LAUF/MÜNCHEN – Rund 120 Schüler, Lehrer und Eltern der Montessorischulen in Lauf haben an einer Großkundgebung in München teil genommen. Sie demonstrierten für die Gleichberechtigung der Privatschulen.
Auch die Montessori-Schule in Lauf tritt für „eine faire Finanzierung von Privatschulen in Bayern“ ein, wie eine Sprecherin sagt. Zusammen mit rund 13.000 Schülern, Eltern und Lehrern aus dem Freistaat demonstrierte eine rund 120 Personen starke Vertretung des Montessori-Campus Lauf vergangene Woche auf dem Königsplatz in München bei einer Kundgebung freier Schulen, um klarzustellen:
„Es ist fünf vor zwölf! Seit Jahrzehnten wird der gesetzliche Anspruch auf höhere Finanzhilfe nicht umgesetzt – und inzwischen ist die Lage brisant: Es geht um nicht mehr und nicht weniger als eine auskömmliche Finanzierung des Schulbetriebs in privater Trägerschaft“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
„Es kann nicht sein, dass ein Kind an einer Privatschule weniger Geld vom Staat bekommt als ein Kind an einer öffentlichen Schule“, brachte es ein Redner in München auf den Punkt. Mit Privatschulen könne die Regierung Geld sparen – doppelt zahlen müssten dann die Eltern: die Steuern und zusätzlich das Schulgeld.
Fast 600 „Montekinder“ im Kreis
„Wir leisten vor Ort gute Arbeit und erfüllen unsere Pflichten und Auflagen für den laufenden Schulbetrieb. Aber das Kultusministerium muss auch seine Pflicht erfüllen und kann sich nicht aus der Finanzierung zurückziehen!“, betont Stefani Rehberg-Reidel, Geschäftsführerin der Montessori-Vereinigung Nürnberger Land, die in Lauf eine Grund- und Mittelschule mit rund 400 Schülern sowie eine Fachoberschule (FOS) mit 120 Schülern betreibt. In Altdorf gibt es zudem das Montessori-Kinderhaus mit Krippe und Kindergarten, und im Herbst 2022 kam der Wald- und Naturkindergarten Lauf-Heuchling hinzu.
Jedes Jahr bringen die Ersatzschulen nicht nur Absolventen mit herausragenden Leistungen hervor (so schließt etwa in der Mittelschule rund ein Drittel der Schüler mit der Note 1 vor dem Komma ab), sondern insbesondere junge Persönlichkeiten mit „Softskills“. Dass diese Schüler auch bereit sind, sich politisch zu äußern und für ihre Belange auf die Straße zu gehen, wurde am vergangenen Mittwoch deutlich: „Ich bin hier, weil ich etwas für meine Schule tun möchte“, sagte etwa Hannah Butschek, die derzeit die Montessori-FOS besucht und auf der Kundgebung mit großer Ausdauer ein Schild ihrer Schule trug.
Ihr Mitschüler Paul Raum wiederum fand es gut, dass eine so große Menschenmenge sich auf dem Königsplatz einfand. „Damit“, hofft er, „steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch wirklich etwas ändert.“
Finanzielle Last
Nicht nur für die Schüler sei es schwer nachzuvollziehen, dass die Regierung Hinweise auf Finanzierungslücken dem Anschein nach aussitzen und die finanzielle Last den Eltern aufbürden wolle, so Rehberg-Reidel. Ungeachtet der Tatsache, dass Eltern bereits Steuern zahlen und damit das Schulwesen mitfinanzieren. Denn das Schulgeld dient der Finanzierung besonderer pädagogischer Angebote; die Kosten für den laufenden Schulbetrieb hingegen sollten eigentlich aus öffentlichen Mitteln gedeckt werden.
Doch es geht Rehberg-Reidel nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die Stellung der Privatschulen: „Die Schüler unserer Einrichtungen haben bei der Bezirksschülersprecherwahl lediglich ein Stimmrecht, dürfen aber selbst nicht gewählt werden – eine plausible Begründung hierfür kann ich den Jugendlichen aber nicht liefern!“, nennt Stefani Rehberg-Reidel ein prägnantes Beispiel.
Deswegen sei es das Hauptanliegen der Kundgebung gewesen, auf die Brisanz der Situation aufmerksam zu machen und unüberhörbar einen Dialog einzufordern. Initiiert und organisiert hatte die Kundgebung der Rat Freier Schulen – und zwar als besondere Unterrichtsstunde, deren Lernziel die Erkenntnis war, dass auch kleine Rechenfehler erhebliche Folgen haben können. Skizziert wurde dabei, zu welch immensen Beträgen sich der Rechenfehler bezüglich der Finanzierung der bayerischen Privatschulen seit über 20 Jahren zulasten der Eltern, der Lehrkräfte sowie der Schüler aufsummiert hat.
In ganz Bayern besuchen über 200 000 Schüler – das sind 14,7 Prozent – eine von 1352 Privatschulen. 22,8 Prozent der Schulen in Bayern befinden sich in privater Trägerschaft.