Bedingungen müssen stimmen

Naturschauspiel: Seltenes Haareis in Offenhausen

Wie eine Frisur legt sich das Haareis um einen Baumstamm. | Foto: Manuela Otte2021/12/HaareisManuelaOtteOffenhausen-rotated.jpg

OFFENHAUSEN – Ein seltenes Phänomen ist Manuela Otte aus Schrotsdorf in Offenhausen heute Morgen vor die Kameralinse gekommen: An einem Baum im Wald hat sie sogenanntes Haareis entdeckt. Es besteht aus feinen Eisnadeln, die sich auf morschem Holz bilden – allerdings nur, wenn die Bedingungen dafür genau passen.

„Heute habe ich neben einem herrlichen Blick auf Offenhausen auch sogenanntes „Haareis“ entdeckt, ein nicht alltägliches Wetter/Pilzphänomen“ schreibt Otte zu ihrem Bild.

Und tatsächlich: Weil man Eis sehr selten in dieser zuckerwatteähnlichen, wolligen und haarsträubenden Form sieht, ist die Entstehung des Frostgebildes bisher nicht ganz erforscht. Wer es live sehen will, braucht nämlich Glück und zahlreiche passende Voraussetzungen.

Foto: Manuela Otte2021/12/HaareisManuelaOtteOffenhausen.2-rotated.jpg

Dieses Eis bildet sich an kalten, aber schneelosen Wintertagen. Haareis, oder auch Eiswolle genannt, entsteht nur auf Totholz beziehungsweise, feuchten, morschen Ästen und auch nur dann, wenn Luftfeuchtigkeit und Temperatur die besten Bedingungen dafür liefern.

Pilz oder gefrorenes Wasser?

Anders als ein Eiszapfen wächst Haareis von unten, also aus dem Baumstamm heraus, nach oben und zur Seite. Hat es ausreichend geregnet und der Boden ist nass und kalt, ist die beste Zeit für Eishaar.

Dann dehnt sich das Wasser, welches sich im Totholz angesammelt hat, aus. Es wird nach außen gedrückt und gefriert dort. Die Eishaare wachsen so lange weiter, wie sich noch Flüssigkeit im Innern des toten Baumstammes befindet.

Pilz und gefrorenes Wasser

Forscher fanden aber heraus, dass sich vor allem gern Totholz in dessen Inneren ein Pilz wohnt, eine solche Eisfrisur zulegt. Bereits vor 100 Jahren hat Alfred Wegener, berühmter deutscher Polarforscher und Meteorologe, diese Theorie aufgestellt. In den vergangenen Jahren konnte sie von weiteren Forscherteams bestätigt werden.

Vermutung ist aktuell: Winteraktive Pilze, allen voran die „Rosafarbene Gallertkruste“, zersetzen das tote Holz und geben dabei Energie frei. Alles was der Pilz nicht braucht, schiebt er als aus dem toten Holz nach oben und dort gefriert es an der kühlen, trockenen Luft. Und es entsteht: Eine Eisfrisur für alte Baumstämme. Diese schützt außerdem den Pilz im Inneren vor eindringender Kälte.

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