In der Schuldenfalle

LAUF — Weil die Bank ihren Kreditantrag ablehnte, konnte eine Familie aus Lauf die neue Heizung in ihrem Haus nicht mehr bezahlen. Die Schilderungen, wie es dazu kam, gehen auseinander. Fest steht: Wer solche bitteren Momente vermeiden will, muss auf das schriftliche Okay für die Finanzierung warten. Egal, was Berater vorher sagen.

Zwei Dinge treiben Marga Mayer (Name geändert) um: Dass sie den Handwerker für seine schnelle, gute Arbeit nicht bezahlen kann. Und dass sie das Gefühl hat, ihr Vertrauen wurde missbraucht. Das Vertrauen, das sie in die Beraterin der Bausparkasse LBS hatte.

Die 56-jährige Marga Mayer und ihre zwei erwachsenen Töchter leben in einem Haus, das die Familie vor 23 Jahren gekauft und hergerichtet hat. Es ist bis auf 14 000 Euro abbezahlt. Alle drei arbeiten in sozialen Berufen. Ihr Einkommen ist nicht üppig, aber sie kommen klar. Ende 2010 machte die Ölheizung des Hauses schlapp. Reparieren ging nicht mehr. „Es war wirklich eiskalt hier. Wir haben gebibbert und geschlottert“, sagt eine Tochter. Also baten sie die LBS-Beraterin, die Marga Mayer schon lange kennt, um Hilfe bei der Finanzierung einer neuen Heizung.

Sie entschieden sich für einen Pelletkessel mit neu errichtetem Pufferspeicher. „Erneuerbare Energien sind eine gute Sache“, so Marga Mayer. Der Kostenvoranschlag lautete auf 23 000 Euro. Der Antrag auf die 2500 Euro staatlicher Förderung für diese moderne Technologie wurde vom Landratsamt genehmigt. Anfang Januar kam die LBS-Beraterin, um die Finanzierung per Bauspar-Darlehen bei der Sparkasse klarzumachen. Die Berichte über die Inhalte des Gesprächs gehen auseinander. „Sie hat gesagt, bei Ihnen ist es so kalt, geben Sie den Auftrag an den Handwerker ruhig raus, das geht schon klar“, erzählt Marga Mayer.

Ihre ältere Tochter ergänzt, sie habe extra nochmal nachgefragt. „Denn ich wollte in Urlaub fahren. Die Beraterin hat mir versichert, dass alles klappt.“ Sie hätten, so die Frauen, dem Wort der Beraterin vertraut.

Die Beraterin stellt das Gespräch anders dar. „Wir sagen so etwas nie“, versichert sie. „Wir sagen immer, die Leute sollen warten, bis die Darlehenszusage da ist. Aber Frau Mayer ist immer etwas schnell.“ Sie habe nur erklärt, dass das Haus eine ausreichende Sicherheit sei. Die Bonität habe sie nicht bewertet.

Am 10. Januar fuhr Marga Mayers Tochter in Urlaub. Erst am 1. Februar wurde der Darlehens-Antrag nach Auskunft der Sparkasse von der LBS-Beraterin eingereicht. Am 12. Februar wurde die Heizung fertig. Am 15. Februar erkundigte sich die LBS-Beraterin, wie es der Heizung gehe. „Ich habe ihr geantwortet, die ist fertig und wir bräuchten jetzt das Geld“, sagt Marga Mayer. Die Beraterin bat um weitere Unterlagen.

Am 16. Februar erklärte sie telefonisch, die Finanzierung sei abgelehnt. Für Marga Mayer brach eine Welt zusammen. „Ich habe noch nie etwas bestellt, was ich nicht bezahlen kann“, sagt sie. „Es tut mir sehr leid, aber es liegt an der Bonität“, sagt die Beraterin von der Bausparkasse.

„Wir wollen Menschen nicht blindlings in die Schuldenfalle tappen lassen“, erklärt Tina Schmidt, die Sprecherin der Sparkasse Nürnberg, den Hintergrund solcher Darlehens-Ablehnungen. „Man kann nur dringend raten, immer abzuwarten, bis die Darlehenszusage da ist“, erklärt Dominik Müller, der Sprecher der LBS in München.

Familie Mayer steckt jetzt jedenfalls in der Schuldenfalle. Denn die Handwerkerrechnung ist fällig. Und irgendwoher muss das Geld dafür kommen. Die Frauen haben es sich in Teilbeträgen auf verschiedene Arten zusammengeliehen. Leicht fiel ihnen das nicht. Über ihre Situation haben die drei gesprochen, um andere vor Ähnlichem zu bewahren.

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