NEUNKIRCHEN – Vorbereitung ist alles. Das sagt Jens Fankhänel nicht nur im Gespräch über seine ersten drei Monate als Neunkirchener Bürgermeister, das wird auch deutlich: Beim Treffen mit der Pegnitz-Zeitung im Rathaus hat der 52-Jährige eine Reihe handgeschriebener DIN-A4-Blätter vor sich. Er hat sich im Vorfeld überlegt, welche Fragen er gestellt bekommt, seine Antworten hat er schriftlich ausformuliert, er muss sie nur ablesen.
„Ich habe festgestellt, dass das Amt unheimlich viele Herausforderungen mit sich bringt, die sehr umfangreich sind“, sagt der Wahl-Speikerner und zählt auf: Verwaltung, Personalgespräche, Gemeinderatssitzungen, Gespräche mit Behörden, Schule und Kitas, Firmen und Bürgern. Und die allermeisten dieser Termine müssten auch vorbereitet sein, versteht sich.
Drei Trauungen
Besonders überrascht hat Fankhänel die Zahl der Besuche bei betagten Geburtstagskindern und Hochzeitsjubilaren. Auch Trauungen darf der 52-Jährige nun qua seines Amtes durchführen, drei hat er schon hinter sich. „Ich finde das super“, sagt Fankhänel, die Aufregung und Freude der Paare an diesem besonderen Tag mitzuerleben, deren Glück zu verspüren, „das macht mich echt glücklich.“
So lang die Liste mit Zuständigkeiten in seiner neuen Arbeitsstelle ist, so lange sind Fankhänels Arbeitstage. Um 7.30 ins Rathaus, um 18.30 Uhr nach Hause, dazu oft noch Abendtermine, das sei in den ersten Wochen der Normalzustand gewesen, sagt der aus Sachsen stammende CSU-Politiker. Wobei, Bürgermeister sei man eh „24/7“, wie Fankhänel es ausdrückt, also sieben Tage die Woche, 24 Stunden lang, „außer, wenn ich schlafe“.
Mehr als die klassischen 40 Stunden
Arbeitsscheu durfte der 52-Jährige schon vorher nicht sein, als Mitarbeiter eines großen Bauunternehmens in verantwortungsvoller Position war er deutschlandweit unterwegs und kam auch da schon auf deutlich mehr als die klassischen 40 Wochenstunden. Fankhänels neuer Arbeitsplatz hat einen großen Vorteil: Er liegt nur wenige Autominuten von Speikern entfernt, zum Mittagessen mit seiner Ehefrau fährt der Bürgermeister nun regelmäßig nach Hause, dann wartet die nächste Aufgabe. „Mir wird nicht langweilig“, sagt der 52-Jährige, „ich habe mich darauf eingestellt, ich wusste, worauf ich mich einlasse.“
Im Wahlkampf warb der CSU-Kandidat damit, das Rathaus bürgernäher und digitaler zu machen, und er betont, dass das keine Worthülsen bleiben sollen. So führte er mit der Verwaltung einen Digital-Workshop durch. Das Ziel: Verbesserung der „internen und externen Prozesse“, wie er es ausdrückt. „Wie bei einem Versanddienstleister“ sollen Bürger bei Anfragen via E-Mail oder die Neunkirchen-App bis Herbst automatisch eine Antwort bekommen, dass sich um ihr Anliegen gekümmert wird.
Digitalisierung
In diesem Bereich sei die Verteilung im Rathaus bisher „teilweise unkoordiniert gelaufen“, seit seinem Amtsantritt habe er die Digitalisierung „immens vorangetrieben“. Das gelte auch für die Kommunikation mit den Gemeinderäten: Die Mehrzahl erhalte die Unterlagen vor Sitzungen mittlerweile per digitalem Ratsinformationssystem, Fankhänel hofft, dass in Zukunft alle Gremiumsmitglieder damit einverstanden sind.
Besonders gefordert ist der Bürgermeister mit dem Einarbeiten in Verwaltungsprozesse, auch wenn er sich mittlerweile eingearbeitet hat. Um sich besser auszukennen, hat er auch schon zwei Seminare zu öffentlichem Recht und Verwaltungsrecht hinter sich, weitere sind geplant.
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Vielschichtige Aufgaben
Ansonsten nutzt der Neunkirchener Bürgermeister auch Treffen mit Kollegen, ob beim Bayerischen Gemeindetag oder bei Terminen im Landkreis, um sich über die Arbeit auszutauschen. So fordernd die „Vielschichtigkeit der Aufgaben“ als Bürgermeister auch ist, der 52-Jährige betont, wie viel Spaß es ihm mache. „Man ist als Bürgermeister Visionär, kann Ideen einbringen und gemeinsam mit dem Gemeinderat die Gemeindeentwicklung voranbringen.“
Die Coronakrise gehört natürlich auch zu den Herausforderungen. Allerdings räumt Fankhänel ein, dass ihm die Pandemie aufgrund der vielen abgesagten Termine seit seinem Amtsantritt das Eingewöhnen sogar erleichtert habe. Der unangenehme Teil, die Auswirkungen auf die Finanzen der Gemeinde, rücken im September in den Fokus, wenn die Gespräche über den Haushalt mit dem Gemeinderat beginnen sollen. Der Bürgermeister hofft, dass dann alle Fraktionen im Sinne der Gemeinde an einem Strang ziehen. Bisher sei noch eine „Lagerbildung“ wie während des Wahlkampfs bemerkbar.
Fankhänel plant Zukunft
Der Speikerner möchte jetzt nach vorne schauen, mit dem gleichen Ehrgeiz weitermachen wie in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Es ist noch kein halbes Jahr her, dass Fankhänel das „große Bewerbungsgespräch“ um das Bürgermeisteramt in der Stichwahl für sich entschieden hat. Doch sei für ihn heute schon klar: Es soll mehr werden als nur eine Amtszeit im Neunkirchener Rathaus