Mit dem Kopf in der Summkugel

Helene schaut in den verzerrten Spiegel. Foto: K. Bub2011/08/5_2_1_2_20110802_AKTUELL.jpg

HERSBRUCK (ce) — Das mobile „Erlebnisfeld zur Entfaltung der Sinne“ ist zu Gast bei der Suchtberatung der Diakonie im Emil-Held-Haus. Besucher jedes Alters dürfen hier bis Freitag 5. August hören, riechen, schmecken, tasten und sehen.

Die sechsjährige Helene aus Berlin, die gerade zu Besuch bei ihren Großeltern in Happurg ist, gehört zu den ersten Gästen, die eine Führung durch das Sinnenfeld mitmacht. Ohne Schuhe läuft sie über die Kieselsteine und die Holzplatten des Fußfeldes und bemerkt, dass sich die unterschiedlichen Oberflächen verschieden anfühlen. Dann dreht sie eifrig an den Spiralscheiben, und beobachtet die optischen Täuschungen. Bei den Zerrspiegeln angekommen, stellt sie lachend fest, dass sie je nach Spiegel dick oder dünn aussieht und sogar auf dem Kopf stehen kann. Auch die Duftkugel gefällt ihr besonders, und so schnuppert sie an den verschiedensten Gerüchen. Helene ist vollauf begeistert und aufgedreht. Doch es gibt auch Stationen, wie die Gleichgewichtsmatte, auf der man durch ruhiges ausbalancieren Gleichgewicht halten muss. Die aufgeweckte Berlinerin tut sich dabei anfangs etwas schwer und rutscht von der Matte, sie lacht jedoch und probiert es solange, bis es klappt. Weiter geht es zum meditativen Teil des Parcours: Helene steckt ihren Kopf in die Summkugel, summt und lauscht ihrem eigenen Echo. Ungefähr 45 Minuten dauert die Führung, die von einem der Ergo- oder Psychotherapeuten begleitet werden. Die Praxen Gall und Harald Rempt, sind ebenso Kooperationspartner der Suchtberatung, wie die Volkshochschule, die die Räume zur Verfügung stellt oder die Kiss Kontakt- und Informationsstelle, das Evangelische Forum, und der Freundeskreis – Selbsthilfergruppe für Alkoholkranke mit Angehörigen.

Zur Belohnung einen Apfel

Der Gedanke, der hinter diesem Projekt steckt, ist simpel: „Wenn wir unsere Sinne lebendig Halten, brauchen wir keinen zusätzlichen Kick wie etwa Drogen.“ Suchtkranke haben eingeschränkte Sinne, und ihre ganze Welt dreht sich nur um Alkohol, Drogen oder andere Suchtmittel. Deswegen stellt die Landeszentrale für Gesundheit die Ausstellung für soziale Einrichtungen kostenlos zur Verfügung. Es gibt auch eine Rauschbrillenstation. Dort setzen die Besucher Brillen auf, die sehr wirklichkeitsgetreu simulieren, wie es sich anfühlt mit 0,8 oder 1,3 Promille auf einer Linie laufen zu wollen (oder müssen).

Wer den Parcours dann geschafft hat, bekommt einen Apfel geschenkt. Und so beißt auch Helene am Schluss genüsslich in den Apfel.

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