KERSBACH — Die Windradpläne der Hersbrucker Stadtwerke auf der Hochfläche nordöstlich von Leuzenberg haben eine ansehnliche Protestwelle ausgelöst. Nach Angaben der Bürgerinitiative „Gegenwind Hansgörgl/Glatzenstein“ haben sich ihr bereits 350 Aktive und Unterstützer angeschlossen. Ein beträchtlicher Teil kommt aus Kersbach, das von den in Frage kommenden Standorten anderthalb Kilometer entfernt läge und aus Weißenbach (knapp ein Kilometer).
Am meisten regt die Gegner auf, dass sie als unmittelbare Nachbarn der Kraftwerke zu wenig mit einbezogen würden in die Planungen. Ein von allen bisherigen Windrad-Projekten im Verbreitungsgebiet der PZ altbekannter Vorwurf. Beim Leuzenberger Fall spielt die Randlage eine gewisse Rolle. Zwar sind die Standorte nicht allzu weit von Kersbach und Weißenbach sowie von Siegersdorf entfernt, dennoch lag der Fokus der Aufmerksamkeit zuerst lange alleine auf Reichenschwand, zu dem Leuzenberg gehört. Von einem Neunkirchener Gemeinderatsbeschluss schon vor einem Jahr hatte kaum jemand Notiz genommen: Der Bauausschuss stimmte damals einhellig der Änderung des Flächennutzungsplans der Nachbargemeinde zu – „ohne mit den benachbarten Dorfbewohnern gesprochen zu haben“, wie Gegenwind-Sprecherin Hannelore Plicht kritisiert.
Inzwischen hat sich der Wind für die maximal drei Rotoren mit einer bisher nicht bestätigten Gesamthöhe von 200 Metern gedreht. Das belegt ein noch junger Beschluss des Schnaittacher Marktgemeinderats, der das Projekt im Dezember mehrheitlich ablehnte. Begründung: der Schutz des Panoramas Rothenberg-Festung und Glatzenstein. Auch die Nachbargemeinde Kirchensittenbach im Osten ist dagegen – ebenfalls wegen des Landschaftsbildes, aber auch mit Verweis auf die Lage im Wasserschutzgebiet, das Kersbach, Oberkrumbach und Reichenschwand versorgt.
Diese Argumente decken sich mit denen des mobilisierten Widerstands in den Dörfern. Auch der Laufer Rechtsanwalt Lothar Schmauß, der in Kersbach wohnt, führt sie an. Vor allem aber fasst er die Kraftwerkspläne als „so brutalen wie sinnlosen Angriff auf die heimatliche Landschaft“ auf. Immerhin hätten sich einige der Dorfbewohner rund um die Hochfläche durchaus bewusst für ein ländliches Leben entschieden, „um sich in der Freizeit möglichst viel in der reizvollen Natur aufhalten zu können“ und nähmen dafür auch die größere Entfernung zu Städten und Läden in Kauf. Mit „Stahlmonstern vor den Augen“ wäre dieser Vorteil zunichte gemacht, sagt er.
Die Bürgerinitiative hat sich – mit viel Know-How vom erfolgreichen Osternoher Widerständler Peter Kraus unterstützt – die Hochfläche genau angesehen und einen ganzen Katalog erarbeitet, was alles gegen Windräder vor der Haustür spreche: unter anderem auch die Lage im Landschaftsschutzgebiet und die Flugsicherheit. Laut Hannelore Plicht befindet sich der Luftkorridor zum Airport Nürnberg genau zwischen Leuzenberg und Kersbach.
Der Neunkirchener Bauausschuss hatte diese Kriterien im Januar 2013 nicht mit erwogen. Ausschlaggebend war für ihn einzig, dass die bisher geltenden gesetzlichen Abstände von 800 Meter zu Wohn- und 500 Meter zu Mischgebieten eingehalten würden. „Über alles andere haben die Regionalplaner anhand der Stellungnahmen auch der Fachbehörden zu entscheiden“, lautet dazu die Auskunft aus dem Bauamt Neunkirchen. Lothar Schmauß ist das zu wenig: „Neben den Abständen gibt es noch jede Menge öffentliche Belange und es ist Sache der Gemeinde, die Belange der Bürger zu wahren.“
Am kommenden Mittwoch äußert sich der Neunkirchener Bauausschuss noch einmal zu den Windradplänen bei Leuzenberg. Diesmal wird er eine Stellungnahme für eine etwaige Berücksichtigung der Standorte im Regionalplans abgeben (19 Uhr, Sitzungssaal im Rathaus). Allerdings ist das Gebiet wohl auch als nicht ideal zu bezeichnen: Denn in Frage kommt nur die Einstufung als Vorbehaltsgebiet, was heißt, dass es zwar ins Auge gefasst wird, aber vorbehaltlich weiterer Untersuchungen. Laut Hannelore Plicht ist den Regionalplanern bereits bewusst, dass die Landschaft einfach zu sensibel sei.
Dabei ist allen Beteiligten natürlich bewusst, dass aller Kampf und alle Abwägung unter Vorbehalt stehen. Denn bis Ende Januar ist noch offen, ob neue Windräder im Nürnberger Land überhaupt noch möglich sein werden, wenn – wie von der Staatsregierung angekündigt – tatsächlich die Kriterien verschärft werden. Mit größeren Abstandsflächen ist ebenso zu rechnen wie mit einem höheren Mindestertrag. Bis in München eine neue Entscheidung fällt, gelten aber noch die bekannten Regeln.
