HERSBRUCK – Ausreichendes Einkommen, geeigneter Wohnraum, medizinische Versorgung, Teilhabe am Leben, Einkaufsmöglichkeiten um die Ecke: „Gut versorgt im Alter“ hieß das Thema der SPD im Hersbrucker Hirtenmuseum. Zu den Rednern zählte auch der Direktkandidat der Sozialdemokraten für den Landtag, Andreas Bergmann.
Hersbrucks SPD-Vorsitzender Stephan Krimm nutzte die Einleitung und machte eine kurze Anmerkung zu seiner Gesundheit. Wie berichtet, war er Anwärter auf den Platz des SPD-Direktkandidaten für den Landtag gewesen. Herzbeschwerden hatten seine Ambitionen durchkreuzt.
„Mein Herz schlägt weiterhin Mitte links“, sagte der wiedergenesene Stephan Krimm und führte engagiert durch den Abend. Im fast vollbesetzten Erdgeschoss der Scheune von Hersbrucks Vorzeigeensemble gab es drei Hauptpersonen: Ernst Bergmann, Noch-Landtagsmitglied Dr. Thomas Beyer und Michael Gross, der einen Sitz im Bezirkstag anstrebt.
Zunächst skizzierte Beyer die Lage der Senioren im Landkreis, ohne allzu sehr politisch anzuecken. Das machte anschließend Michael Gross. Der Geschäftsführer der Caritas warb dafür, den Älteren ein möglichst langes Leben zu Hause zu ermöglichen, getreu dem Motto „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Der Bezirkstag soll die ambulante Betreuung besser ausbauen, forderte der Sozialexperte, der ohne Manuskript frei sprach. Vom Landtag möchte er mehr Geld für die sozialen Dienste, was aber „der CSU glatt egal sei“. Und der Bund müsse die Pflegestufen finanziell anders gestalten.
Mit Spannung war der erste Auftritt von Ernst Bergmann in Hersbruck erwartet worden. Immerhin soll der 51-Jährige nach dem Willen der SPD in die großen Fußstapfen von Thomas Beyer treten. Der Altdorfer Stadtrat beschränkte sich in seinem Vortrag auf den Bereich, von dem er als Architekt und Freilandplaner am meisten versteht: Barrierefreiheit im öffentlichen Raum.
Ernst Bergmann zitierte aus technischen Standards wie der „Din Achtzehnnullvierzig“. Weiter thematisierte er das Kopfsteinpflaster in alten Städten wie Hersbruck und die Probleme der Rollstuhlfahrer damit. Allerdings verlor sich der Landtagskandidat manchmal allzu detailverliebt in Einzelheiten, was er aber mit flockigen Formulierungen wettmachte.
Ein großes Problem sieht der Architekt bei der Kollision Denkmalschutz und Barrierefreiheit. Zur Scheune hinter dem Hirtenmuseum führt eine Rampe. Die hätte flacher und länger werden müssen, kritisierte Andreas Bergmann frontal. „Wir durften aber das Vorderhaus – also das Museumsgebäude – nicht abreißen“, warf Altbürgermeister Wolfgang Plattmeier trocken unter dem Schmunzeln des Publikums ein.
In der anschließenden Diskussion überließen Ernst Bergmann und Thomas Beyer weitgehend dem Fachmann Michael Gross das Terrain. Auf den Hinweis von Adolf Loos wegen rechtzeitiger eigener Vorsorge auf das Alter antwortete er mit SPD-Forderungen nach einem höheren Spitzensteuersatz, Vermögensteuer und der Bürgerversicherung.
Der Ellenbacher Paul Rögner berichtete, wie ambulante Versorgung in der Praxis aussieht. Nachts ist der 94-Jährige der einzige, der sich um seine pflegebedürftige Ehefrau kümmert, sagte er als Negativbeispiel. Bauliche Änderungen in der Innenstadt für Sehbehinderte kommen seiner Ansicht nach kaum voran.
Zweite Bürgermeisterin Brigitta Stöber erkundigte sich nach neuen Wohnformen im Alter und Plänen dazu auf Kreisebene. Die drei Redner sehen da Chancen. Zugleich wollen sie aber auch nicht falsche Illusionen aufkommen lassen.
Alternative Modelle wie Wohngemeinschaften, die künstlich Familien nachbilden sollen, sorgen oft rasch für Ernüchterung, sagte Bezirkstagskandidat Michael Gross. Entweder sie erfordern großes Engagement der Bewohner oder sie sind wegen der hohen Kosten laut Thomas Beyer „kein Königsweg“. Weitere Vorschläge aus der Besucherrunde waren Zimmer für arme Leute, ähnlich wie früher im Bürgerspital, und der Einsatz von Ehrenamtlichen.