Landkreisjubiläum

Nürnberger Land wird 50 Jahre

Alle Sinne gefragt: Der neue Radweg soll den Nutzern die „Perlen“ des Nürnberger Landes mit allen Sinnen erlebbar machen – ob mit spektakulären Aussichten oder mit interessanten Infos aufs Handy. | Foto: Petra Hofmann2021/08/Konzeptentwurf-kurz-LKJubil-um-Sinnesrad.jpg

NÜRNBERGER LAND – Im kommenden Jahr feiert der Landkreis Nürnberger Land seinen 50. Geburtstag – und will das gebührend tun: „Bodenständig wie es zu uns passt, ohne großen Zirkus“, wie es Landrat Armin Kroder bei der Bürgermeisterversammlung in Hartenstein formulierte, mit einem bunten kulturellen Begleitprogramm und einem die drei Altlandkreise verbindenden „Sinnesradweg“, der Einwohnern wie Gästen die Schönheiten des Landkreises erfahrbar macht.

Auch wenn der Name „Nürnberger Land“ erst am 1. Mai 1973 eingeführt wurde, die rechtliche Konstituierung der neuen, damals noch „Landkreis Lauf“ genannten Gebietskörperschaft – aus den vormaligen Landkreisen Lauf, Hersbruck und Nürnberg sowie einigen Gemeinden der alten Kreise Eschenbach, Forchheim und Pegnitz – wurde bereits im Zuge der Gebietsreform in Bayern am 1. Juli 1972 vollzogen.

Zum „Geburtstag“ wünscht sich Kroder, dass die 27 Städte, Märkte und Gemeinden Kirwas, Feste und andere Veranstaltungen unter diesem Thema laufen lassen – das ergebe eine „schöne Perlenkette“, so der Landrat. „Wenn es dazu noch neue Aktivitäten gibt, wäre das sensationell.“ Und gut für das weitere Zusammenwachsen eines Landkreises, der aus vielen Gründen begünstigt sei und sich rechtzeitig vor dem Jubiläum wachsender Beliebtheit erfreut. Die Rekordzahl von aktuell über 171 000 Einwohnern sei ein deutlicher Beleg für diese Attraktivität.

„Reich an Geschichte(n)“

Eine gewichtige Rolle beim Jubiläum soll die Kultur spielen. Ralf Weiß, Intendant des Dehnberger Hoftheaters und Vertreter des Kulturverbunds Nürnberger Land, stellte den Bürgermeistern erste Ideen und Entwürfe dafür vor. Ausgangspunkt der Überlegungen sei die Frage gewesen, was die über 50 Mitglieder des 2020 konstituierten Zusammenschlusses der Kulturschaffenden machen können, sagte Weiß. Ein Ergebnis: „Der Landkreis ist reich an Geschichte und Geschichten, deren Erzählung sich lohnt, die dramaturgisch aufbereitet werden können und aus denen sich Veranstaltungen entwickeln lassen“, sagte er.

Beispielhaft dafür führte er die Eisenbahn an. Einer ihrer deutschen Gründerväter – Johannes Scharrer – stammt aus Hersbruck. Mit dem „Dampfross“ wurde der Landkreis erschlossen, so Weiß, ob von „Betuchten, die ihre Villen auf dem Land bauten“, oder von Erholungssuchenden, die zum Klettern „in die Fränkische“ kamen und hier Möglichkeiten zum Übernachten suchten. „Das ist die Geburtsstunde des Tourismus im Landkreis“, sagte Weiß. Bis heute seien Fremdenverkehr und Bewegung wichtige Pfeiler im Nürnberger Land.

„Perlen präsentieren“

Deshalb könne er sich gut vorstellen, dass im nächsten Jahr neben drei größeren Musik- oder Theaterevents rund zehn kleinere Veranstaltungen zusammenkommen, bei denen ein „Wirt die Geschichte seines Dorfes erzählt“ und so für Einheimische wie für Gäste die „Perlen des Landkreises präsentiert werden“, sagte Weiß. Auch in der breiten Bevölkerung eher unbekannte Geschichten könnten dabei ans Tageslicht befördert werden, wie etwa diese: 1939 übernahm Nazi-Reichsminister Hermann Göring von der Witwe Elisabeth von Epenstein die von ihm heiß begehrte Burg Veldenstein – im Tausch gegen das zuvor im Zuge der „Arisierung“ jüdischer Betriebe von ihm zu einem Spottpreis erworbene, marktführende Kondom-Unternehmen von Julius Fromm.

Ein zweites großes Geschenk zum Jubiläum soll ein „Sinnesradweg“ werden, der dabei hilft, die drei Altlandkreise weiter zusammenwachsen zu lassen. „Zu Beginn war das ja keine Liebeshochzeit“, erinnerte Bernd Hölzel, Leiter der Regionalentwicklung, „sondern eine nicht von allen mit offenen Armen begrüßte Rechtsverordnung des Freistaats“. Seine Abteilung greife mit dem Radweg nun eine alte Idee wieder auf, um das 50-jährige Bestehen des Landkreises zu „begleiten, aber auch um Herausforderungen zu akzentuieren“.

Mehrere kleine Abschnitte

Die Route führt um das gesamte Nürnberger Land herum und soll gespickt sein mit einzelnen Stationen in Kommunen und dazwischen, an denen Nutzer den Landkreis und seine Schönheiten mit allen Sinnen erfahren und genießen können, so Hölzel. Die insgesamt 165 Kilometer mit 2022 Höhenmetern sollen dabei auch in kleinen Abschnitten zu erradeln sein, überall soll es Möglichkeiten geben abzuzweigen – zu Gasthäusern, Brauereien, nicht direkt an der Route gelegenen Kommunen oder zu Bus und Bahn.

An den einzelnen Stationen warten Sinneserlebnisse aller Art – ob in Form eines großen Bilderrahmens, der eine besonders schöne Landschaft ins rechte Licht setzt, in Form eines Barfußpfads oder eines Hörpfads mit allerlei interessanten Informationen zu den jeweiligen Städten, Märkten oder Gemeinden, die per QR-Code schnell aufs Smartphone zu laden sind, oder vielleicht auch eines Standkonzerts einer örtlichen Musikgruppe. „Wir haben viele Ideen, die wir mit den jeweiligen Gemeinden weiterentwickeln und erfolgreich auf den Weg bringen wollen“, sagte Hölzel.

Ideen willkommen

Bei allem gilt: Ein neuer Radweg nur mit Beschilderung sei nicht so interessant. Stattdessen soll er mit dem zugrundeliegenden Konzept „Hören, Sehen, Fühlen“ auch „für Familien, die nicht von hier sind, beste Werbung für unseren Landkreis sein“, sagte Hölzel. Die vorgetragenen Anregungen seien bislang „nur“ eine Diskussionsgrundlage, jede zusätzliche Idee aus den 27 Rathäusern sei willkommen.

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