ELLENBACH (kp) — Die nach wie vor rätselhaften Sohleeinbrüche im Oberbecken auf dem Deckersberg bereiten vielen Ellenbachern große Sorgen. Entsprechend gut besucht war die Bürgerversammlung, in der sich zwei hochrangige Vertreter der Eon bemühten, die Befürchtungen der Bewohner zu zerstreuen. Gänzlich gelungen ist ihnen das allerdings nicht.
Bürgermeister Robert Ilg, der in Ellenbach seine erste Bürgerversammlung abhielt und diese „Feuertaufe“ souverän bestand, hatte die Probleme am Oberbecken als das „wohl wichtigste ortsteilspezifische Thema“ ausgemacht. Deshalb lud er Georg Rembold, Länderdirektor der Eon Wasserkraft Bayern, und Tobias Heiserer, Projektleiter für die Oberbeckensanierung, ein, um den rund 50 anwesenden der insgesamt 840 (plus 10) Einwohner von Ellenbach, Leutenbach und Weiher Informationen aus erster Hand zu geben.
Wie mehrfach berichtet, hatte die Eon am 18. Januar einen größeren Wasserverlust bemerkt und in der Folge das 1,8 Millionen Kubikmeter fassende Oberbecken geleert. Auf dem Grund zeigten sich sechs (drei Tage später sieben) Einbrüche mit einer Größe von bis zu 12,5 Metern im Durchmesser und einer Tiefe von bis zu 1,5 Metern – die ersten derartigen Schäden seit 1985. „Die umliegenden Ortschaften waren aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet“, beruhigte Heiserer.
„Bisher können wir über die Ursache nur spekulieren“, sagte Rembold, der selbst längere Zeit als Werkleiter für die Anlage in Happurg verantwortlich war. Die derzeit nahe liegendste Erklärung für die sieben Einbrüche seien Ausspülungen in einer sich von Nord nach Süd ziehenden „Störzone“ unter dem Oberbecken, erklärte Heiserer. Sie sei schon bei vergleichbaren Vorfällen zwischen der Inbetriebnahme 1958 und 1985 als Grund ausgemacht worden.
Genauere Aufschlüsse will Eon in aufwändigen Untersuchungen – u.a. durch Bohrungen und geophysikalische Tests – gewinnen. „Wenn die Ursache geklärt ist, arbeiten wir ein Konzept für die Sanierung aus“, so der Projektleiter. Das dürfte frühestens im Spätsommer der Fall sein, bis dahin bleibe das Becken leer. Ende Juni/Anfang Juli (voraussichtlich in der Kalenderwoche 26) wollen die Betreiber, die die Anlage 2001 übernahmen, in einer großen Bürgerversammlung ihre Sanierungspläne vorstellen, mit denen sie das Oberbecken „für Jahre sicher machen“ wollen.
Renate Lochmüller interessierte sich mehr für die Gegenwart: „Wissen Sie, wohin all das Wasser geflossen ist, das ausgetreten ist?“ Sie befürchte plötzliche Erdrutsche, immerhin gebe es am Arzberg eine Reihe aufgelassener Erzbergwerke. Auch hier versuchte Heiserer zu beruhigen. Gut 70 Meter unter dem Oberbecken verlaufe eine wasserundurchlässige Ornaten-Tonschicht, die Richtung Südosten (Kainsbach) geneigt ist und auf der sich die neun Grundwassermesstellen (die den „Störfall“ anzeigten) befinden. Neue Hohlräume könne das versickerte Wasser nicht schaffen, dazu bedürfe es „geologischer Zeiträume“.
Paul Rögner macht sich derweil weitaus größere Sorgen um die von Eon angedachte „Stauzielerhöhung“, also die Befüllung des Oberbeckens mit weit mehr Wasser als bisher. Vor dem „Störfall“ lag der Wasserspiegel bei Maximalbefüllung zwei Meter unter der Dammkrone, künftig soll diese erreicht und mit einer Betonmauer versehen werden, die ein Überschwappen verhindert. Auch der in Ellenbach wohnende Norbert Dünkel wies die Eon-Vertreter eindringlich darauf hin, dass dieses „Thema für uns nicht unter Sonstiges läuft“. Seine Mutmaßung: Die Einbrüche passierten – nach immerhin 26 Jahren ohne vergleichbare Vorfälle -, weil „Eon deutlich höhere Wasserstände gefahren hat als die Vorgänger“.
Rembold (wie auch Bürgermeister Ilg) wies daraufhin, dass diese „Stauzielerhöhung“ eines Planfeststellungsverfahrens bedürfe, in dessen Verlauf alle Seiten ihre Einwände geltend machen können. Allerdings machte er auch unmissverständlich klar, dass Eon zunächst die Sanierung in Angriff nehmen wolle, und erst dann prüfen, ob Happurg überhaupt für höhere Kapazitäten geeignet sei.