HERSBRUCKER SCHWEIZ – Immer weniger Grundschulpädagogen bei steigender Schülerzahl: Das Szenario, das die neueste Bertelsmann-Studie zeichnet, wirkt dramatisch. Noch scheint der verschärfte Lehrermangel im Landkreis nicht angekommen zu sein, aber die aktuellen Zahlen bestätigen den allgemeinen Trend.
Denn wie bereits im Vorjahr werden heute erneut wieder mehr Abc-Schützen im Landkreis eingeschult: 1500 Mädchen und Jungs freuen sich auf ihre Schultüte. Das lässt nicht nur die Schülerzahlen an den 28 Grundschulen steigen, sondern auch an den Mittelschulen. Das Tief der vergangenen Jahre scheint überwunden, was die Annahme einer konstant bleibenden Geburtenrate der Bertelsmann-Studie untermauern würde.
Damit drücken 8469 Kinder und Jugendliche die Bank an Grund- und Mittelschule. Die älteren Jahrgänge dünnen zunehmend aus: Nicht ganz 200 Schüler weniger sind in den Jahrgängen sieben bis zehn gemeldet. Gar um fast 21 Prozent reduzierte sich die Zahl der Mädels und Jungs in den M-Klassen, ist aus der Pressemeldung des Schulamts herauszulesen.
Eine Schule weniger
Dieser Rückgang scheint die Schließung der Happurger Mittelschule zu rechtfertigen. Damit verfügt der Landkreis jetzt nur noch über neun Mittelschulen, der Schulverbund Hersbrucker Schweiz über die Standorte Velden und Hersbruck. Aber: Laut Pressemeldung unterstütze das Schulamt Landkreis und Freistaat dabei, den ländlichen Raum zu stärken: „Die wohnortnahe Schule ist dafür eine Voraussetzung von zentraler Bedeutung.“
Darauf müssen Jugendliche im Albachtal sowie Kinder mit Einschränkungen ab sofort verzichten: Mit dem Ende der Mittelschule Happurg mangelt es dem südlichen Landkreis am Schulprofil Inklusion; lediglich die Mittelschule in Röthenbach hat dieses vorzuweisen. Laut Schulamt wurden dafür acht Kooperationsklassen genehmigt: „Sie werden durch zusätzliche Stunden aus dem mobilen sonderpädagogischen Dienst der Förderzentren Lauf, Hersbruck und Altdorf sowie aus dem Budget des Schulamts unterstützt“, erklärt Behördenchef Joachim Schnabel.
Interessant ist, dass es trotz des Wegfalls von Happurg bei 133 Mittelschul-Klassen bleibt. Auch die Klassenstärken liegen mit knapp 21 Schülern im Schnitt auf gleichbleibendem Niveau – und damit deutlich unter den Höchstgrenzen von 28 in der Grundschule, 30 in allen anderen Jahrgangsstufen und 25 bei mehr als 50 Prozent Kindern mit Migrationshintergrund.
Munteres Stühlerücken
Auch beim Thema Lehrer steht Happurg derzeit im Fokus: Die Leitungsstelle an der Grundschule sei noch unbesetzt, so Schnabel. Die bisherige Rektorin, Cosima Badewitz, wechselte nach Pommelsbrunn, wo Angela Herger in den Ruhestand ging. Aus dem gleichen Grund wurde die Chefstelle in Ezelsdorf frei, für die Rektor Lars Petersen die Grundschule Hammerbachtal verließ; hier tritt Carola Kanne die Nachfolge an. Damit ist auch die Rektorenstelle in Diepersdorf vakant.
Trotz zweier freier Positionen betont Schnabel mantraartig: „Die Versorgung des Unterrichts zu Beginn des neuen Schuljahres ist sichergestellt.“ Sprich: Die gültige Stundentafel kann abgedeckt werden; von Zusatzstunden ist dagegen keine Rede.
Dass es mit dem Lernen und Lehren im Landkreis reibungslos läuft, dafür werden zehn Zweitqualifikanten sorgen. Nach einem Einbruch im vergangenen Jahr dürfen sechs Absolventen des zweiten Staatsexamens für Realschule oder Gymnasium mehr im Rahmen einer Sondermaßnahme an den heimischen Grundschulen unterrichten; Quereinsteiger für die Mittelschule gibt es dieses Jahr nicht.
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Dazu befinden sich 65 Lehrkräfte (2018: 56) im ersten und zweiten Jahr der Ausbildung. „Um den aktuellen Bedarf abzudecken, wird die Regierung von Mittelfranken wieder zahlreiche Lehrer mit befristeten Verträgen einstellen“, kündigt Schnabel an.
Nur halber Tag
Rückläufig dagegen ist die Anzahl der gebundenen Ganztagsklassen: Waren es 2018 noch 54, schrumpfte das Angebot auf 50 an sechs staatlichen Grund- und fünf Mittelschulen. Für jede Ganztagsklasse bekommt eine Schule zwölf zusätzliche Lehrerstunden und 6000 Euro für externe Kräfte.
Im Gegensatz dazu kommen Lehrkräfte bei der offenen Ganztagsschule „in der Regel“ nicht zum Einsatz. Dieses jahrgangsübergreifende Nachmittagsprogramm ist an fünf Mittel- (darunter Velden) und zwei Grundschulen möglich.