HERSBRUCK – „Die Schließung des Hersbrucker Krankenhauses hätte ein Mehr an Rettungspersonal und Fahrzeugen sowie eine längere Einsatzdauer zur Folge.“ Udo Röthlein, Fachreferent für den Bereich Rettungsdienste in Franken, und Bernd Lödel, Rettungsdienstleiter im Nürnberger Land, erklärten im Rahmen einer Informationsveranstaltung der SPD Hersbruck die Folgen eines fehlenden Krankenhauses für den Rettungsdienst.
Udo Röthlein sei bei diesem Thema ein „gebranntes Kind“: In seiner unterfränkischen Heimat erlebte er bereits in zwei Kleinstädten die Schließung von Krankenhäusern und konnte daher aus eigener Erfahrung von den Auswirkungen auf den Rettungsdienst berichten. Dessen Arbeit stünde in direktem Zusammenhang mit der Auslastung der Notaufnahmen, die immer wieder an ihre Grenzen stießen.
Durch eine abnehmende ärztliche Versorgung vor allem auf dem Land gingen vermehrt Patienten gleich in die Notaufnahmen. Auch insgesamt nehme die Notfallversorgung rasant zu. Im Nürnberger Land sei die Steigerung zwar noch sehr gering, aber: „Die Patienten werden ja nicht weniger. Im Falle einer Krankenhausschließung bedeutet das überfüllte zentrale Notaufnahmen. Es kann auch so weit gehen, dass die Notfallversorgung auf die Straße verlagert wird“, gab Röthlein zu bedenken.
Zusätzliche Aufgaben
Weiter müsse auch an die „Querverwendung“ des Rettungsdienstes gedacht werden: Neben den eigentlichen Einsätzen im Notfall hat der auch Krankentransporte zu tätigen. Zirka ein Drittel machten diese aus. Andere Bundesländer wie Baden-Württemberg gehen hier einen strikteren Weg: Der Rettungsdienst ist ausschließlich für die Notfallversorgung im Einsatz. So einfach sei eine derartige Umstellung laut Röthlein allerdings nicht: Dafür brauche es neue Kapazitäten, vor allem im Bereich Personal. Der Mitarbeitermarkt im Rettungsdienst sei jedoch schon jetzt „ausgeblutet“.
Zudem gaben sowohl Röthlein als auch später Bernd Lödel zu bedenken, dass Rettungswagen längere Fahrten haben würden. Dadurch stiegen auch die Einsatzzeiten an. „Bis jetzt konnten wir die in Bayern vorgeschriebene Einsatzfrist von zwölf Minuten fast immer einhalten. Ob das so bleibt, ist fraglich“, so Röthlein. Lödel veranschaulichte dies mit einer Hochrechnung, die Einsatzfahrten der Hersbrucker Retter in die Kliniken nach Lauf, Nürnberg und Sulzbach-Rosenberg fiktiv aufzeigte. „Durch die weiteren Wege würden sich unsere Einsätze um 40 bis 60 Minuten verlängern.“
Wenn ein Einsatz mehr Zeit in Anspruch nimmt, müsse auch das restliche Gebiet länger abgesichert werden, was wiederum mehr Personal und Gerätschaften zur Folge hätte.
Ob dieser Kostenmehraufwand durch die Einsparungen, die das Nürnberger Klinikum durch die angekündigte Schließung des Hersbrucker Krankenhauses erreichen würde, aufgefangen werden kann, war eine Frage aus dem Publikum. Das seien allerdings zwei völlig unterschiedliche Töpfe, so die Experten.
Die beiden Hauptredner wiesen auch auf neue Herausforderungen bei der sogenannten Spitzenabdeckung hin, also Situationen, die viele Einsatzkräfte auf einmal bedingen. „Wenn beispielsweise bei Industrieunfällen alle Retter eines Gebietes im Einsatz sind, alarmiert die Leitstelle unsere ehrenamtlichen Helfer. 2016 haben sie 80 Einsätze übernommen. Auch auf sie kämen im Falle einer Krankenhausschließung mehr Einsätze und längere Fahrtzeiten zu, was zu Diskussionen mit dem Arbeitgeber führen kann“, erklärte Lödel. Dass auch bei den Ehrenamtlichen Personal immer rarer werde, sei ein weiteres Problem.
Im Anschluss wollte Dr. Heinrich Grimm vom anwesenden SPD-Bundestagskandidaten Alexander Horlamus wissen, ob auch von Seiten der Politik Gespräche mit dem Klinikum Nürnberg geführt werden. Trotz der vielen Veranstaltungen käme man sich „hilflos“ vor, so Grimm.
Horlamus verriet, dass sich Vertreter der SPD Hersbruck am 24. Juni mit der Geschäftsführung des Klinikums treffen werden.
Umdenken nötig
Röthlein versprach den zahlreich erschienenen Zuhörern zwar, dass die Notfallversorgung in Hersbruck weiterhin gesichert sei. Lödel verdeutlichte trotzdem, dass bei einer Krankenhausschließung ein Umdenken im Rettungs- und Katastrophenfall fällig sei und die nötigen Ressourcen erst noch geschaffen werden müssten.