Zur Wirtschaftskrise in China

Kein Export, keine Probleme

Haushaltswaren von Fackelmann, wie sie hier Alexander Fackelmann zeigt, sind auch in China beliebt. Sie werden dort in vier Werken hergestellt. Foto: HZ-Archiv2015/09/Fackelmann_01.jpg

HERSBRUCKER SCHWEIZ – Abstürzende Preise für Öl und Kupfer, Aktien auf Talfahrt, ausgereiztes Wachstum, morsche Konjunktur, gedrosselte Produktion: Mit diesen Meldungen versetzt die Wirtschaft der Volksrepublik China seit über einer Woche Börsen und Anleger weltweit in Panik. Allein diese Furcht vor einem abnehmenden Wirtschaftswachstum hat die Kurse rund um den Globus rasant sinken lassen. Laut IHK unterhalten 567 Unternehmen in Mittelfranken Kontakte ins Reich der Mitte. Spüren diese etwas von der chinesischen Krise?

„Der Börsencrash hat für die Firma Fackelmann keine Auswirkungen, da wir keine Waren von Deutschland nach China exportieren“, sagt Robert van Loosen, Marketing-Chef des Hersbrucker Unternehmens klar und abgeklärt. Von der Wirtschaftsförderung im Landkreis ist Ähnliches zu hören. Im Moment klage niemand über Folgen für sein Geschäft, aber viele seien ja auch im Betriebsurlaub.

Van Loosen hat eine Erklärung für die aktuelle Entwicklung parat: „China hat durch massive Lohnerhöhungen und Ausweitung von sozialen Standards Kostennachteile hinnehmen müssen, das heißt, die Produktion dort wird teurer, und Schwierigkeiten im Export.“

Ein Zustand, der zu erwarten war, wie auch der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) klar ist. Denn nur eine langsamere Gangart sorge für eine nachhaltige und gesunde Wirtschaft. Diese hat über die Jahre, durch Investitionen angetrieben, Überkapazitäten produziert, die nun abgebaut werden müssen, so die DIHK.

Die rund 1,4 Milliarden Konsumenten in China sind zwar gerade nicht mehr hungrig nach Gütern, aber noch lange nicht endgültig satt. Fabriken laufen „nur“ noch bei 97 Prozent der Auslastung. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird erstmals seit 25 Jahren nicht mehr zweistellig, sondern lediglich um sechs bis sieben Prozent wachsen, schätzt die DIHK. Das entspricht zirka 700 Milliarden Dollar und damit der Schweizer, niederländischen und türkischen Wirtschaft – zusammen.

Da das asiatische Schwellenland 15 Prozent der globalen Produktionsleistung ausmacht und alle Exporteure vor allem auf die Chinesen als Konsumenten gesetzt haben, lösten die „nur“ noch einstelligen Raten eine panische Sorge vor dem Erlahmen des chinesischen Konjunkturturbos aus. Doch nicht bei den heimischen Firmen, wie Fackelmann. Für die Hersbrucker Badmöbel- und Haushaltswarenhersteller sind andere Länder für den Export interessant.

Dennoch ist Fackelmann seit den 1980er Jahren im Reich der Mitte aktiv, hatte dort auch die erste Firmengründung im Ausland. Mittlerweile produziert das Unternehmen in vier Werken im Süden Chinas Haushaltswaren aus Kunststoff, Metall, Silikon und Holz. Ein eigenes Büro in Hong Kong kümmert sich um die Abwicklung von Containergeschäften und Warenströmen von Australien bis Südamerika, erzählt van Loosen.

In China selbst sind die fränkischen Haushaltswaren als hochwertige Produkte mittlerweile „sehr bekannt und beliebt“, freut sich der Marketing-Chef. Sechs Warenhäuser und zehn Vertriebsbüros stemmen dabei die Versorgung des riesigen Inlandsmarktes. Gefragt sind unter anderem Tellerträger und Wokwender. Wenn an Fackelmann der aktuelle Börsencrash auch vorübergeht, eines hat der Global Player seit einigen Jahren zu spüren bekommen: „Die Lohnkosten steigen dort um 20 Prozent“, sagt Firmenchef Alexander Fackelmann.

Das wachsende Konsumangebot weckt Begehrlichkeiten bei den Chinesen. Die Zeit als Entwicklungsland ist vorbei. Der Tiger ist weiter auf dem Sprung und bleibt – trotz niedrigeren Wachstums ein wichtiger Markt, findet die DIHK.

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