Erinnerungen an den Direktor einer Ultramarinfabrik in Lauf

Aus dem Hämmernsteg wird Justin-Wunder-Steg

Dieser Steg über die Pegnitz in Lauf, von der Sichartstraße zu den Hämmern, soll Justin-Wunder-Steg heißen. Rechts die ehemalige Fabrik von Erich Dietz, heute wesentlicher Teil des Industriemuseum. Um auch diesen Unternehmer zu würdigen, könnte man das ganze Ensemble doch künftig „Erich-Dietz-Industriemusem“ oder so ähnlich nennen, meinen Stadträte. | Foto: Fischer2017/01/hammernsteg-lauf-justin-wunder-steg-winter-fi.jpg

LAUF (fi) — „Am Steg“ lautet derzeit noch offiziell und ganz schlicht die Bezeichnung für die Fußgängerbrücke über die Pegnitz am Industriemuseum in Lauf. In der Bevölkerung ist das Brücklein auch als „Hämmernsteg“ bekannt, weil es die Sichartstraße am rechten Ufer mit den „Hämmern“ am linken Pegnitzufer verbindet. Künftig soll der Steg den Namen Justin-Wunder-Steg tragen. Benannt nach dem sehr erfolgreichen Direktor der Ultramarinfabrik, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Zeltnerplatz stand, dort wo sich heute Stadtheim und Stadtwohnungen an der Pegnitz finden. Inhaber der Fabrik war Johannes Zeltner, nachdem dann später der Platz benannt wurde.

Der Laufer Bauausschuss befürwortete einstimmig die Namensgebung für den Steg, entscheiden muss darüber allerdings der Stadtrat. Ausgangspunkt für den Namen war allerdings ein Wunsch, den die Nachfahren von Justin Wunder an den Laufer Bürgermeister herangetragen hatten. Diese Nachfahren Wunders, er hatte sieben Kinder, die alle in Lauf geboren wurden, treffen sich seit 15 Jahren regelmäßig. Im  vergangenen Jahr war Lauf das Ziel. (Die Pegnitz-Zeitung berichtet in ihren Sonderseiten zum Kunigundenfest 2016 ausführlich über die Ultramarinfabrik und das Familientreffen).

Vor 150 Jahren nämlich, von 1865 bis 1893, stand an der Pegnitz, am unteren Ende der Glockgießerstraße,  eine Filiale der „Ersten Nürnberger Ultramarinfabrik“. Von 1865 bis 1880 war der Chemiker Justin Wunder hier Direktor. Er wohnte im Dachgeschoss des städtischen Gebäudes Sichartstraße 3. Die Ultramarinfabrik exportierte ihre Produkte in alle Welt und stellte 1866 die erste Dampfmaschine in Lauf auf. Das Besondere an der Geschichte ist allerdings ist, dass Justin Wunder in Lauf die industrielle Fertigung der roten Ultramarinfarbe erfand, ein Verfahren, das 1877 durch das erste deutsche Reichspatent überhaupt geschützt wurde. Später, nach Übernahme der Fabrik durch die heute noch bestehende Bayer AG, baute Wunder in Nürnberg eine Seifenfabrik. Diese widerum zog 1900 nach Rückersdorf und bildet die Vorläuferin des heutigen Unternehmens „Franken“.

Anlässlich des Besuchs in Lauf und vor dem Hintergrund des „Wunder-Patentes“ fragten die Nachfahren bei Bürgermeister Bisping nach, ob nicht ein Name in der Stadt an den berühmten Mann erinnern könnte. Die Verwaltung machte sich in der Umgebung auf die Suche und stieß auf den bislang „namenlosen“ Fußgängersteg über die Pegnitz ganz in der Nähe. Im Gegensatz zu einer Straßenumbenennung  (hier müssten ja alle Wohnadressen geändert werden), wären hier keine postalischen Adressen betroffen. Und gleichzeitig die Doppelbezeichnung von Ortsstraße und Fußweg beendet.  Auch die Nachfahren Wunders würden die Namensgebung gut heißen, so Elke Neidl von der Verwaltung.

Einstimmig befürwortete nach einer kleinen Diskussion auch der Bauausschuss die Namensgebung. Zunächst hatte sich Stadtrat Herrmann von der FDP noch gegen die Umbenennung ausgesprochen, weil seiner Meinung nach Erich Dietz, dem Besitzer der gleichnamigen Fabrik (heute Industriemuseum) direkt am Steg, diese Ehre zukommen sollte. Schließlich  konnte nur durch sein Entgegenkommen das Industriemuseum verwirklicht werden, so Herrmann, außerdem sei der Name Erich Dietz nirgends in Lauf zu lesen. An Justin Wunder könnte doch eine Gedenktafel am Zeltnerplatz erinnern.

In der Diskussion ließ sich Herrmann dann allerdings überzeugen, dass das mit dem „Justin-Wunder-Steg“ eine gute Lösung sei, unter anderem auch, weil es ja schon eine Hugo-Dietz-Straße in der Stadt gebe und eine Verwechslung drohe. Gleichwohl unterstützten verschiedene Stadträte aber die Idee, dass doch der Name Erich Dietz in Lauf besonders gewürdigt werden sollte.

Stadtrat Georg Schweikert von der SPD machte schließlich den Vorschlag, doch gleich das Industriemuseum mit dem Namen des früheren Fabrikbesitzers zu verbinden, statt nur eine Gedenktafel aufzustellen. Ein Vorschlag, der auch wieder vielen Räten gefiel. Und weil das Industriemuseum heuer 25 Jahre alt wird, sollte die Namensgebung wenn möglich noch vor den Feiern im Mai erledigt sein. Bürgermeister Benedikt Bisping will nun den Kulturausschuss damit befassen.

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