HERSBRUCK – Kuba Libre, Kubaret Voltaire, Pub Quiz, Schöne Künste … den Kulturbahnhof in Hersbruck gibt es erst seit rund einem Jahr, doch trotz Coronakrise stampfen die Mitglieder scheinbar mit Leichtigkeit immer neue Formate aus dem Boden – und treffen damit genau ins Schwarze, wie die Teilnehmerzahlen zeigen: Bei bisher 25 Veranstaltungen nahmen laut dem Verein insgesamt 563 Leute teil. Wo der Grund für den Erfolg liegt und was sonst noch in den Köpfen des Teams herumschwirrt, haben einige Mitglieder im Gespräch via Zoom verraten.
„Wir hatten personell und inhaltlich eine gute Basis“, bringt Vorsitzender Horst Arndt-Henning einen wichtigen Grund für den Erfolg des Kulturbahnhofs, kurz Kuba, auf den Punkt. Denn der Verein habe sich „nicht mal eben so gegründet“, sondern sei durch kleine Bausteine wie dem Klimaclub, runden Tischen oder der Initiative „Miteinander reden“ nach und nach entstanden. Aus diesen Gruppen nämlich haben viele Mitglieder sowie Themen zum Kulturbahnhof gefunden.
Als dann noch das „… na und!“ am rechten Bahnhof seine Türen schloss, habe sich alles zusammengefügt. Außerdem, so Arndt-Henning, seien die Menschen an einem Punkt der „konstruktiven Unzufriedenheit“ angekommen – das will der Verein aufgreifen.
Kultureller Treffpunkt
„Der Kuba ist aber nicht nur politisch“, wirft Matthias Weber ein. Als ehemaliger Musikjournalist mit guten Kontakten in die Musikszene sieht sich der Wahl-Hersbrucker für die kulturellen Angebote zuständig. Nach der Vereinsgründung habe er „enthusiastisch“ etliche Konzerte organisiert, was dann durch die Pandemie jäh ausgebremst wurde. Doch der Kuba soll weiterhin kultureller Treffpunkt sein.
Dafür will auch Eleonore Blaurock-Busch sorgen. Ihr liegt vor allem die Literatur am Herzen. „Ich will die Hersbrucker aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken“, sagt sie – besonders, was das Schreiben betrifft. Vor allem die Jugend möchte sie für die Lyrik begeistern – mit Lesungen, die mit Musik, Theater oder Ausstellungen verbunden sind, um so ein breites Publikum anzusprechen und „indirekt“ zu ermutigen. „Schöne Künste“ nennt sich das Format. Lesungen mit deutsch-englischer Lyrik und Gedichten aus der Schreibwerkstatt fanden bereits statt, Blaurock-Busch schwebt gar ein „Lehrgang im lyrischen Bereich“ vor.
Gremium aus Künstlern
Doch auch die bildenden Künste sollen ihren Platz am rechten Bahnhof bekommen. Dafür hat sich ein „Gremium“ aus Künstlern gebildet, das in Zukunft Ausstellungen organisieren will – vier Mal im Jahr und immer passend zu einem Thema des Kuba, erklärt Chris Rupp. Demnächst soll eine Ausschreibung stattfinden, auf die sich dann Künstler entweder einzeln oder als Gruppe mit einem übergeordneten Konzept bewerben können. Zum Start will das Gremium eigene Werke ausstellen.
Viele junge Leute hätten bereits den Weg in den Verein gefunden, erzählt Klaus Thiemann erfreut. Besonders Formate wie die virtuelle Kneipe würden einfach Spaß machen und dafür sorgen, dass die Hemmschwelle, mitzumachen, abnimmt. Und noch einen Grund sieht der Architekt: „Es gibt eine Teilhabekrise in der Gesellschaft. Den Leuten reicht es nicht mehr, nur alle vier oder sechs Jahre ihr Kreuzchen zu machen. Sie wollen sich einbringen und gehört werden“, sagt er. Dieses Potenzial will der Kuba als „generationsübergreifender und interkultureller Treffpunkt“ nutzen.
Und das Konzept scheint aufzugehen: Der Verein zählt bereits 100 Mitglieder, weitere 100 Interessenten seien „gelistet“, sagt Claudia Mederer.
„Es ist einfach eine unbändige Lust entstanden, etwas umzusetzen“, bringt Mederer alles auf einen Nenner. Aus Formaten entwickelten sich neue Ideen, wie „Miteinander machen“, das mit gemeinsamem Kochen jüngst einen Anfang nahm. Neben den Kuba Libre Gesprächen zu gesellschaftlichen und politischen Themen sei besonders das Pub-Quiz mit jeweils über 100 Teilnehmern aus allen Ecken Deutschlands super angekommen.
Dankbar für Experten
Dabei war der Eintritt für die Onlineveranstaltungen bisher immer auf Spendenbasis, nur für die wenigen Liveauftritte von Künstlern gab es kostenpflichtige Tickets. Der Verein finanziert sich weitestgehend durch seine Mitgliedsbeiträge und ist „sehr dankbar, dass auch Experten bisher umsonst teilgenommen haben“, so Arndt-Henning.
Natürlich warte man sehnlichst darauf, dass endlich wieder Veranstaltungen „live“ in der Kneipe stattfinden können. Aber auch dann will der Verein nicht komplett auf sein Onlineangebot verzichten, dafür läuft es einfach zu gut. Deshalb denken die Mitglieder über ein Hybridkonzept nach. „So könnten auch Gäste von weiter weg an Veranstaltungen vor Ort teilnehmen“, sagt Matthias Weber.
Die Vielfalt der Angebote soll wachsen, auf ein Format will sich der Verein nicht beschränken. Und die Ideen sprudeln: Von „Kuba unterwegs“ mit Vorträgen an unterschiedlichen Orten, einem Kunstspaziergang unter dem Motto „Wie wollen wir leben“ quer durch die Stadt bis zu partizipativer Kunst sind der Kreativität der Mitglieder keine Grenzen gesetzt. „Wir wollen einfach ausprobieren, was geht“, so Weber.