HERSBRUCK – Offenbar hat heuer ein richtiges Aufregerthema gefehlt. So „verloren“ sich nur rund 50 Besucher in der Aula der Grete-Schickedanz-Schule, die sich für die Hersbrucker Bürgerversammlung interessierten. Immerhin bekam Bürgermeister Robert Ilg einige Anregungen für Verbesserungen.
Schon im allgemeinen Teil war der Rathauschef auf die „gesellschaftliche Herausforderung Asyl“ eingegangen. Im Fragenteil erkundigte sich Angela Henke nach Unterkünften und einem „sozialen Wohnungsbau“ für die Flüchtlinge. Derzeit kommen etwa 60 Asylbewerber pro Woche in den Kreis. Das Landratsamt kümmert sich um die Erstaufnahme. „Bis jetzt läuft bei uns im Nürnberger Land alles vernünftig ab, es sind noch keine Sporthallen belegt und es mussten noch keine Zelte aufgestellt werden“, sagte Robert Ilg. Im Moment sei der Zustrom beherrschbar. Das Stadtoberhaupt dankte den Helferkreisen, die sich um die Migranten kümmern und dabei einen „klasse Job machen“.
Während das Landratsamt weitere Übergangsbleiben sucht, besprechen die Verantwortlichen in den Kommunen längst den Bau von bezahlbaren Wohnungen für anerkannte Asylbewerber. Konkret gibt es in Hersbruck dazu noch keine Ergebnisse. Ilg favorisiert ganz klar Massivbauten, die bei einem Abebben des Flüchtlingsstroms ganz normal genutzt werden können, anstelle von Containern.
Der Bürgermeister war auch auf das neue Gewerbegebiet südlich der Eichenhainstraße eingegangen. Erster Schritt hin zu diesem Vorhaben ist die Änderung des Flächennutzungsplanes. Hier hakte Anwohner Wolfgang Kniep nach: „Was passiert mit dem Grünstreifen hin zum angrenzenden Wohngebiet, was ist mit der Verkehrsanbindung, welche Ansiedlungen kommen?“
Robert Ilg wies darauf hin, dass der Bauausschuss des Stadtrates sich im November mit dem Thema befasst. Die Bürger können sich im Rahmen des üblichen Verfahrens beteiligen und Einwendungen vorbringen. Im Moment befindet sich das Projekt in einem Vorstadium, in dem nur allgemeine Ziele besprochen werden. Wenn der Flächennutzungsplan verabschiedet ist, kommt als nächster Schritt die Ausarbeitung des Bebauungsplanes mit wesentlich mehr Details.
Im Raum stand auch Wolfgang Knieps Vorwurf, dass aus den Interessenten für Ansiedlungen auf dem Areal ein Geheimnis gemacht wird. Der Rathauschef entgegnete, dass es sowohl Nachfragen aus Hersbruck (auch wegen Erweiterungen) als auch von auswärts gibt. Der Datenschutz und auch ganz schlicht der Vertrauensschutz verbieten eine Veröffentlichung von Namen.
Kritik an Busfahrplan
Kerstin Stadelmann erkundigte sich nach dem Strudelbad. Dank des Jahrhundertsommers pilgerten heuer 65 000 bis 70 000 Besucher in die Anlage. Beim Sanieren könnte die Stadt mehr tun, gab Ilg offen zu. Das erlaubt die wenig rosige Finanzlage nicht. Ebenfalls Kerstin Stadelmann mahnte eine bessere Abstimmung der Fahrzeiten der Stadtbusse auf die schnellen Züge am Bahnhof rechts an. Hauptthema bei Hersbrucks Nahverkehr ist der Schülertransport, sagte Ilg. Das Bürgerbüro wird trotzdem versuchen, den Wunsch umzusetzen.
Von Horst Schmidt kam die Anregung, die Ampel an der Kreuzung nördlich der Bahnunterführung Südstadt sinnvoller zu steuern und zum Beispiel sonntags abzuschalten. Seiner Beschwerde, dass der Schwerlastverkehr des Gewerbegebietes Krötensee durch das Nadelöhr Eichelgasse führt, gab der Bürgermeister vollkommen recht. Eine Lösung ist gleichwohl nicht in Sicht.
Manfred Heinz hatte mit seinem Hinweis auf ungünstig abgestellte Anhänger in der Leutenbachstraße mehr Erfolg. Stadtbaumeister Lothar Grimm sagte, dass der Gehweg im fraglichen Bereich ausgebaut wird, was die Lage verbessert. Dr. Klaus Reichel präsentierte Ideen für die „Kahlflächen“ auf dem alten Friedhof. Was geschieht in Sachen Fußgängerunterführung Bauerngasse/Houbirgstraße, wollte Herbert König wissen. Ilg bedauerte, das Millionenprojekt sei ohne „Geldsegen“ nicht zu stemmen.
Im allgemeinen Teil strich der Rathauschef Hersbrucks Anstrengungen bei der Kinder- und Jugendbetreuung heraus. Die neue Panoramasauna in der Fackelmann Therme geht im Dezember in Betrieb. „Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Bädern und müssen am Ball bleiben“, begründete Robert llg das Zusatzangebot. Bekanntlich hat das Hohenstädter Bauunternehmen Maisel das Schickedanz-Areal gekauft. Noch steht nicht fest, was dort passiert.
Der Bürgermeister widmete dem Parkplatz Bahnhof rechts einen längeren Abschnitt. Wie berichtet, möchte die Bahn auf ihrem Gelände südlich des Stationsgebäudes über eine Privatfirma Parkgebühren verlangen, was Proteste und eine Verschiebung des Vorhabens auslöste. Am 16. November soll eine Gesprächsrunde zu dem Thema stattfinden. Offenbar möchte die Bahn vorher schon vollendete Tatsachen schaffen. Sie lässt das Schottergelände herrichten, die Parkbuchten abmarkieren und will ab dem 1. November Gebühren verlangen.
Robert Ilg hatte auch für die Statistikfreunde Nachrichten im Gepäck. Hersbruck wächst leicht. Derzeit hat die Stadt fast 12 600 Einwohner. Es gibt im Jahresverlauf allerdings Schwankungen: 2014 konnten 819 Neubürger begrüßt werden, 704 Personen verließen die Citta Slow. Ohne dieses Plus sähe die Bilanz allerdings ganz anders aus. Denn letztes Jahr wurden 140 Sterbefälle und nur 80 Geburten verzeichnet. Die drei ältesten Hersbruckerinnen sind derzeit jeweils 98 Jahre alt.