Überraschungen in der Unterwelt

Die Keller auf der Nordseite des Laufer Marktplatzes. Rechts unten – in grüner und violetter Farbe – der jetzt freigelegte „Heinleinkeller“ neben der Falknerstraße. Die violetten Bereiche waren vollständig mit Schutt angefüllt; hier befindet sich auch der wieder entdeckte Brunnen. Foto: Altstadtfreunde2008/03/20080319_kellerplanganzfarbe_big.jpg

LAUF (ass) — Mehrere Monate haben die Altstadtfreunde geschuftet, um die Felsenkeller östlich der Falknerstraße in Lauf von insgesamt 400 Tonnen Schutt zu befreien. Die Arbeit hat sich gelohnt: In der Unterwelt sind nun völlig neue Areale zugänglich, von denen selbst die Anwohner keine Kenntnis mehr hatten. Unterstützung für Kellerforscher Baldur Strobel und seine Mitstreiter gab es von der Sparkasse, die sich mit immerhin 5000 Euro an den Grabungskosten beteiligt.

Ganz schön viel Bauschutt: 52 Container voller Dreck waren es am Ende, die die Altstadtfreunde aus dem sogenannten „Heinleinkeller“ unter dem Marktplatz abtransportiert hatten. Hinter dieser nackten Zahl steckt viel Schweiß – zeitweise gingen fünf Leiharbeiter und zahlreiche freiwillige Helfer unter Tage ans Werk. Und viel Geld: Rund 40000 Euro haben die Hobbyarchäologen in die Sanierung gesteckt.

Aber die finanzielle Seite ist für den langjährigen Vereinsvorsitzenden Baldur Strobel aus Lauf zweitrangig, denn „schließlich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“. Immer wieder hatte Strobel bei den Kellerbesitzern nachgefragt, ob sie mit Führungen unter ihrem Haus einverstanden wären. Als die Zustimmung vor zwei Jahren endlich vorlag, konnten die Altstadtfreunde loslegen. Sie rückten mit schwerem Gerät an, unter anderem einem riesigen Staubsauger, der den Schutt im Handumdrehen aus dem Keller befördern sollte.

„Ein Reinfall“, lacht Strobel. Die Maschine schaffte nicht einmal einen halben Kubikmeter Sand, dann war die Düse verstopft. Deshalb war Handarbeit gefragt: Mit Schaufeln und Schubkarren buddelten sich die Helfer durch den Schutt. Und machten dabei ungeahnte Entdeckungen. Etwa einen Brunnen, der längst in Vergessenheit geraten war. Oder zwei Familienwappen aus dem Jahr 1630; sie sind jetzt der Höhepunkt jeder Kellerführung.

Was nun freigeschaufelt wurde, war einst als Bierlager während der Sommermonate gedacht. „Es gab einmal 76 Braurechte rund um den Marktplatz“, erklärt Strobel. „Und weil das Bier nur im Winter gebraut werden durfte, musste man es aufheben.“ Die Gewölbe selbst stammen aus dem 17. Jahrhundert. „Aber vorher hat es hier auch schon Keller gegeben“, meint der Hobbyforscher. Über die Spende der Sparkasse, die von Bankdirektor Albert Pickel aus Hersbruck übergeben wurde, hat er sich besonders gefreut.

„Denn momentan müssen wir finanziell kurz treten; wir sind am Rand unserer Leistungsfähigkeit“, so Strobel. Dabei gäbe es noch viele Projekte rund um den Marktplatz: „Auf der Nordseite könnten wir noch bis zum Nürnberger Tor gehen. Die Keller freizulegen, das ist für uns ein ewiges Anliegen.“

Aber die Altstadtfreunde, stellt er klar, machen das keineswegs aus egoistischen Motiven: Die historische Unterwelt ihrer Stadt soll allen Laufern zugänglich gemacht werden. Deshalb werden auch wieder Exkursionen unter Tage angeboten, so etwa während des Altstadtfestes. Wer so lange mit seinem Kellerrundgang nicht warten will, der hat schon davor Gelegenheit, die „neuen“ Felsenkeller zu besichtigen. Treffpunkt jeden dritten Samstag im Monat immer um 15 Uhr vor der Reichel’schen Schleifmühle.

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