Letzter Teil der Reihe

Livemusik im Spitalhof sagte „servus“.

Total relaxt – die „Papa Legbas Blues Lounge“ hier beim Soundcheck nach einer störenden Rückkopplung. | Foto: Dorn2021/08/Total_relaxt_-_die_Papa_Legbas_Blues_Lounge_hier_beim__Soundcheck_nach_einer_st_renden_R_ckkoppelung-crop-scaled.jpg

Lauf – Mit den „Laufer Lichtblicken“ initiierte die Stadt Lauf eine Serie von Veranstaltungen für und mit Kulturschaffenden, Künstlern, Gewerbetreibenden und Einzelhandel, um den Einschränkungen der Corona-Pandemie entgegenzuwirken. Die Veranstaltungen reichen bis zum Jahresende 2021.

Dazu gehörten bisher unter anderem Musik, Literatur und Kino auf dem Kunigundenberg und im Industriemuseum (die PZ berichtete). Auch die von Martin Meinzer organisierte Konzertreihe „Livemusik im Spitalhof“ zählte dazu.  Sie fand am Sonntag ihren Abschluss mit der kurzfristig ins Programm genommenen Band „Schmetterlinge“ der Lebenshilfe Nürnberger Land und mit Papa Legbas Blues Lounge.

Nach einem schwülen Sonntagnachmittag zogen sich langsam drohende Wolken über Lauf zusammen und überschatteten auch den Auftritt der „Schmetterlinge“ im romantischen Gebäude-Ensemble des Spitalhofs. Die inklusive Band unter der Leitung von Thomas Raum gibt es schon über zehn Jahre. In ihr spielen 14 Menschen mit und ohne Handicap zusammen; sie sind schon auf dem Nürnberger Volksfest, am Tag der Regionen und auf der Consumenta aufgetreten. 2015 erschien eine erste CD, der 2019 die noch professioneller produzierte zweite folgte, die auch von „Aktion Mensch“ unterstützt wurde.

Eine Auskopplung aus dieser CD mit dem Titel „Vogel der Nacht“ – keine Cover-Version des gleichnamigen Hits von Stefan Remmler – wurde als YouTube-Video produziert. Mit diesem Song eröffneten die „Schmetterlinge“ – an diesem Abend zu zehnt – ihre druckvolle, kernige Session puren Deutschrocks mit ausschließlich selbst komponierten Stücken.

Eigene Texte von Liebe und mehr

Die Texte erzählen von der Liebe, vom Zusammenhalten, von Sehnsucht und Freude am Leben. Es sind moderne Texte ohne Gefühlsduselei, einfühlsam und selbstbewusst. Der bassbetonte, wuchtige Sound unterstrich die Worte eindrucksvoll, und Coretta Graf sagte die Lieder so souverän an, dass sich Jürgen, der Banjo-Spieler der Papa Legbas Blues Lounge zu der Bemerkung hinreißen ließ: „Das kriegt die Schöneberger auch nicht besser hin, und die sind ja Spitze!“ Das einsetzende Gewitter nahm die Band zum Anlass, um mit „Du bist die Sonne“ gegen den Regen anzurocken. Die Zuhörerschar ignorierte die dichter fallenden Tropfen und feuerte die Gruppe durch Mitklatschen, Zurufe und Applaus an. Mit einer Hommage an die Spider-Murphy-Gang und einem Repeat des Eingangsliedes verabschiedeten sich die „Schmetterlinge“ von ihrem begeisterten Publikum und machten die Bühne frei für die Bluesmusiker aus Südhessen.

Fetzig und ruhig mit Papa Legbas

Die drei Herren im gesetzten Alter ließen es zunächst ruhig angehen, schlürften erst ihre Halbe aus und begaben sich dann gemächlich an ihre Instrumente. Ihre Musik ist überwiegend ebenso entspannt und lässig, wenn auch die beiden Anfangstitel durch eine Rückkoppelung in der Anlage deutlich litten.

Danach aber war alles easy, und Thomas an der Gitarre, Jürgen am Banjo und Rainer mit Mundharmonika und Schlagwerk zelebrierten ein Programm mit viel Südstaaten-Feeling, überwiegend weichen, eingängigen Rhythmen und in einer temperierten Lautstärke, die dem hereinbrechenden Abend eine unbeschwerte, gemütliche Stimmung verlieh. Selbst die im Original treibenden „Let’s work together“ (Canned Heat) und „Hello Josephine“ (Fats Domino) interpretierte das Trio unaufgeregt und leichthändig, aber mit dem nötigen Drive, und das zahlreicher gewordene Publikum ließ sich einbinden, stampfte und klatschte mit, schmunzelte auch über die eingestreuten Witzeleien.

Diesen bei aller Gegensätzlichkeit runden Abend bezeichnete Veranstalter Martin Meinzer wie die vorausgegangenen Abende als gelungen, alle gut gelaufen, alle 22 Auftritte sind angekommen. Dennoch hoffte er, dass im nächsten Jahr wieder Normalität einkehrt, auch im Interesse der Kunstschaffenden.

Als Nächstes gibt es einen „Pop-up-Biergarten“ am ersten Septemberwochenende auf dem Grundstück der Brauerei Dreykorn, wofür er jetzt schon ein bisschen Werbung machen will. Und außerdem möchte er sich bei den Anwohnern entschuldigen, dass es manchmal ein bisschen zu laut und zu lang war. Aber um 21.30 Schluss zu machen, ist schon hart, wenn die Stimmung gerade passt. Wie an diesem Sonntagabend auch.

Vinzenz R. Dorn

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