Hersbrucks schweizerische Partnerstadt

Kaum Corona–Kampf am Thuner See

Bis Hersbrucker wieder in den Thuner See bei der Partnerstadt Hilterfingen stechen können – wie hier bei einer Bürgerreise vor einigen Jahren – wird es wegen der Coronakrise wohl noch dauern. | Foto: U. Meckler2020/04/SF1100000000LYX-scaled.jpg

HILTERFINGEN – Die Corona-Krise hält nicht nur Deutschland in Schach, sondern wütet weltweit. Die HZ hat sich nach dem Stand in den Hersbrucker Partnerstädten erkundigt. In der Schweiz ist die Lage noch recht entspannt.

Das schweizerische Hilterfingen kommt mit der Corona-Krise zurecht. „Die Gesundheitsversorgung allgemein in der Schweiz, insbesondere aber in der Gemeinde Hilterfingen, ist sichergestellt“, erklärt Jürg Arn, Gemeindeschreiber (Administrativ Hauptverantwortlicher in Schweizer Gemeinden, vergleichbar mit einem Geschäftsleiter der Stadtverwaltung in Deutschland, d. Red.) von Hilterfingen auf Nachfrage der HZ. Anders als in Deutschland kämpfe die Gemeinde nicht mit fehlender medizinischer Ausrüstung. Demnach haben die Ärzte in Hilterfingen und Hünibach ausreichend Schutz- und Testmaterial, so Arn.

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient erfolge jedoch „mehrheitlich telefonisch oder via E-Mail, was den administrativen Aufwand markant hat ansteigen lassen“. In den umliegenden Krankenhäusern in Thun und Interlaken sei allerdings genug Platz für Corona-Patienten. Schweizweit sind derzeit laut Johns Hopkins-Universität 28.268 Menschen mit dem Virus infiziert (Stand: 22. April, 14.20 Uhr), im Kanton Bern, in dem Hilterfingen liegt, 1639 laut dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit. 69 Personen sind im Kanton an Covid-19 gestorben.

Maßnahmen funktionieren

Dass das Gesundheitssystem der Schweiz noch nicht in die Bredouille kam und die Situation in Hilterfingen noch verhältnismäßig entspannt ist, liegt laut Jürg Arn daran, dass die Maßnahmen des Bundesrates gut funktionieren. Diese ähneln den deutschen Anordnungen. Demnach soll nur noch das Haus verlassen, wer einkaufen, zum Arzt, jemandem helfen oder zur Arbeit muss, weil kein Homeoffice möglich ist.

Menschen über 65 und/oder mit Vorerkrankungen wird nicht verboten, aber dringend abgeraten, das Haus zu verlassen. In der Öffentlichkeit gilt ein Kontaktverbot für Gruppen ab fünf Personen. Die Kontaktbeschränkungen, die von der Hilterfinger Bevölkerung laut Arn gut umgesetzt werden, gelten trotz Lockerungen ab kommender Woche in der Schweiz weiterhin.

Notbetreuung in Schulen

Sämtliche Schulen in Hilterfingen und der gesamten Schweiz sind seit dem 16. März geschlossen. Auch das soll bis 26. April erst einmal so bleiben. Die Schüler würden jedoch zu Hause im Fernunterricht lernen. „Die Situation ist für alle neu und nicht immer einfach“, sagt Arn. Für Kinder, deren Eltern keine Betreuung sicherstellen können, werde in den Schulen eine Notbetreuung angeboten.

Es gibt laut Arn in Hilterfingen einzelne Geschäfte, die vorübergehend schließen mussten. Dazu zählen etwa Friseursalons, Kleidergeschäfte, Physiotherapie- und Fußpflegepraxen. Ab Montag, 27. April, dürfen diese wieder öffnen, Krankenhäuser alle Eingriffe vornehmen, Massage- und Kosmetikstudios, Baumärkte, Blumenläden und Gärtnereien dürfen ihren Betrieb ebenfalls wieder aufnehmen. Der Hilterfinger Gemeinderat wird aber laut Arn in seiner nächsten Sitzung darüber entscheiden, ob kleinen und mittleren Unternehmen, die in gemeindliche Liegenschaften eingemietet sind und den Betrieb einstellen mussten, die Mietzinse erlassen werden sollen.

„Schnell und zielgerecht“

Zudem hat der Bundesrat ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen beschlossen. 60 Milliarden Schweizer Franken (etwa 57,1 Milliarden Euro) stellt der Staat bereit. Mit der Finanzspritze sollen Beschäftigung erhalten, Löhne gesichert und Selbstständige aufgefangen werden. Ähnlich wie in Deutschland heißt es dazu auch auf der Seite des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft, dass Eile geboten sei: „Die Maßnahmen müssen schnell und zielgerecht wirken.“

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