HERSBRUCK (gz) – Wer am Rande des Hersbrucker Landes wohnt, muss vielleicht weiter fahren. Für die meisten aber ist es ab sofort am Wochenende und am Mittwochnachmittag im Notfall leichter, an einen Arzt zu kommen: Ab sofort leisten die Ärzte im Hersbrucker Land ihren Bereitschaftsdienst gemeinsam im Hersbrucker Krankenhaus.
Ernst Schieweck aus Hersbruck war am Mittwoch der erste Patient der neuen Bereitschaftspraxis. Außer Medikamenten für seinen verstauchten Arm bekam er von Dr. Claudia Krönert-Messing daher auch einen dicken Blumenstrauß. Der neue zentralisierte Service für die eiligen medizinischen Fälle ersetzt die bisherigen regionalen Notdienste im Albach- und Oberen Pegnitztal sowie im Hersbrucker Raum. Aus der Not geboren soll das neue Angebot den Ärzten stressfreiere Arbeit sichern und den Patienten schnelle Behandlung auch beim Hausbesuch. Fürs Hersbrucker Krankenhaus bedeutet die Zentralisierung eine Standortstärkung, bessere Zusammenarbeit mit den Chirurgen und Internisten im Haus und im Ernstfall eine schnellere Weiterbehandlung im Laufer oder Nürnberger Klinikum.
In Lauf funktioniert der Wochenenddienst der niedergelassenen Ärzte am Krankenhaus schon seit zwei Jahren. Das Modell stand jetzt auch für Hersbruck Pate. Auslöser war der dauerhafte Engpass an Ärzten im Oberen Pegnitztal. Nur sechs Mediziner mussten da in kurzem Abstand zu Bereitschaft und Hausbesuchen antreten. Jetzt teilen sich 34 Doktores die Arbeit mittwochs und an Wochenenden. Ein Arzt ist jeweils nur für die Sprechstunden ohne Anmeldung im Hersbrucker Krankenhaus zuständig. Ein bis zwei weitere machen die von der Bayreuther Leitstelle vermittelten Hausbesuche (Tel. 01805 / 19 12 12).
Der Geschäftsführer der Krankenhäuser im Nürnberger Land, Dr. Michael Hitzschke, verfolgt schon länger das Ziel, das Hersbrucker Krankenhaus auch als Anlaufstelle für den Notdienst der Ärzte zu nutzen. Um die Bereitschaftspraxis gleich im Erdgeschoss beim Empfang unterzubringen, ließ er sogar die eigene Verwaltung umziehen. Damit die Ärzte für den Hausbesuch kurze Anfahrtswege haben, bekamen sie im Krankenhaus sogar ein Ruhezimmer mit Dusche eingerichtet. Bei den Angeboten geht es Hitzschke nicht nur um die Nutzung von Räumen im großen Haus. Das Krankenhaus brauche bei immer kürzerer Verweildauer seiner Patienten verstärkt die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Medizinern.
Mit durchschnittlich 50 Patienten pro Woche rechnen die Ärzte im Hersbrucker Land in ihrer neuen Gemeinschaftspraxis. Der ,Hit“ bei den Notfällen sind derzeit Zecken, die man nicht selbst vollständig entfernen konnte.
Zur Organisation des neuen Dienstes haben sich insgesamt 48 Ärzte des Hersbrucker Landes, also praktisch alle, zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen. Das neuartige Modell soll, so Vorsitzender Dr. Michael Lehmann, auch künftig den Zusammenhalt der Ärzte und ihre Verhandlungsposition gegenüber Kassen und Unternehmen stärken. So erhofft man sich Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf etwa von Ultraschallgeräten. Die Krankenhaus GmbH bietet gemeinsame Fort- und Weiterbildung an.
Aufsichtsratsvorsitzender der Hersbrucker Ärzte-Genossenschaft (HebÄg) sind Dr. Michael Minarsch und Dr. Claudia Krönert-Messing. Zur Eröffnung freute sich Bürgermeister Wolfgang Plattmeier über ,die neuen Genossen, die gar nicht in der SPD sind“. Ernsthaft aber dankte er für die Stärkung des Krankenhausstandorts und der Gesundheitsregion. Dr. Klaus Reichel erinnerte an einen ersten Anlauf zum zentralen Dienst vor 20 Jahren. Auch Heinz Buchner von der AOK Hersbruck und Hans-Dieter Moritz von der Kassenärztlichen Vereinigung wünschten viel Erfolg.
Bereitschaftspraxis: Samstag, Sonntag und Feiertage: 10 – 12 Uhr und 16 – 18 Uhr, Mittwoch: 16 – 18 Uhr. Telefon für Hausbesuche: 01805 / 19 12 12.
Chirurgische Praxis: Montag bis Freitag: 8 – 17 Uhr, Samstag 10 – 12 Uhr. Telefon: 09151 / 822 504.