Pumpspeicherwerk Happurg

Leck-Ursache unklar

Der Querschnitt des Oberbeckens zeigt das Abdichtungssystem: Während der mehrschichtige Ringdamm links stabil ist, hat die Sohle aus Tonbeton und Lehm (blauer Kreis) große Schäden. Foto: A. Pitsch2011/01/5_2_1_2_20110128_LECK.jpg

KAINSBACH (ap) – Erstmals nach dem Störfall am Oberbecken am Dienstag letzter Woche informierten die Eon-Verantwortlichen den Happurger Gemeinderat. Gut zwei Dutzend Bürger interessierten sich für die detaillierten Ausführungen rund um das Pumpspeicherkraftwerk. Die Gemeinderäte führten eine intensive, aber sachliche Diskussion, vor allem um den Schadensfall und die mögliche Vergrößerung des Stauvolumens, mit den Experten. Diese machten klar, dass zu keiner Zeit Gefahr für den Ort bestand.

Letztlich war es nur Formsache, die Präsentationen der Eon-Abordnung in den öffentlichen Sitzungsteil zu hieven. Ursprünglich hätten Georg Rembold (Anlagenmanager aller Eon-Wasserkraftwerke), Karl-Heinz Straßer (Abteilungsleiter Bautechnik) und der Projektleiter für die Sanierung, Tobias Heiserer, bei dieser Ratsversammlung im nicht-öffentlichen Teil über die geplanten Sanierungsmaßnahmen berichten sollen. Doch nachdem sich „die Ereignisse etwas überschlagen haben nach Dienstag“, so Bürgermeister Helmut Brückner, war das Informationsbedürfnis der Gemeinderäte groß. Der Antrag der FWG und SPD, dieses öffentlich zu stillen, wurden einstimmig angenommen.

Dass Eon den Vorwurf, den auch Landtagsabgeordneter Thomas Beyer gegenüber den Verantwortlichen mehrfach schriftlich zum Ausdruck gebracht hatte, das Unternehmen hätte in letzter Zeit „keine klarstellende Öffentlichkeitsarbeit betrieben“, entkräften wollte, war bei der Präsentation mit vielen Daten und Fakten deutlich zu spüren.

Dabei berichtete Karl-Heinz Straßer, dass es bereits in den 60er- und 70er-Jahren zu Einbrüchen am Randbereich des Oberbeckens gekommen war, zuletzt 1985. Aufgrund dessen wurde in den letzten Jahren ein Mess- und Kontrollsystem mit zehn Brunnen rund um das Oberbecken entwickelt. Sie messen permanent den Sickerwasserstand. Steigt der um über 20 Zentimeter in der Stunde, wird Alarm geschlagen und der Wasserstand im Becken ein Stück heruntergefahren.

So auch am Dienstag vergangener Woche, als von 14 bis 20 Uhr das Sickerwasser in einem Brunnen von 8,70 auf 19,24 Meter stieg. „Wir nahmen eine Vollentleerung vor, da wir wissen wollten, was los ist“, erklärte Straßer. Der Vorfall habe gezeigt, dass das Kontrollsystem und die Zusammenarbeit mit den Behörden funktionieren, was die anwesenden Rainer Ketterle (Stellvertreter des Wasserwirtschaftsamtes) und Peter Gronau (Fachbereichsleiter Umwelt und Naturschutz am Landratsamt) bestätigten, und dass „die Sicherheit der umliegenden Ortschaften zu keiner Zeit gefährdet war“. Das wäre nur bei einem Brechen des Ringdammes der Fall, der aber nach eingehender Untersuchung stabil und sicher ist.

Dies habe auch ein Dauerstautest im Herbst letzten Jahres bewiesen, der keinerlei Hinweise auf Schäden am und im Oberbecken gab. Ganz glaubte Brückner das nicht: Ihn hatte es „stutzig“ gemacht, dass Eon die schadhaften Stellen nicht eher erkannt hat. Nach ersten Begehungen des Beckenbodens offenbaren sich jetzt über ein Dutzend Brüche, Krater und Senken: Der größte Einbruch umfasst 12,5 Meter Breite, die weiteren zwischen neun und vier Meter. Eine Untersuchung aus der Luft soll folgen.

Trotz erster Analysen tappen die Ingenieure um Straßer bei den Ursachen noch im Dunkeln: Es könnten Risse in der Lehmschicht gewesen sein oder Hohlräume im Untergrund. Eine Untersuchung der Löcher mit Baggern sowie eine „kriminalistische“ Prüfung der Messwerte soll weiteren Aufschluss über das „Schock erlebnis“ (Straßer) geben. Daher wird der Betrieb voraussichtlich bis Mitte Mai still stehen, was für Eon Verluste im zweistelligen Millionenbereich bedeutet.

Ursprünglich hätte im Mai die 25 Millionen teure Sanierung und technische Modernisierung des Kraftwerks bis 2017 beginnen sollen, für die sich die Gemeinderäte der CSU und der FWG besonders interessierten. Im Gespräch ist eine Vergrößerung des Stauvolumens am Oberbecken um 200.000 Kubikmeter, also zehn Prozent. Dazu würde eine rund ein Meter hohe Kronenmauer aus Beton auf den Ringdamm gesetzt werden. Allerdings erst nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens. Die Räte sorgten sich unter anderem, ob der alte Damm dafür standhaft genug sei, ob sich durch das Mehr an Wasser der Druck auf die Staumauer am Unterbecken vergrößere („Nein, denn die Entleerungen sind keine dynamische Last“, so Projektleiter Heiserer) und ob dann noch genug Auffangmöglichkeit für Hochwasser bestehe, was laut Heiserer der Fall sei. Die Sorge um einen Stellenabbau im Werk nahm ihnen Rembold: „Das Betriebspersonal bleibt!“

Auch wenn noch unklar ist, welche Auswirkungen der Schadensfall auf die Sanierung hat, mit den Rodungsarbeiten an der Böschung am dann gesperrten Oberbecken wird im Februar weitergemacht. Dies muss sein, denn Sturmschäden könnten Risse am Dammkörper verursachen. Ist die Baustelle Oberbecken einmal beendet, wird auch der Naturlehrpfad von Eon-Wasserkraft wieder aufgebaut.

Auch der Hersbrucker Stadtrat wurde in seiner Sitzung diese Woche im nichtöffentlichen Teil von den Eon-Fachleuten informiert. Dabei gab es auch das Angebot, bei Bedarf eine eigene Infoveranstaltung in Hersbruck zu machen.

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