LAUF/RÖTHENBACH — Bei 35 Grad geht doch nichts über eine leckere Abkühlung, die Eisdielen machen sicher das Geschäft ihres Lebens, oder? Sollte man denken. Falsch gedacht. Nachmittags fehlen den Eiscafés im PZ-Gebiet tatsächlich die Kunden, dafür brummt das Geschäft abends.
„25 Grad ist die ideale Eistemperatur“, sagt Marianne Heinl. Sie ist die Inhaberin der fränkischen Eismanufaktur „Dolomiddi“ in Hersbruck die auch eine Filiale in Lauf hat. Bei der Hitze „setzen sich die meisten in einen dunklen Raum oder gehen ins Bad“, meint sie. Zwischen 13 und 17 Uhr stockt das Geschäft tatsächlich. Um den Umsatz muss sich Heinl aber keine Sorgen machen: „Es verschiebt sich. Abends holt man das wieder auf.“
Es ist eine Erfahrung, die aktuell viele Eiscafés im PZ-Gebiet machen: In den heißesten Stunden des Tages scheuen die Menschen selbst den Gang zur Eisdiele. „Die Leute verstecken sich vor der Hitze“, sagt Alessandro Tempesti, Besitzer der Laufer „Eislounge“, auch als Eiscafé Romagna bekannt. Die Menschen in Südeuropa seien viel erfahrener im Umgang mit diesen Temperaturen. „Abends, um neun, halb zehn geht man dort spazieren“ und kauft sich bei der Gelegenheit ein Eis. Mittlerweile, so Tempesti, passten sich bei mediterranen Temperaturen viele Deutsche an. „Wir arbeiten mehr am Abend. Es läuft nicht besser oder schlechter, sondern anders.“ Giorgio Campo, Besitzer der gleichnamigen Eisdiele in Lauf, hat den Trend auch erkannt: „Im ganzen Sommer des vergangenen Jahres hatten wir vielleicht drei schöne Abende, an denen man bis elf Uhr außen sitzen kann. Dieses Jahr waren es schon drei oder vier Wochen.“ Campo kann aber auch über mangelnde Kundschaft am Vormittag nicht klagen.
Beschweren will sich über die Hitze auch nicht Gianluca Russo aus Röthenbach nicht. „Wenn das Wetter besser ist, verkauft man auch mehr Eis“, so der Sohn des Inhabers der Eisdiele Russo. Dass die Kunden bei der Hitze eher am Abend kämen, merken die Russos auch. Aber: Ab einer gewissen Temperatur „gibt es nur Freibad, See oder Eisdiele“.
Samuel Macieiski, Inhaber der Laufer Eisdiele „Buonissimo“, beklagt sich nicht wegen der Temperaturen. Die Filiale der Kette hat im April vergangenen Jahres aufgemacht, „dieses Jahr kommen viel mehr Leute.“ Nur die Baustelle im Laufer Zentrum, direkt vor seiner Haustüre am Friedensplatz, macht ihm etwas zu schaffen.
Und welche Sorten sind bei der Hitze besonders gefragt? „Wenn es so warm ist, empfehle ich den Leuten Fruchteis“, sagt Giorgio Campo. „Das enthält keine Milch und weniger Fett und es kühlt wirklich.“
„Die Leute essen mehr Fruchteis, Milcheis wird bei kühleren Temperaturen bevorzugt“, sagt Alessandro Tempesti. „Das wissen wir schon seit 1968.“ Damals hat sein Vater das „Romagna“ eröffnet, „eines der ältesten Eiscafés im Landkreis“, sagt Tempesti stolz. Er empfiehlt für den heißen Sommer Zitrusfrüchte-Varianten.
Das Eiscafé Russo erhöht im Sommer das Sortiment an Fruchteis. „Maracuja und Blutorange sind rein für die warme Jahreszeit gedacht“, sagt Gianluca Russo. Es gibt übrigens Unterschiede zwischen den Generationen: „Malaga findet eher bei älteren Leuten Anklang“, sagt Russo, und Giorgio Campo und Alessandro Tempesti stimmen zu. Die Jugend schwört eher auf trendige Sorten wie Cookies.
Die Kundschaft von „Buonissimo“ besteht zum Großteil aus Schulkindern, so Macieiski, und bei denen stünden unabhängig von der Temperatur, Sorten wie Snickers oder Panna Cotta hoch im Kurs.
„Dolomiddi“-Inhaberin Marianne Heinl überlegt sich häufig neue Eiskreationen. Sie hat auch Filialen in Fürth und Nürnberg-Laufamholz. „Es läuft überall was anderes gut“, sagt sie. „Die Laufer mögen zum Beispiel Lakritze nicht, dafür Milchreis oder Buttermilch.“
Die Eisdielen Campo, Romagna und Buonissimo in Lauf sowie Russo in Röthenbach stellen ihr Eis alle vor Ort her. Die Laufer „Dolomiddi“-Filiale lässt jeden Tag aus Hersbruck anliefern.