NÜRNBERGER LAND – „Es ist nicht so schlimm gekommen wie befürchtet“, sagte Sieglinde Mahnel, Geschäftsstellenleiterin der Arbeitsagentur Lauf, im Kreisentwicklungsausschuss. Im Mai sei deutlich zu spüren gewesen, dass es auf dem Arbeitsmarkt wieder aufwärts geht – die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken, die Zahl der offenen Stellen nähert sich dem Vorkrisenniveau. Trüber sind dagegen die Aussichten für Langzeitarbeitslose und Azubis.
An den Arbeitsmarktzahlen für Mai seien erste Zeichen einer Erholung sichtbar geworden, sagte Mahnel. Die Arbeitslosenquote sei mit 2,8 Prozent schon wieder „fast so gut wie vor der Pandemie“. Von den rund 56 500 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Landkreis – deren aktuelle Zahl immer erst Ende September erhoben wird – verloren 2020 im Vergleich zu 2019 lediglich 265 ihren Job (minus 0,5 Prozent). Das liege daran, dass es sich hier in erster Linie um Stellen im verarbeitenden Gewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel und der Kfz-Reparaturbranche handelt.
Gefragter Nachwuchs
Insbesondere bei jungen Arbeitnehmern, die im ersten Shutdown zu den großen Verlierern zählten, ist der deutliche Aufschwung gut zu belegen: Suchten im Mai 2019 noch 211 junge Leute zwischen 15 und 24 eine Stelle (2,2 Prozent), waren es ein Jahr später 343 (3,5 Prozent). Nun, wiederum zwölf Monate später, sind es 229 (2,4 Prozent) – satte 33 Prozent weniger. „Viele Junge wurden arbeitslos, mussten ihre Ausbildung abbrechen oder wurden nicht übernommen“, resümierte Mahnel, „jetzt holen die Unternehmen sie zurück oder die jungen Leute finden eine neue Stelle.“ Das sei ein durch und durch positiver Trend.
Nicht ganz so rosig ist die Lage am Ausbildungsmarkt. Die nackten Zahlen sprechen hier eine klare Sprache – die Arbeitsagentur in Lauf verzeichnete im Mai 16 Prozent weniger Azubistellen als zum gleichen Zeitpunkt 2020, die Zahl der Bewerber sank sogar um fast 23 Prozent. „Die jungen Menschen sind sehr verunsichert“, sagte Mahnel, „sie haben im letzten Schuljahr viel versäumt und auch die Beratung ist unter Corona-Bedingungen sehr schwierig.“ Derzeit wage sie (noch) keine seriöse Prognose, wie es hier weitergehe.
Mehr neue Stellen
Ein weiteres Indiz ist der Fakt, dass am ersten Arbeitsmarkt im Mai über neun Prozent mehr offene Stellen gemeldet wurden als vor Jahresfrist (867 zu 793). Neue Mitarbeiter suchen insbesondere Firmen aus den Bereichen Produktion (vor allem in Zeitarbeit), Gesundheit, Soziales, Erziehung, Handel, Vertrieb und Tourismus.
Auch bei der Kurzarbeit entspannt sich die Lage. Im gesamten Agenturbezirk Nürnberg wurden im Mai nur noch 99 Neuanzeigen verzeichnet, im Mai 2020 waren es noch 853. Wie wichtig dieses Arbeitsmarktinstrument war (und ist) zeigt auch der Vergleich von April 2019 (11 Unternehmen für 84 Personen) zum März und April 2020, dem Höhepunkt des ersten Shutdowns, als im Landkreis 1815 Firmen für 31 124 Mitarbeiter Kurzarbeit anmeldeten. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, so Mahnel auf Nachfrage von Bernd Müller (CSU), sei dagegen deutlich auf aktuell 701 gestiegen – sie träfen die pandemiebedingten Verwerfungen am Arbeitsmarkt ebenso wie ältere Menschen.
Weiterbildung wichtig
Ein Schwerpunkt der Arbeitsvermittler sei derzeit die Qualifizierung und Weiterbildung, insbesondere im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt. Das dauere „manchmal nur sechs Wochen, manchmal aber auch Monate oder sogar Jahre“, so Mahnel. Ziel dabei sei es, immer genug Fachkräfte für die heimische Wirtschaft bereit zu halten. Seit Beginn des Jahres wurden 125 Menschen in beruflichen Weiterbildungen gefördert, 280 besuchten eine Maßnahme zur beruflichen Eingliederung (Stichworte hier: Hilfe bei der Stellensuche, bei Online-Bewerbungen oder Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse).
Das sei mitunter schwierig, weil vieles wegen der Kontaktbeschränkungen nur online geht. Nun aber stelle die Arbeitsagentur nach und nach wieder auf Präsenzangebote um – neben den inzwischen bewährten neuen digitalen Selbsterkundungstools (NewPlan) oder der Videoberatung.