HERSBRUCK – „Wir haben keinen Zugriff auf das Grundstück, und mit dem Antrag können wir schlafende Hunde wecken“, sagte CSU-Stadtrat Norbert Thiel. Der Hersbrucker Bauausschuss hat sich mit dem Vorschlag der Grünen-Fraktion befasst, auf dem Gelände am Bahnhof rechts preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Außerdem ging es um die Norma-Parkplätze, Car-Sharing und eine Altlast.
Im Kommunalwahlkampf war sozialer Wohnungsbau ein Streitthema gewesen. Einig waren sich alle Parteien und Gruppierungen beim „Ob“. Diskussionen gab es allerdings beim „Wo“. Die meisten Fraktionen favorisieren das geplante Neubaugebiet Haid II zwischen der Südstadt und Ellenbach. Die Grünen-Fraktion machte einen Gegenentwurf: Grundstücke am rechten Bahnhof. Hersbruck beabsichtigt, dort Flächen vom Schienenriesen zu erwerben, und im 2020er-Haushalt sind dafür Finanzmittel eingestellt.
Marcus Seitz begründete die Idee damit, dass zum einen die Wege zum Einkaufen im Zentrum kurz seien und zum anderen außen herum Kindertagesstätten lägen. Unterstützung bekam er von HBG-Mandatsträger Martin Schaffer: „Die Flächen sind bereits versiegelt, jede Änderung dort ist gut, und dort ist Wohnen ohne Auto möglich.“
Noch kein Kaufvertragsentwurf
Im Grunde stimmten Norbert Thiel und Irmgard Raum (FRB) dem Vorschlag zu. Die CSU hatte den sozialen Wohnraum als Erste thematisiert. Allerdings hatte schon Altbürgermeister Wolfgang Plattmeier Verhandlungen mit der Bahn geführt. Rathauschef Robert Ilg hofft zwar auf ein Ergebnis, doch auch er ist, was den Zeitfaktor angeht, realistisch, und die Bahn hat noch keinen Kaufvertragsentwurf vorgelegt.
„Wir sollten zuerst kaufen und dann entscheiden“, wünschte Irmgard Raum eine Vertagung bis zu einer echten Entscheidungsreife. Norbert Thiel präzisierte seine Kritik mit den „schlafenden Hunden“, indem er unterschwellig vor einem höheren Preis oder einer schlechteren Verhandlungsposition durch verfrühte Planungen oder gar Festlegungen warnte.
Lieber für Gewerbe nutzen?
Weniger positiv beurteilte Achim Stötzner von der SPD den Vorschlag. Zwar sei neuer sozialer Wohnraum in Hersbruck notwendig. Durch die Nähe des Bahnhofs sollte auf den fraglichen Flächen aber Handel und Gewerbe angesiedelt werden. Diesen Punkt sprach Robert Ilg ebenfalls an. Denn auch Hersbrucks Flächen für Firmen sind rar. Das Stadtoberhaupt beurteilt zudem die Wohnqualität südlich des Bahnhofs rechts als nicht sehr hoch und bezweifelte die Einschätzung mit den nahen Kitas. Letztlich stimmte der Bauausschuss 8:3 gegen den Grünen-Antrag.
Am Arzbergweg in Richtung Krebsbach erstellt ein Bauträger drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage. Beim Thema Stellplatznachweis war ein ungewöhnlicher Weg angedacht: Die Eigentümergemeinschaft der Wohnanlage sollte im Rahmen eines sogenannten Car-Sharings gemeinschaftlich ein Elektroauto samt Ladestation bekommen. Dafür wären vier Parkplätze entfallen. „Ein Innovativer Ansatz“, bescheinigte Robert Ilg dem Pilot-Projekt. Allerdings liegen die rechtlichen und finanziellen Hürden sehr hoch und führten zu einem Meinungsumschwung.
Norbert Thiel, Irmgard Raum („schade um die Elektrosäule“), Christian Puppa und Martin Schaffer lobten die Idee ebenfalls. Statt des Car-Sharings kommen jetzt wegen des „Parkdrucks“, so Norbert Thiel, in dem Bereich doch vier oberirdische Stellplätze. Christian Puppa regte an, Ladesäulen bei zukünftigen Wohnanlagen zu berücksichtigen, was Robert Ilg sofort unterstützte. Von Martin Schaffer kam der Hinweis, Fördermöglichkeiten für solch „innovative“ Vorhaben zu suchen.
Norma bleibt gleich groß
Bekanntlich strebt die Altensittenbacher Norma einen Um- und Anbau an. Außerdem war beabsichtigt, den Parkplatz in Richtung SVA-Fußballplatz zu erweitern. Diese Vergrößerung ist wieder vom Tisch, das heißt, die Norma will im Süden keine zusätzlichen Stellflächen. „Eine gute Lösung, das hätte man im Vorfeld aber auch leichter haben können“, sagte Robert Ilg. Christian Puppa zeigte sich im Namen der Grünen-Fraktion erfreut, dass dort nun mehrere alte Bäume erhalten bleiben.
In Großviehberg möchte ein Landwirt seinen Rinderstall erweitern und eine Güllegrube neu bauen. Martin Schaffer wünschte mehr Informationen, insbesondere über das Ausbringen der tierischen Hinterlassenschaften. So eine Frage gehört nicht zum Behandeln eines Bauantrages, sagte Robert Ilg dem Stadtratsneuling.
Stadtbaumeister Thomas Beygang berichtete, dass der Abbruch der Fundgrube, der Garagen und Nebengebäude auf dem Posthofareal zügig abgelaufen ist. Allerdings gab es eine unerfreuliche Entdeckung. Im Untergrund befand sich belasteter Bauschutt. Experten stellten überhöhte MKW- (Mineralölkohlenwasserstoffe) sowie Pak-Werte (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) fest. Das Material muss aufwendig mit Nachweisen entsorgt werden. Die Kosten der Umweltmaßnahme belaufen sich auf 15.000 Euro.