Und wie halten es die Windradgegner mit dem Vorwurf, die Energiewende zu verhindern? „Es gibt nachweislich geeignetere Flächen in Bayern. Das hat der Bund Naturschutz ermittelt“, antwortet Hannelore Plicht. Dort wären sie zwar auch nicht schön, aber in Parks immerhin „tolerierbar“. Hier zu Lande gehe es optisch einfach nicht an, „wenn jede Gemeinde ihre drei Windräder hat“.
Am Mittwoch, 15. Januar, um 19 Uhr findet im Berggasthof Glatzenstein in Weißenbach eine Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Gegenwind statt. Interessierte sind eingeladen.
Da wird endlich neue Energie in die Hand genommen, aber es gibt immer noch so Hohlköpfe die nach dem Motto leben: neue Energie ja, aber nicht vor meiner Haustür.So wird das nie was werden hier in diesem unserem Land. Echt schade!Aber macht ruhig weiter so. So bringen wir unser Land voran.Für einige ist Rückschritt besser als Fortschritt.
Unser Horst Seehofer und seine Mitstreiter werden schon dafür sorgen, dass die Atomkraftwerke in Bayern weiter am Netz bleiben ! Was hat er sonst mit seiner gestrigen Aussage zum sicheren und billigen Strom aus Bayern gemeint ?
Statt Bürgerwindräder vor Ort in Bayern, die für den Strom ca 9 ct/kWh bekommen, werden von den Großkonzernen superrentable Windräder auf See gebaut, die mit über 19 ct/kWh vergütet werden. Zusätzlich werden riesige Höchstspannungsleitungen quer durch Deutschland gebaut, mit dem zusätzlichen Vorteil, die großen Kohlekraftwerke untereinander zu vernetzen – und das alles zahlt der kleine Bürger !!!
Dank Horst Seehofer und seinen Mitstreitern werden die großen Stromverbraucher weiterhin von der EEG-Umlage und den Netzentgelten befreit bleiben. Sieht die Bevölkerung wirklich nicht, dass es von den Großen nur als für dumm verkaufte Mitläufer missbraucht wird ?
Nichts spricht gegen Windräder wenn man sie dort hinstellt
wo sie auch sinnvoll sind. Aber was bringt das, wenn man mal hier mal dort eins hinstellt. Der Aufbau und das anschließen an Netz ist sicher nicht billig. Das Rad muß sich vermutlich lange drehen (wenn genügend Wind da ist)
bis zumindest diese Kosten gedeckt sind. Energiewende ja! Aber bitte mit Vernunft!
Lieber WalterGeorg.
„Aber was bringt das, wenn man mal hier mal dort eins hinstellt.“
Ganz einfach, der Strom wird ja auch mal hier und mal dort verbraucht.
„Der Aufbau und das anschließen an Netz ist sicher nicht billig.“
Sicherlich nicht. Aber Stromtrassen quer durch Deutschland zu bauen, um den Strom anderswo herzubekommen sicher auch nicht.
„Das Rad muß sich vermutlich lange drehen (wenn genügend Wind da ist)
bis zumindest diese Kosten gedeckt sind.“
Sie sollten ihre Vermutungen lieber mit Fakten belegen, oder einfach mal einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus waagen.
In Offenhausen haben sie jetzt erst neue Windräder gebaut, ja sogar eine Genossenschaft gegründet. Glauben sie wirklich die Leute würden da ihr Geld reinstecken, wenn da nicht in absehbarer Zeit wieder etwas zurückfließt? Wohl kaum!
Bürgerinitiativen sind dann begrüssenswert, wenn sie sich für das Gemeinwohl einsetzen. Sie sind dann gut, wenn sie Willkür verhindern sollen. Aber sie werden dann zur Lachnummer, wenn offensichtlich Eigennutz im Vordergrund steht. Sprich: Wenn der Herr Rechtsanwalt ein Problem mit Windkrafträdern hat, wenn er sich doch in der Freizeit an „Natur“ laben möchte. Dann werden halt auch Argumente an den Haaren herbeigezogen, die einfach nur bescheuert sind – so zum Beispiel „Wasserschutzgebiet“ und „Luftkorridor“. Und über die Wirtschaftlichkeit eines Standortes mus sich eine Bürgerinitiative auch keine Gedanken machen, denn das Risiko tragen Investoren. Entlarvend ist dann, wenn man Windparks an anderen Orten fordert – sollen doch andere die Ungetüme vor der Nase haben, oder ? Mannomann, was sind wir ein Volk von Verhinderern und Egoisten ! Statt froh zu sein, ein klein bisschen von Kraftwerkstypen unabhängig zu werden, die nachhaltige Probleme schaffen – nein, es wird nur auf den eigenen kurzfristigen Vorteil geschaut. Werte Kämpfer gegen die Windräder: Ich habe so ein Ding quasi vor meiner Nase – und ich bin STOLZ darauf. Es ist Teil der Landschaft vor meiner Haustür geworden, und ich kann nicht behaupten, dass dadurch meine Lebensqualität gelitten hat. Ach ja … und die Kühe, die unter dem Windrad weiden, geben wider Erwarten auch keine saure Milch, und der Rettungshubschrauber ist auch nich nicht gegen das Windrad gekracht.