Corona-Lage in Hersbrucks Partnerstadt

San Daniele wacht langsam auf

SAN DANIELE DEL FRIULI – Italien hat weltweit die fünfthöchste Zahl an Corona-Patienten. Nur in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien sind mehr Menschen an Covid-19 gestorben. Gerade den Norden Italiens, wo auch die Hersbrucker Partnerstadt San Daniele liegt, traf das Virus besonders hart. Die HZ hat sich nach der aktuellen Lage erkundigt.

Laut Pietro Valent, Bürgermeister von San Daniele, hat das Städtchen in Nordostitalien die Corona-Krise bislang gut verkraftet. Der Blick auf die Infektionszahlen bestätigt das: Während in der Lombardei und im benachbarten Venetien laut Johns Hopkins-Universität über 100.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert sind (Stand: 12. Mai, 10.45 Uhr), traf es die Region Friaul-Julisch Venetien, in der die Hersbrucker Partnerstadt liegt, nicht ansatzweise so hart.

Knapp über 3000 Menschen wurde in der Region positiv getestet, 313 sind an Covid-19 gestorben. „Mehr als ausreichend“ sei die medizinische Versorgung, so das Stadtoberhaupt, von 140 Intensivbetten seien derzeit 75 belegt. In San Daniele selbst, so Valent, sei derzeit sogar niemand Corona-positiv, lediglich vier Personen seien vorsorglich in Quarantäne, weil sie aus dem Ausland eingereist sind. Am Anfang der Epidemie seien in San Daniele sieben Menschen positiv getestet worden, die sich jedoch allesamt erholt hätten.

Strenge Maßnahmen

Mit dazu beigetragen haben dürfte der strenge Lockdown, der in ganz Italien galt: Seit Ende Februar sind die Schulen und Universitäten geschlossen, Anfang März fuhr das Land das öffentliche Leben nahezu komplett herunter. Unternehmen reduzierten die Produktion, Geschäfte, Bars und Gaststätten blieben geschlossen. Ausgangssperren wurden verhängt, Maskenpflicht eingeführt. Seit Anfang Mai dürfen die ersten Handwerksbetriebe wieder öffnen, die Gastronomie, Hotellerie, Friseure und Kosmetikdienstleister müssen dagegen weiter warten.

Mindestens bis September warten müssen auch die Schüler in Italien. Der Unterricht hat sich wie hierzulande in den digitalen Raum verlagert, weil die Schulen seit knapp drei Monaten geschlossen sind. Weil das derzeitige Schuljahr Mitte Juni endet, geht Valent davon aus, dass die Kinder erst zu Beginn des neuen Schuljahres im September wieder in die Schulhäuser dürfen.

Noch keine Hilfen vom Staat

„Ziemlich unter Kontrolle“ seien daher die gesundheitlichen Folgen der Pandemie, bilanziert Valent. Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft seien jedoch stark, da manche Unternehmen während des Lockdowns de facto für drei Monate schließen mussten. Viele Unternehmen hätten, ähnlich wie in Deutschland, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, hätten jedoch noch keine finanzielle Hilfe vom Staat erhalten. Und das bei null Einnahmen.

Obwohl einige Unternehmen seit Anfang Mai wieder öffnen dürfen, sei vor allem für den stark betroffenen Einzelhandel noch nichts passiert. Hier hofft Valent, „dass die Regierung den Weg zur Wiedereröffnung ab 18. Mai oder 1. Juni frei macht“. Die Gastronomie habe noch nicht einmal einen möglichen Termin in Aussicht und hat deswegen Lieferservices eingerichtet.

San Daniele ist für seine Bürger da, daran möchte Pietro Valent keinen Zweifel lassen. Für in Not geratene Familien würden Spenden gesammelt. In der kommenden Woche, kündigt er an, würden Gemeinde und Region ein neues Maßnahmenprogramm mit Zuschüssen und Steuersenkungen für Unternehmen umsetzen.

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