Der Islamismus breitet sich aus…

LAUF (ass) — Was bewegt junge Menschen dazu, sich im Namen Allahs in die Luft zu sprengen? Die Angst vor dem islamischen Fundamentalismus ist bisweilen ebenso groß wie das Unwissen über seine Hintergründe. Ein brisantes Thema also, mit dem sich eine Veranstaltung des Laufer Lions-Clubs im KulturRaum der Pegnitz-Zeitung beschäftigte. Zu Gast: Reinhold Waldecker, ein ehemaliger Soldat, der jahrelang in arabischen Länder gelebt hat.

Er beschrieb den Islam in erster Linie als eine vielschichtige Weltreligion. Waldecker ist ein Kenner der Materie. Als Militärattaché in den deutschen Botschaften in Algier und Kairo hat er sich schon von Berufs wegen häufig mit radikalen Anhängern des Islams beschäftigen müssen. Auch spricht er Arabisch. Zwar nicht fließend, wie er im Gespräch mit einem Lächeln zugibt, aber immerhin gut genug, um in Algerien oder Ägypten zurechtzukommen. Heute, nach seiner Pensionierung, arbeitet er für die Hanns-Seidel-Stiftung und trainiert gelegentlich Soldaten der Bundeswehr für den Einsatz am Hindukusch.

Nach Lauf eingeladen hat ihn Lions-Präsident Werner Kreuz. Trotz seines Lebenslaufs ist Waldecker kein bedingungsloser Hardliner – auch wenn er mitunter schneidig daherkommt in seinem Vortrag, den er mit möglichst prägnanten Botschaften versieht. Er weiß genau zu unterscheiden zwischen dem Islam und dem islamischen Fundamentalismus. Dass Letzteres eine politische Ideologie ist, stellt er gleich zu Beginn des Abends klar. Und auch von Zwischenrufern, die eine Invasion der Muslime in Deutschland fürchten, lässt er sich nicht beeindrucken: „Das Problem ist nicht die Religion, sondern deren Missbrauch“, so der Oberst a.D.

Schonungslos geht Waldecker jedoch mit vielen arabischen Staaten ins Gericht. Er zählt etwa jene Länder auf, in denen Frauen unterdrückt werden, und prangert die Todesstrafe an, die die Scharia – das islamische Gesetzbuch – für Muslime vorsieht, die zum Christentum konvertieren.

Der Ex-Soldat stellt dann eine deutliche Warnung in den Raum, nähert sich seinem Publikum dabei bis an den Rand der kleinen Bühne im KulturRaum: „Der Islamismus ist weltweit auf dem Vormarsch!“ Immer häufiger seien in den letzten Jahren Kopftücher auf der Straße zu sehen, gebe es konservative Koranschulen. Deshalb steige die Zahl der Terroranschläge schon seit den siebziger Jahren stetig.

Grund genug für Europäer und Amerikaner, sich an die eigene Nase zu fassen, wenn man Waldecker glauben darf. Die Ursachen für eine solche Entwicklung sieht er auch im Verhalten der westlichen Welt, die oft genug noch zu kolonialistisch denke. In rasanter Folge zählt er seine Beobachtungen in Ägypten auf: Nur allzu oft hat Waldecker dort Touristen gesehen, die leicht bekleidet an gläubigen Muslimen vorbeizogen. Und er weiß auch um die französischen Softpornos, die Algerien über Satellit erreichen. Zeit für den erhobenen Zeigefinger: Der Oberst a.D. ist, daraus macht er in seinem Vortrag keinen Hehl, ein Konservativer. Er fordert sein Publikum dazu auf, die klassischen abendländische Werte zu verteidigen, etwa Christentum, Familie und Ehe. Seitenhiebe gegen das deutsche Fernsehprogramm sind da inklusive. Aber der Islamexperte kann durchaus differenzieren: Toleranz gegenüber Andersgläubigen ist für ihn selbstverständlich. Und so fordert er zum Ende der Veranstaltung denn auch Islamunterricht an deutschen Schulen und besteht zudem vehement darauf, dass die hierzulande lebenden Muslime ein Recht hätten, Moscheen zu bauen. Allerdings: „Wir können nicht akzeptieren, dass unsere Gesetze unterlaufen werden.“

Die Toleranz dürfe nicht in Indifferenz münden, „auch die Moschee muss nach deutschem Baurecht entstehen“. Eine ähnliche Haltung nimmt Waldecker auch ein, wenn es um die Rechte der Frau im Islam geht. Für Zwangsehen und Gewalt in der Familie hat er keinerlei Verständnis.

Sein Rezept gegen den islamischen Fundamentalismus ist ein offensiver Dialog, der auch von den Muslimen in Deutschland Zugeständnisse fordert. „Kein Kind darf eingeschult werden, wenn es nicht Deutsch spricht“, so Reinhold Waldecker weiter. „Wir müssen endlich gegen die Ghettos angehen.“ Klare Worte, denen der Lions-Präsident dann nichts mehr hinzufügen musste.

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