Streuobstinitiative Hersbruck

Gut verträgliche Äpfel aus Hersbruck

Die Sonnenstrahlen der vergangenen Tage locken so langsam die Knospen der Bäume auf der Hersbrucker Streuobstwiese heraus. Damit steigt die Hoffnung auf eine gute Ernte. | Foto: A. Pitsch2021/04/IMG_8498-scaled.jpg

HERSBRUCK – „Eigentlich bin ich kein Freund von „Tag des ..“ und so“, sagt Thomas Helfrich. Doch den ersten Tag der Streuobstwiesen möchte er nutzen – als Werbung für „Gesundheitsäpfel“.

Denn als solche bezeichnet der Vorsitzende der Streuobstinitiative Hersbrucker Alb das Obst, das die alten Sortenbäume tragen. „Viele leiden heutzutage unter einer Apfelallergie“, weiß Helfrich. Dabei trügen die Früchte eine Stofflichkeit in sich, die den Menschen an sich gut tue. „Vor 30 oder 40 Jahren lief das alles unter Esoterik und auch jetzt unterschätzen wir das noch.“

Dabei weiß die Wissenschaft mittlerweile, dass auch Apfelallergiker das Obst dennoch genießen können – wenn es sich um alte, nicht hochgezüchtete Sorten handelt, eben solche von den Streuobstwiesen. Der Grund liegt am hohen Anteil der Polyphenole.

Auf der Liste

Mit diesem Thema beschäftigt sich die Ortsgruppe des Bund Naturschutz Lemgo in einer Forschungskooperation. Daraus ist eine Liste der Apfelsorten entstanden, die für Allergiker geeignet sind, erzählt Helfrich begeistert. Auf der Liste der Anbieter ist nun auch die Streuobstinitiative gelistet.

Proben mussten die Hersbrucker dazu nicht einschicken. „Das geht über die vorhandenen Informationen zu den verbreitetsten Sorten“, erklärt Helfrich. Ausgehend von einem idealisierten Bild lassen sich so Äpfel zuordnen. Wobei man eines aber nie vergessen dürfe: „Es gibt Klone, die in Details verschieden sind, aber die Kernmerkmale müssen stimmen.“

Spannendes Hinschauen

Diese Feinheiten machen die Sortenbestimmung aber gerade für Pomologen zur Herausforderung, verrät Helfrich. Er müsse dann eine Entscheidung „zum jetzigen Kenntnisstand“ treffen, weil vielleicht Beschreibungen und Fotos aus früheren Jahrhunderten fehlen zum exakten Vergleich. „Das ist ja das Spannende.“ Und dass man mehrfach hinschauen muss, findet Helfrich. „Es gibt nicht nur ein Ja oder Nein, sondern immer noch mehr daneben.“

Daher müssten Allergiker auch immer selbst austesten, ob sie die angegeben Äpfel wirklich gut vertragen. „Allergien haben eine große Bandbreite und Äpfel mal mehr oder weniger Polyphenole“, erläutert Helfrich.

Klar sei aber, dass sie gesundheitlich definitiv besser verträglich seien.Und: „Ein Apfel muss nicht immer süß schmecken.“ Er dürfe auch mal eine herbe Note haben. Das können Verbraucher wahrscheinlich im Herbst selbst erschmecken: „Wir planen, einen Teil des Ertrags direkt an den Endkunden zu verkaufen.“ Dazu hofft Helfrich auf eine gute Ernte. „Dass es dieses Jahr länger gedauert hat, bis es warm wird, ist gut.“ So habe der Spätfrost nicht zuschlagen können.

Wissen zum Essen

Mit dieser Aktion will der Verein die Streuobstwiesen – übrigens immaterielles Weltkulturerbe – sozusagen „für die Bevölkerung nutzbar machen“. Helfrich wünscht sich damit, auch Kenntnisse über die alten Sorten weitergeben zu können – vor allem an junge Menschen.

Die schätzt er als sehr gesundheits- und klimabewusst ein und damit auch sensibel für das Allergie-Thema. Zugleich wolle er ihnen vermitteln, dass man im Verein draußen Gemeinschaft erleben kann, ein Ergebnis seines Tuns sieht und etwas lernen kann.

Alt und besonders

Beispielsweise über die Streuobstwiese als Lebensraum. Derzeit beginne man im Verein damit, die Veränderungen in der Wiesenvegetation zu dokumentieren. Dabei fiel auf, dass das Duftveilchen nur in alten Bereichen zu finden ist. „So eine Wiesenentwicklung dauert Jahrzehnte“, sagt Helfrich fasziniert. Wenn man da unbedacht mäht, habe das Konsequenzen. „Dass unser Handeln Auswirkungen hat, das ist ein wichtiger, zu vermittelnder Wert.“

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