu den derzeitigen Bedingungen kein Interesse mehr an dem Grundstück habe (siehe nebenstehenden Kasten).

Für die Freien Wähler ist der Fall klar: Auf diesem Weg werde man nicht weiterkommen, sagte Peter Güntert, der Fraktionssprecher, in der Sitzung. Er kritisierte vor allem einen Alleinvermarktungsvertrag, der die Stadt von November 2009 bis Juni 2010 an ein Unternehmen aus Allersberg gebunden hat, inzwischen aber aufgelöst ist: „Die sind über die Standortanalyse noch nicht einmal hinausgekommen. Das hat uns ein halbes Jahr gelähmt.“

Thiemo Graf von den Grünen stellte die sogenannte „große Lösung“ – also den Bau einer rund 1,6 Millionen Euro teuren Tiefgarage unter dem Marktplatz – zur Diskussion: Könnte hier nicht der „Knackpunkt“ liegen? Der Bürgermeister musste einräumen, dass die Tiefgarage bei Investorengesprächen „immer ein Thema ist“. Für ihn hat die erfolglose Suche der Stadt aber auch noch andere Ursachen, so gebe es eine „Übersättigung“ an Büroflächen in der Region, mit Gebäuden in der „Neuen Mitte“ sei nur ein niedriger Quadratmeterpreis zu erzielen.

Dass die Stadt schlicht zu wenig Werbung gemacht habe, wie Karl-Heinz Pröbster (CSU) glaubt, wollte sich Steinbauer dagegen nicht vorwerfen lassen: „Jedem ist angetragen worden, in den Marktplatz zu investieren.“ Nur: „Die Forderungen stellt nicht die Stadt, die Forderungen stellt ein Investor.“ Andreas Sichelstiel

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren