Kulturbahnhof Hersbruck

Permakultur, Naturverbindung und Resilienz

Judit Bartel vom Verein Grünspecht erklärte online, was es mit Permakultur auf sich hat. | Foto: privat2021/04/Permakultur.jpg

HERSBRUCK – Der Kulturbahnhof Hersbruck (Kuba) hatte die Kulturanthropologin und Permakulturgestalterin Judit Bartel vom Happurger Grünspechtverein zum KuBa Libre Gespräch eingeladen. In Anspielung auf das Nüsseprojekt des Vereins lautete die Frage „Wer knackt die Nuss oder wie kommen wir nachhaltig aus der Krise?“ Das Gespräch mit Claudia Mederer vom Kuba drehte sich um die drei Begriffe Permakultur, Naturverbindung und Resilienz.

„Permakultur ist eine Gestaltungspraxis für zukunftsfähigen Wandel und hat die Vision, dass wir durch eine bewusste Gestaltung unserer Landschaften und unserer kulturellen Praktiken Lebensweisen entwickeln können, die dem Leben dienen und die Lebendigkeit auf der Erde mehren“, so Judit Bartel. Leitend dabei sei die Frage „wie wir Menschen für unsere Bedürfnisse sorgen können, ohne die Lebensmöglichkeiten anderer Menschen und Lebewesen jetzt oder in Zukunft zu gefährden.“

Sie erläuterte, dass drei ethische Grundprinzipien die Permakultur prägen: für die Erde und für die Menschen Sorge zu tragen sowie Konsum und Wachstum zu begrenzen und Überschüsse fair zu verteilen. Die Gründer der Permakultur, die beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren, haben sich in den 1970er Jahren für die Formulierung dieser Wertvorstellungen bei indigenen Kulturen, aber auch bei den großen Weltreligionen umgeschaut. Bill Mollison erhielt für dieses Konzept 1981 den Alternativen Nobelpreis.

Entfernt von der Natur

Unsere vermeintliche Naturverbundenheit stellte Mederer in Frage, wenn wir „ein ‚zurück zur Natur‘ wünschen, authentisch leben wollen und uns doch so weit von aller Natürlichkeit entfernt haben“.

Bartel schlug vor, sich Gewohnheiten anzueignen, die dabei unterstützen, dass sich Menschen tatsächlich wieder mehr als Teil des Lebensnetzes verstehen. Dies sei beispielsweise möglich, indem wir nicht einfach draußen herumlaufen, sondern uns einen Sitzplatz in der Natur suchen, den wir regelmäßig aufsuchen und von dort aus beobachten, lauschen, riechen, ohne die Natur in Aufruhr zu versetzen. Oder indem wir die besonderen Qualitäten der einzelnen Jahreszeiten beobachten und schätzen und danksagen, „dass es mir als Mensch überhaupt ermöglicht ist, dass ich leben kann, als Teil der Natur.“

„Als wir uns vor einem Jahr plötzlich der Pandemie gegenübersahen und um das Funktionieren relevanter Lieferketten bangen mussten, stellten sich viele die Frage, ob Städte wieder selbst mehr Lebensmittel produzieren müssten und einen gewissen Grad an Autarkie anstreben sollten“, so Mederer. Der Begriff „Resilienz“ wird vor allem in der Psychologie verwendet und bedeutet psychische Widerstandskraft; die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Naturverbindung und Permakulturpraktiken können uns dabei helfen, widerstandsfähiger zu werden.

Die Vielfalt macht`s

„Permakultur versucht, menschliche Systeme nach dem Vorbild von natürlichen, resilienten, sich
in dynamischer Balance befindlichen Ökosystemen zu gestalten. Voraussetzung hier ist das 
Vorhandensein einer reichen Artenvielfalt“, erklärt Bartel. Beispiele resilienter Strukturen sind bei uns die „Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) der Hofgemeinschaft Vorderhaslach sowie die Streuobstinitiative Hersbrucker Alb.

Zuletzt wurde noch die „Nuss aufgeknackt“, indem Bartel erzählte, wie auch durch das Projekt „Nüsse fürs Nürnberger Land“ Resilienz in Bezug auf unsere Nahrung gestärkt wird. Nahrhafte Baumfrüchte wie Nüsse und Esskastanien sollen den Anbau einjähriger Ackerkulturen ergänzen, und das Projekt will dafür sorgen, dass die Menschen im Hersbrucker Land in Zukunft auch Nüsse aus lokalem Anbau essen können. Ein Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des Happurger Vereins Grünspecht und spannende Fragen und Beiträge der 22 Gäste im digitalen Kuba rundeten den Abend ab.

Claudia Mederer/Judit Bartel

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